Amal

Wort zum Tage
Amal
31.03.2017 - 06:20
29.03.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Amal heißt Hoffnung. „Amal, Berlin“ heißt ein neues online-Nachrichtenportal mit Nachrichten in Persisch und Arabisch – gemacht von jungen Menschen, die in Deutschland eine neue Heimat suchten. Geflüchtet, angekommen, journalistisch ausgebildet und neu gestartet. Wieviel Kraft haben diese Stationen gebraucht? Aus welcher Kraft kommen sie? Und ich befrage mich selbst: Aus welcher Kraft kommen meine Schritte? Wie weit reicht meine Hoffnung als Christin in einem Land, das mir ermöglicht, meine Hoffnung, meinen Glauben, zu leben? Meine Hoffnung nährt sich aus einer großen Geschichte, die erzählt, wie diese alte, verwundete und verbitterte Welt neu werden konnte und kann. Zu hoffen heißt sehen zu lernen: Gott mischt sich ein. Nur scheinbar nicht überall in gleicher Weise. Wo Beziehungen zerbrochen sind, da greift das Alte, da greifen fade Gewohnheiten nach einem. Da macht sich die triste Haltung breit: Muss ja auch ohne Gott gehen. Von wegen, so hält ein Prophet dagegen: Jetzt schon wächst etwas Neues, besagt ein Versprechen Gottes. Das Neue ist da: „wie ein Brief nach langem Schweigen, wie Regen in der Wüste, wie in Seenot Land in Sicht.“ So heißt es in einem Lied. Andererseits sind neue Anfänge oft nicht plötzlich und mit einem Mal da, so wie ein Frühlingsgarten nicht von einer Sekunde auf die andere bunt ist. Zeit und Pflege sind nötig. Und während die Einen in so einem Garten nur Biologie sehen, können die Anderen schon riechen und sich daran freuen, wie Gott sich mit jeder neuen Knospe einmischt. Neue Knospen. Hoffnungsknospen! Die zeigen, dass Gott sich immer wieder Wege überlegt, in die Welt (und in mein Leben) zu kommen. Aus alt wird neu. Nicht unbedingt so, wie ich mir das (Neue) wünsche. Das überlasse Gott. Gott wird wissen, was für mich gut ist, mehr noch als ich selbst. Warum? Ich gehe davon aus, dass Gott mich gut gemacht hat. Siehe es war sehr gut. Das gilt übrigens nicht nur für mich, sondern auch für den lärmenden Nachbar. Als die gut Gemachten auch immer auf die Möglichkeiten des Guten setzen – und das Tag für Tag durchzuhalten – nicht leicht. Die eigenen Wünsche sind nicht das Maß aller Dinge. Das liegt in dieser Geschichte, die weit größer ist als ich selbst, in der ich allerdings vorkomme mit meiner Geschichte. Auch wenn ich nicht weiß, was diese Zukunft für mich bereithält, weiß ich doch, wer mich in Zukunft hält. Amal – Hoffnung, auch wenn die Nachrichten auf dem Berliner Portal oft keinen Grund zur Hoffnung geben. Es Sind ja Nachrichten aus der alten Welt. Aber die Menschen hinter der Arbeit stehen für eine große Hoffnungskraft. Sie sind schon Frühlingsboten einer neuen Welt.

29.03.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel