Schlaraffenland

Feiertag

Das Schlaraffenland, Pieter Bruegel der Ältere

Schlaraffenland
Das Land in dem Milch und Honig fließen?
06.11.2016 - 07:05
04.07.2016
Pfarrer Hannes Langbein

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Sendung zum Nachlesen
 

Ja, das mag ein schönes Leben

Und ein herrlich Ländchen sein!

Mancher hat sich hinbegeben,

Aber Keiner kam hinein.

Ja, und habt ihr keine Flügel,

Nie gelangt ihr bis ans Tor,

Denn es liegt ein breiter Hügel

Ganz von Pflaumenmus davor.

 

Man ahnt, welches Land Heinrich Hoffmann von Fallersleben gemeint haben könnte.

Wenn ich von gebratenen Tauben erzähle, die einem durch die Luft direkt in den Mund fliegen. Wenn ich von Lebkuchenhäusern und von mit Marzipan gepflasterten Straßen, von aus Würsten geflochtenen Zäunen und von Wolken aus Zuckerwatte erzähle, dann werden es sicher viele vor Augen haben: Das Schlaraffenland! – Das Land der Schlemmer und Müßiggänger. Das Land, in dem Milch und Honig fließen, in dem sich auch ohne Arbeit Geld verdienen und in dem sich das Alter am Jungbrunnen abwaschen lässt. Es ist der Stoff, aus dem Kinder- und Erwachsenenträume gemacht sind. Und: Es ist das Land, in das niemand hinein kommen kann, es sei denn, er oder sie ließe sich über ein Lügenmeer segeln oder fräße sich durch Berge aus Pflaumenmus oder alternativ: Hirse- oder Reisbrei...

 

Woher kennen wir das Land, wenn doch keiner je dort gewesen ist?

 

I don't know why I come here / Knowing as I do / What you really think of me / What I really think of you. / For the innermost decision / That we cannot but obey / For what's left of our religion I lift my voice and pray. / May the lights in The Land of Plenty shine on the truth some day.

– Leonard Cohen, Land of Plenty

 

Ich mache mich auf die Suche nach dem Schlaraffenland. Zunächst in der Bibliothek der Berliner Humboldt Universität. Dort stehen sie, die Erzählungen und Dichtungen vom Schlaraffenland: Das „Honigsüße Lied vom allerbesten Land“, „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant, das „Märchen vom Schlauraffenland“ (!) der Gebrüder Grimm... – Das Motiv von einem Land, in dem sich die Sorgen des Lebens in Luft auflösen sind alt und vielgestaltig. Schon in der griechischen und der lateinischen Antike haben sich Dichter derartige Lebensbedingungen vorgestellt. Doch erst im ausgehenden Mittelalter bekommen diese Vorstellungen Hochkonjunktur. Es sind vor allem die Zeiten des Hungers, in denen sich Menschen nichts sehnlicher wünschen als einen vollen Magen; und in denen sich Hungerfantasien zu Erzählungen verdichten: Zu Märchenfantasien von stets gedeckten Tischen und reichlichen Speisen aller Orten. Aber auch von anderen, verkehrten Welten, in denen sich die Naturgesetze und die Lebensgewohnheiten auf den Kopf stellen: Wo Flüsse den Berg hinauf fließen oder Mäuse einen Bischof weihen... – Die Erzählungen vom Schlaraffenland lassen sich einerseits als satirische Fantasiestücke verstehen, zugleich aber auch als beißende Kritik an den Lebensumständen ihrer Entstehungszeit. Man muss dazu auch die Bibel zur Hand nehmen. Denn auch wenn sich das Schlaraffenland als eine durch und durch säkulare Vision vom irdischen Wohlleben verstehen lässt, als eine Art Paradies auf Erden: Die Erzählungen vom Schlaraffenland speisen sich doch vorwiegend aus biblischen Motiven: Angefangen beim Paradiesgarten, in dem sich ohne Arbeitsmühe von der Hand in den Mund leben lässt. Über das Bild vom „gelobten Land“, in dem „Milch und Honig fließen“. Bis hin zu den Bildern vom „Reich Gottes“ im Neuen Testament: Die kommende Welt, in der Pflanzen, Tiere und Menschen von der allumfassenden Fürsorge Gottes leben – wie es der Evangelist Matthäus beschreibt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“

 

Don't go to church on Sunday / Don't get on my knees to pray / Don't memorize the books of the Bible / I got my own special way / I know Jesus loves me / Maybe just a little bit more / I fall down on my knees every Sunday / At Zerelda Lee's candy store. / Well it's got to be a chocolate Jesus / Make me feel good inside. / Got to be a chocolate Jesus / Keep me satisfied.

