Die richtige Zeit

Morgenandacht
Die richtige Zeit
24.02.2018 - 06:35
11.01.2018
Pfarrer Titus Reinmuth
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So ungefähr jetzt müsste klar sein, ob die guten Vorsätze umgesetzt sind oder nicht. Acht Wochen danach. Für die meisten gilt: Es hat sich erledigt. Es war wieder nichts mit den Vorhaben fürs neue Jahr. Morgens auf der Waage steht genauso viel wie sonst, das bequeme Sofa siegt wieder über den strammen Spaziergang, und das Gespräch mit den Eltern hat doch eigentlich noch Zeit bis Ostern.

 

Wenn ich überlege, wann sich in meinem Leben wirklich etwas verändert hat, dann war das nie zu einem bestimmten Termin, den ich mir gesetzt hatte. Eher war es ein Anstoß von außen. Ein bestimmtes Gespräch, das mich nachdenklich gemacht hat. Oder die Einladung von Freunden: Spiel doch mit in unserer Band!

 

Bei mir kamen Anfang des Jahres zwei Dinge zusammen: Beim jährlichen Checkup hat mir meine Ärztin sehr eindringlich ins Gewissen geredet, anders als sonst. Vielleicht habe ich auch anders zugehört. Denn ein paar Tage vorher landete jemand aus meinem nächsten Umfeld auf einmal im Krankenhaus und musste sich einer Herzoperation stellen. Plötzlich war bei mir der Hebel umgelegt. Plötzlich mache ich das mit der Bewegung: einmal am Tag ein strammer Spaziergang von 30-50min. Gut für Herz und Kreislauf. Plötzlich sehen Cheeseburger und Schokoriegel für mich wie Gift aus, ich mache einen weiten Bogen darum. Und zwar nicht, weil vor acht Wochen der 1. Januar war, sondern weil ich spüre: Jetzt ist die richtige Zeit!

 

In der Bibel, im Griechischen, gibt es ein Wort dafür: Kairos. Es bedeutet: die rechte Zeit, der geeignete Zeitpunkt. Manche haben zehnmal versucht, irgendetwas in Ihrem Leben zu verändern. Und nie hat es geklappt. Und dann kommt der richtige Moment, der ganz persönliche Kairos – und plötzlich geht es!

 

Jesus hat das Wort auch gerne verwendet. Dann ging es nicht um anderes Essen, mehr Bewegung oder andere gute Vorsätze, sondern um das Reich Gottes. Dann wollte er sagen: Jetzt ist die Zeit, in der sich etwas verändert. Jetzt könnt ihr euch berühren lassen von Gottes Botschaft, könnt selbst etwas verändern in eurem Leben. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Auch Jesu Erfahrung war: Es klappt nicht bei jedem und es klappt nicht immer. Da kommt zum Beispiel ein junger Mann zu ihm. Alle wissen: Der ist reich, der gehört zu den führenden Kreisen. Manche wundern sich, warum er mit Jesus sprechen will. Aber irgendetwas beschäftigt ihn. Er kommt also zu Jesus uns fragt ihn: „Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ Jesus erkennt, was ihm fehlt: „Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben.“ Aber als der Mann das hört, wird er unmutig und geht traurig davon, so wird erzählt. Wahrscheinlich war er einfach noch nicht so weit. Er brauchte noch Zeit.

 

Anders bei Levi, dem Zöllner. Jahrelang hatte er gemeinsame Sache mit den Römern gemacht, Steuern und Abgaben von seinen Landsleuten eingetrieben. Wohl auch in die eigene Tasche gewirtschaftet. Auch Levi ist einer von den Reichen, auch er will Jesus sehen. Der lädt sich bei Levi ein und besucht ihn zuhause. Sie verbringen den ganzen Abend zusammen, es wird gegessen, getrunken und geredet. Bekannt ist nur das Ergebnis: Am nächsten Morgen verkündet Levi, er werde die Hälfte seines Besitzes den Armen geben. Und die er betrogen hat, sollen es vierfach zurückbekommen. Hier passte alles. Der Kairos, der richtige Zeitpunkt, war da.

 

Wahrscheinlich kommt es nur darauf an: auf das Gespür für den richtigen Moment. Manchmal spielt Gott einem den richtigen Zeitpunkt zu. Mit einem Gespräch, einem Anstoß von außen. Und plötzlich ist klar: „Jetzt ist es dran! Der Kairos ist da.“ Das wird kaum der erste Januar sein. Vielleicht ist es 5. April oder der 13. Oktober. Oder es passiert heute am 24. Februar. Wir können uns nur offenhalten für den richtigen Moment.

11.01.2018
Pfarrer Titus Reinmuth