Schlaflos

Wort zum Tage
Schlaflos
26.09.2016 - 06:23
26.09.2016
Pastor Sebastian Begaße

Nicht alle haben in der letzten Nacht gut geschlafen!

Es ist nicht selbstverständlich, in der Nacht ausruhen zu können. Viele kranke Menschen liegen nachts wach. Andere können oft vor lauter Sorgen nicht schlafen.  Oder weil schlimme Erinnerungen auftauchen.

Die Unruhe  in schlaflosen Nächten ist schwer zu begreifen: Wir ringen vielleicht mit der Angst, nicht zu genügen oder mit der Angst vor Verlusten. Angst gehört zu unserem Leben dazu  - und lässt sich nicht einfach vertreiben. 

Von solch einer Nacht des Ringens erzählt die Bibel eine starke Geschichte: Da ist Jakob auf dem Rückweg in die alte Heimat. Dort hatte er vor vielen Jahren seinen Bruder Esau um den Segen ihres Vaters Isaak betrogen. Wie wird der Bruder ihm nun begegnen? Am Fluss Jabbok macht Jakob eine letzte Rast. Und hier am Fluss, an einem Ort des Übergangs, zwischen zwei Ufern, zwischen Tag und Nacht, Schuld und Urteil, Leben und Tod, greift ihn in der nächtlichen Dunkelheit ein Mann an. Der Kampf dauert bis zum Morgengrauen und will nicht enden.

Jakob begreift, dass er den Kampf nur gewinnen kann, wenn er den Segen als Gegenkraft zur Angst bekommt. Denn er spürt, dass er hier mit Gott ringt. Darum klammert er sich verzweifelt an seinen Angreifer: "Ich lasse dich nicht los, bis dass Du mich segnest" (1. Mose 32,27). Und die Szene endet tatsächlich damit, dass Jakob  überlebt und gesegnet aus diesem Kampf hervorgeht.  Der Segen Gottes ist größer als die Angst, größer als das, was  einem im Dunkeln Angst macht oder einen  überfällt.

Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen. Gott will ein dunkles Gestern in ein helles Morgen verwandeln. Wenn ich mit Dingen ringe und nicht loslassen kann, erinnert mich die Jakobsgeschichte daran: Gott kommt  mir mit seinem Segen entgegen. Das hilft mir, dem Grübeln und Ringen, der Angst und Unruhe etwas entgegenzusetzen.

Im Advent 1937 schreibt der christliche Liederdichter Jochen Klepper ein  Lied, das sein Vertrauen und seine Hoffnung auf Gottes Hilfe so ausdrückt:

 

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen, dem hellen Morgenstern. Auch wer zu Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch Deine Angst und Pein.“

 

Der Morgenstern, die Sonne, Gott selbst drängt die Schatten der Nacht zurück. Im Licht des neuen Morgens kann ich schwierige Dinge anders sehen und anders angehen;  kann mich auch an dem Guten freuen, das ich im Dunklen  nicht sehen konnte. Auch diesen Tag heute hat Gott gemacht. Ich will ihn nicht loslassen, bis er mich segnet.

26.09.2016
Pastor Sebastian Begaße