– Tom Waits, Chocolate Jesus

 

Erzählungen und Gedichte vom gelobten Land sind die eine Seite. Die andere Seite findet sich in der Alten Pinakothek in München. Dort hängt eines der berühmtesten Bilder des Schlaraffenlandes: Von Pieter Bruegel, dem Älteren, aus dem Jahr 1567. – Dick und feist liegen ein Ritter, ein Bauer und ein Gelehrter mit gespreizten Beinen unter einem Tisch voller Speisen. Der eine starrt regungslos in den Himmel, die anderen scheinen zu schlafen. Im Hintergrund schiebt sich ein Gesättigter durch einen Berg aus Brei, während ein geköpftes Ei und ein gebratenes Schwein mit einem Tranchiermesser in der Seite an den starr herumliegenden Figuren vorbeiziehen. Nichts regt sich. Alle vitalen Funktionen scheinen Dank üppiger Speisen verloren zu sein. – Bruegel malt nicht das ausgelassene, heitere Schlaraffenland, in dem Kinderherzen höher schlagen, auch nicht die biblischen Erlösungsvisionen von einem neuen Leben am Ende der Zeiten. Sondern Bruegel malt die Kehrseite dieser Fantasie: Die Übersättigung, das Zuviel des Guten, den trägen Müßiggang nach übertriebenem Genuss. – Die Theologen seiner Zeit werden anerkennend genickt haben. Schließlich zählen Völlerei, Maßlosigkeit und Trägheit zu den Todsünden – und die haben in diesem Schlaraffenland Hochkonjunktur. Einmal im Jahr, zum Karneval, mochten Ausschweifung, Genuss und Müßiggang von der Kirche sanktioniert zelebriert werden. Aber dann war Fastenzeit. Auch dazu hat Pieter Bruegel ein Bild gemalt: den „Kampf zwischen Karneval und Fasten“, auf dem zwei Welten samt den Konfessionen miteinander streiten. Mit seinem „Schlaraffenland“ malt er eine Art Abschreckungsfantasie, die zu sagen scheint: „Mach Dich bloß nicht auf den Weg dahin! – Wenn Du hier ankommst, bist Du verloren.“

 

It´s not what you thought, when you first began it. / Now you got what you want / And you can hardly stand it though by now you know / it´s not going to stop til you wise up.

– Aimee Mann, Wise up

 

Die Zürcher Psychologin Brigitte Boothe kann in Breugels „Schlaraffenland“ die zentrale Bildbotschaft nachvollziehen. Denn so verlockend das Schlemmen und das Schmausen, so anregend das Freilaufen der Fantasie in den Geschichten vom Schlaraffenland auch sein mag: Für Brigitte Boothe ist das Schlaraffenland eine große Wunscherfüllungsfantasie, deren Attraktivität gerade darin besteht, dass sie nicht in Erfüllung geht. – Wunschfantasien haben ihre psychologische Funktion: Sie helfen immer dann, wenn Menschen einen Mangel erleben und sich mittels Fantasie für einen Moment über den erlebten Mangel hinweghelfen wollen. Aber Wunschfantasien können zu Alpträumen werden, wenn sie wirklich in Erfüllung gehen. Denn dann erdrücken sie unser Sehnen. Dann verunmöglichen sie unsere Träume. – Natürlich wünschen wir uns manchmal, dass uns unbeschwert und ausgelassen die schönsten Dinge zur unbegrenzten Verfügung stehen. Natürlich würden wir es lieben, wenn das wunderbarste Festmahl ewig dauern würde. Aber wir wissen auch, dass es in Wirklichkeit nicht so wäre. Denn dann würden wir schnell in eine tiefe Depression stürzen: Wo nichts mehr zu wünschen übrig bleibt, da versiegen auch die Wünsche. Und mit ihnen die Lebensfreude. Ein Glück also, wenn unsere kühnsten Wünsche nicht in Erfüllung gehen. Aber auch ein Glück, dass wir sie haben. – Für Brigitte Boothe ist das beglückende Ineinander von Habenwollen und Nichthabenkönnen in den Stillleben der Niederländischen Malerei geradezu unnachahmlich ins Bild gesetzt: Da werden den Betrachtern wie im Schlaraffenland die schönsten und ansehnlichsten Köstlichkeiten zum Greifen nah vor Augen gemalt – allerdings nur zum Anschauen. Denn es sind und bleiben Bilder, die das Begehren des Betrachters wecken, aber es nicht erfüllen. So bleiben die Köstlichkeiten für immer attraktiv und frisch und den Betrachtern bleibt Breugels Speisekater erspart. – Ein Glück, dass sich solche Glücksfantasien nicht erfüllen.

 

Wenn ich mir was wünschen dürfte, / käm ich in Verlegenheit, / was ich mir denn wünschen sollte. / Eine schlimme oder gute Zeit. / Wenn ich mir was wünschen dürfte, / möchte ich etwas glücklich sein. / Denn wenn ich gar zu glücklich wäre, / hätt ich Heimweh nach dem Traurigsein.

– Marlene Dietrich, Wenn ich mir was wünschen dürfte

 

Es gibt jemanden, der könnte der Traurigkeit einiges abgewinnen: Joachim Hake, Direktor der Katholischen Akademie in Berlin. Er schätzt gerade die traditionell wenig geschätzten Zwischenstimmungen wie die Traurigkeit und die Müdigkeit. Nicht wegen ihrer latenten Schlaffheit natürlich, sondern wegen ihrer besonderen Empfindsamkeit. Joachim Hake bezieht sich auf den Schriftsteller Peter Handke und den Kulturphilosophen Byung Chul Han, wenn er von der Müdigkeit als einer besonderen Form der Aufmerksamkeit spricht: Eine Aufmerksamkeit, die nichts mit dem schalen Vor-sich-Hindümpeln eines Pieter Breugel zu tun hat, sondern die im besten Sinne empfänglich ist für die Welt. Eine Müdigkeit, die nichts will und nichts ergreift, weil sie die Dinge kommen lässt, weil sie die Dinge empfängt. – Das Schlaraffenland ließe sich vor diesem Hintergrund als sogenannte „Müdigkeitsgesellschaft“ verstehen, deren vornehmste Tugend die Empfänglichkeit wäre. Nicht das Produzieren, nicht der Ehrgeiz, nicht das Strecken und Streben wären die leitenden Tugenden des Schlaraffenlandes. Sondern das Vernehmen. Das Aufnehmen im Dämmerzustand zwischen Traum und Wirklichkeit. – Sicher: Es gibt auch für Joachim Hake eine schlechte Form der Müdigkeit: Nämlich jene, die einen schlaff und kraftlos macht, in der man sich selbst und die Welt aus den Augen verliert. Das Schlaraffenland wäre in dieser Hinsicht als Wunschfantasie einer vom Burnout bedrohten Arbeitsgesellschaft zu verstehen. Doch so wie es eine, Zitat „gottungewollte Müdigkeit“ gibt, gibt es für Joachim Hake auch eine „gottgewollte Müdigkeit“ – und das ist eine, die einer eigentümlich paradoxen Aktivität gleichkommt: Nicht das Ratzen und das Schnarchen wie bei Bruegel. Eher eine, Zitat, „rechtschaffene“ Feiertagsmüdigkeit, die sich nach getaner Arbeit eine besondere Form der Ruhe gönnt: in gelassener Entspanntheit ganz bei sich und bei den Dingen zu sein, die einen umgeben.

 

I'm so tired, I haven't slept a wink, / I'm so tired, my mind is on the blink. / I wonder should I get up and fix myself a drink. / No, no, no. / I'm so tired...

– Beatles, I'm so tired

 

Dabei gibt es die Möglichkeit, nach Herzenslust zu schlemmen und dennoch nicht müde und träge zu werden. – Der Münchner Maler und Kochkünstler Henning von Gierke erzählt mir, wie er sich heute das Schlaraffenland vorstellen würde: durchaus nicht als ein großes Fressen, sondern als eine Art Gourmet-Paradies, in dem Speisen so zubereitet würden, dass sie eben keine Völlegefühle auslösten, sondern lediglich den Genuss beförderten. Henning von Gierke erzählt von einer Küche, die sich darauf versteht, mit Maßen zu hantieren. Von Speisen, die auch beim achten Gang noch keine Sattheitsgefühle auslösen. Und von Molekularköchen, deren Speisen man nicht einmal mehr kauen muss, weil sie nur mit Geschmäckern und gewürzter Luft experimentieren. – In einem solchen Schlaraffenland wäre der sprichwörtliche Brei, durch den man sich auf dem Weg dorthin hindurch essen muss, dann auch nicht aus pappsattmachendem Hirse oder Reis, sondern eher aus getrüffelten Erdäpfeln. Und natürlich wären die berühmten gebratenen Täubchen nicht in Butter, sondern maximal in einem guten Olivenöl gebraten. – Überhaupt, meint von Gierke, müsse man das Schlaraffenland heute ganz anders denken. Nicht nur, weil die meisten hierzulande in übersättigten, schlaraffischen Zeiten leben, in denen prinzipiell alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Sondern auch, weil viele heute zunehmend sorgsam mit ihrem Körper und mit ihrem Essen umgehen. Sie interessieren sich für die Produktions- und Zubereitungsprozesse, die im Schlaraffenland unsichtbar bleiben. Sie kümmert es, ob die gebratenen Tiere für ihren Genuss gelitten haben. Und es ist ihnen nicht einerlei, ob sie nach einem guten Essen schwer und matt oder leicht und beschwingt vom Tisch aufstehen. Entsprechend müssten sich auch die Bilder vom Schlaraffenland verändern: Es ginge um einen fairen Umgang mit der Natur, den Lebewesen und dem eigenen Körper. Und es ginge um einen vorsichtigen Umgang mit Mengen und mit Kalorien. Möglicherweise ginge es am Ende um ein veganes Schlaraffenland, in dem dann freilich auf gebratene Täubchen und den See aus Milch zu verzichten wäre...

 

Rows and flows of angel hair / And ice cream castles in the air / And feather canyons everywhere / I've looked at clouds that way. / But now they only block the sun. / They rain and snow on everyone. / So many things I would have done. / But clouds got in my way...

– Joni Mitchell, Both Sides Now

 

Wie das Schlaraffenland heute weiterzudenken wäre, damit beschäftigte sich Mitte September auch ein Symposium in Berlin mit dem Titel: „Schlaraffenland. Rückkehr zum Mythos“. Dazu hatte die Berliner Künstlerinitiative „kunstplanbau“ eingeladen: Was bedeutet es, von einem Land zu sprechen, in dem es keine Produktion, sondern nur Konsum gibt? Was bedeutet es, von einem Land zu sprechen, in dem es kein Wachstum, sondern nur die Wirklichkeit des Genug gibt? Und was bedeutet es, von einem Land zu reden, in dem das Geld sprichwörtlich auf der Straße liegt und sich entsprechend überflüssig macht? – „Wir müssen wieder über Utopien reden!“, meint der Religionswissenschaftler Andreas Feldtkeller; weil wir sonst stecken bleiben in den Verhältnissen wie sie sind. Das Schlaraffenland ist so eine Utopie. Sie zieht uns hinaus in eine Vision umfassenden Wohllebens. Zugleich ist sie aber auch Ou-topos, also „Nicht-Ort“, der noch keinen Raum gefunden hat. – Ob es dennoch Verwirklichungsformen des Schlaraffenlands gebe, wurde gefragt. – In den Diskussionen ist von einem Allgemeinen Grundeinkommen, von alternativen Formen der Geldwirtschaft, von einer Gesellschaft ohne Wachstum die Rede. Im Pausengespräch treffe ich Hamit – einen jungen Syrer, der vor gut einem Jahr über das Mittelmeer nach Europa gekommen ist. Er erzählt mir von seinen Hoffnungen, die er mit Europa verbunden hat: Hoffnungen auf einen sicheren Schulweg seiner Kinder, eine auskömmliche Arbeit, ein Teil der Gesellschaft zu sein... Und er erzählt mir von den Grenzen, die er überwinden musste – und den Realitäten wie sie sich ihm heute darstellen. Dann treffe ich eine Frau, die überzeugt ist, dass wir in Europa in einem Schlaraffenland leben, sein Wohlstand hart erarbeitet und also verdient sei... – Ein junger Sänger findet sein Schlaraffenland im gelingenden Miteinander mit seinen Mitmenschen. Ein Mädchen erzählt mir von den Freuden der Spielplätze. Ihre Mutter von den seltenen Momenten, in denen alles gut ist, in denen sie gerade gar nichts braucht und wunschlos glücklich ist...

 

Why in the world would anybody put chains on me? / I've paid my dues to make it / Everybody wants me to be what they want me to be / I'm not happy when I try to fake it, no / Ooh, that's why I'm easy / I'm easy like Sunday morning / That's why I'm easy / I'm easy like Sunday morning

– Faith no more, Easy like Sunday morning

 

Vielleicht ist der Sonntag gar kein schlechter Tag für eine Sendung über das Schlaraffenland. Denn als Feiertag ist er der Tag in der Woche, der dem Schlaraffenland am nächsten kommen könnte: Keine geregelte Arbeitszeit, möglicherweise ein schön gedeckter Frühstückstisch, die Perspektive auf einen Tag, der weniger geregelt ist, weniger gehetzt verläuft als andere Tage. Trotz allerlei Entgrenzungen der Arbeit und trotz aller verkaufsoffener Sonntage: Der Sonntag ist nach wie vor ein besonderer Tag: Ein Tag für das seelische und leibliche Wohlergehen – ein Feiertag der „rechtschaffenen“, aufmerksamen Müdigkeit. Ein Stück Schlaraffenland für die Seele.

 

Ganz nach Heinrich Hoffmann von Fallersleben:

 

Kommt, wir wollen uns begeben

Jetzo ins Schlaraffenland!

Seht, da ist ein lustig Leben,

Und das Trauern unbekannt.

Seht, da lässt sich billig zechen

Und umsonst recht lustig sein:

Milch und Honig fließt in Bächen,

Aus den Felsen quillt der Wein.

 

Ja, das mag ein schönes Leben

Und ein herrlich Ländchen sein!

Mancher hat sich hinbegeben,

Aber Keiner kam hinein.

Ja, und habt ihr keine Flügel,

Nie gelangt ihr bis ans Tor,

Denn es liegt ein breiter Hügel

Ganz von Pflaumenmus davor.

 

Vielleicht müssen wir am Ende gar nicht in die Ferne streifen, um Wirklichkeitsbilder vom Schlaraffenland zu entdecken. Vielleicht müssen wir uns gar nicht durch einen Berg aus Pflaumenmus oder aus Hirsebrei essen – oder durch getrüffelten Erdapfel-Kürbis-Brei. Vielleicht reicht auch ein Feiertag, an dem wir unseren Wünschen in Ruhe nachgehen können, ohne sie uns gleich zu erfüllen, an dem wir ungestört träumen und uns die Welt um eine andere Welt weiter werden lassen können, an dem uns seelenruhig und arbeitsmüde Ideen zufliegen können wie wir uns diese, unsere Welt vorstellen – ganz ohne uns zu strecken, sondern als wären sie da, die Bilder vom guten Leben. Als müssten wir sie nur aus der Luft pflücken...

 

I don't know why I come here / Knowing as I do / What you really think of me / What I really think of you. / For the innermost decision / That we cannot but obey. / For what's left of our religion / I lift my voice and pray. / May the lights in The Land of Plenty shine on the truth some day.

04.07.2016
Pfarrer Hannes Langbein