Mit Jesus zu Tisch

Alt-Katholische Gemeinde Essen

Mit Jesus zu Tisch
Live-Übertragung aus der Alt-Katholischen Friedenskirche, Essen
30.04.2023 - 10:05
03.01.2023
Pfarrer Frank Ewerszumrode
Über die Sendung:

Alt-katholischer Rundfunkgottesdienst am 30. April 2023 aus der Friedenskirche in Essen im Deutschlandfunk, 10.05 bis 11 Uhr

Am vierten Sonntag der Osterzeit steht noch einmal das Evangelium im Mittelpunkt, in dem zwei Jünger auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus sind. Auf diesen Weg gesellt sich Jesus zu ihnen, zunächst unerkannt. Erst als er das Brot bricht erkennen sie, mit wem sie unterwegs gewesen sind.

Pfarrer Dr. Frank Ewerszumrode hält die Predigt und hat die liturgische Leitung.
Die Cappella Montensis mit Organist Patrick Kampf und Tenorsolist Florian Kersten gestalten den Gottesdienst musikalisch mit Liedern und Gesängen aus über 1.000 Jahren Musikgeschichte.

Zur Alt-katholischen Gemeinde Essen gehören aktuell 233 Menschen in Essen, Oberhausen und Mülheim an der Ruhr. Die Friedenskirche, mitten in Essen neben der alten Synagoge, ist für ihre Ausmalung im Jugendstil in der ganzen Region berühmt.

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Predigt zum Nachlesen:

Was die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus erleben, ist von unserem Leben gar nicht so weit weg, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es passiert heute immer wieder. Denn auch wir sitzen immer wieder mit Jesus zu Tisch.

Was passiert in der Geschichte von den beiden Jüngern auf dem Weg in das Dorf Emmaus? Die beiden laufen weg. In Jerusalem haben sie Schlimmes erlebt. Am Ort des Geschehens wollen daher sie nicht bleiben. Auf dem Weg nach Emmaus nun gesellt sich Jesus zu ihnen, mit dem sie vorher herzumgezogen sind Dieser Jesus geht – unerkannt, wie ein Fremder – mit den beiden mit und spricht mit ihnen. Ihm können die beiden ehrlich sagen, was sie gerade auf dem Herzen haben. Jesus antwortet ihnen. Er geht auf das ein, was die beiden beschäftigt. Dabei redet er nicht irgendetwas. Nein, er deutet die Heilige Schrift. Er bringt die Torah, also die ersten fünf Bücher der Bibel, und die Propheten zum Reden. Er erzählt die alten Worte nicht einfach nach. Nein, er bezieht sie auf die Gegenwart, und zwar auf die konkrete Situation der beiden Jünger. Dann setzen sich die drei an einen Tisch. Jesus lobt Gott, bricht das Brot und gibt es ihnen. Erst dann gehen den beiden die Augen auf. Aber vorher schon hat ihr Herz gebrannt. Vorher schon hatten sie so ein wohliges Gefühl. Und waren berührt und ergriffen.

Kommt Ihnen, kommt euch das nicht bekannt vor? Sich versammeln, Worte aus der Bibel hören und ausgelegt bekommen und dann das Brot brechen? Das ist bis heute die grundlegende Struktur unserer Gottesdienste. Ganz gleich, welcher Kirche wir auch angehören, im Grunde läuft es immer so ab: Wir kommen zusammen, Jesus tritt herzu, wir hören die Worte der Heiligen Schrift, wir beziehen sie auf unser Leben und brechen dann das Brot. So feiern wir die Eucharistie, so feiern wir das Abendmahl bis heute. So sitzen auch wir mit Jesus zu Tisch. Der genaue Ablauf, die einzelnen Worte unterscheiden sich in den verschiedenen christlichen Kirchen. Aber im Grunde genommen, feiern wir alle auf die gleiche Weise. Und noch etwas ist immer gleich: Jesus Christus ist wirklich da. Er ist gegenwärtig, wenn wir feiern. Er ist in unserer Mitte. Denn gerade weil er von den Toten auferstanden ist, kann er auch heute noch bei uns sein.

Jesus selbst spricht also mit uns, nicht direkt, aber vermittelt, durch die Lesungen und hoffentlich auch durch die Predigt. Er ist da, wenn wir Eucharistie feiern, wenn wir dabei Gott für all das danken, was er für uns getan hat. Und er ist da, unter oder durch Brot und Wein. Wie das genau vonstatten geht, hat für große Streitigkeiten zwischen den Kirchen und Konfessionen gesorgt. Man wollte nicht nur einfach glauben, dass das so ist. Sondern man wollte halt verstehen, wie denn Jesus durch Brot und Wein präsent sein könne. Aber bei allen Diskussionen dürfen wir das Wichtigste nicht vergessen: Jesus ist wirklich da. Er gibt sich in unsere Hände, wenn wir die Eucharistie, wenn wir das Abendmahl empfangen. Und als alt-katholische Christenmenschen betonen wir: Jesus ist da, weil der Heilige Geist mit Brot und Wein etwas macht. Nicht ein Mensch bewirkt das Wunder, dass Jesus wirklich da, sondern allein der Heilige Geist. Deshalb bitten wir im Eucharistiegebet jedes Mal darum, dass er das Brot und den Wein zu Leib und Blut Christi mache.

Aber: Wir können Jesus nicht festhalten. Die Jünger in Emmaus sehen ihn auf einmal nicht mehr. „Er entschwand ihren Blicken“, heißt es im Evangelium. Aber für die beiden Jünger scheint das keine große Rolle zu spielen. Das, was sie erlebt haben, gibt ihnen so viel neuen Schwung dass sie die 11,5 Kilometer zurück nach Jerusalem scheinbar spielend meistern. Waren sie am Anfang noch deprimiert, sind sie nach der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus voller Kraft und Tatendrang.

Noch etwas anderes ist heute so ähnlich wie damals. Auch wir sind manchmal nicht empfänglich für die Nähe Jesu. Viele Sorgen gehen uns durch den Kopf, gerade in diesen Zeiten, in denen das Leben immer teurer und immer komplizierter wird.

Weil uns so vieles durch den Kopf geht, haben wir manchmal keinen Kopf für Jesus. Gerade dann, wenn uns alles zu viel wird, kann es gut tun, uns einen Moment hinzusetzen, still zu werden und uns ganz bewusst an Jesus zu wenden. So wie Kleopas und der andere Jünger Jesus ihre Sorgen und Nöte sagen konnten, so können wir das auch. Ob uns die Angst vor Krieg im Nacken sitzt, ob wir Geldsorgen haben oder ob die Krankheit eines lieben Menschen uns Sorgen bereitet, bei all dem hört Jesus zu und ist für uns da. Und so wie damals gibt er auch uns neue Kraft und neuen Mut.

Das, was uns der Evangelist Lukas hier erzählt, ist also gar nicht so weit weg von uns im April 2023. Was die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus erleben, geschieht in jeder Feier von Eucharistie und Abendmahl – und nicht nur dort. Der Evangelist Lukas erzählt uns, was seine Gemeinden beim Brotbrechen immer wieder erleben. Seine Worte, die das Abendessen der beiden Jünger mit Jesus schildern, sind bewusst gewählt. Wer sie hört, muss unweigerlich an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod denken. Und so feiern wir es bis heute in den verschiedenen christlichen Kirchen. So nehmen wir Platz, wenn Jesus uns an seinen Tisch einlädt.

Und wozu dient das Ganze? Was haben wir davon? Wir feiern die Eucharistie, um Gott zu danken und um Kraft für unser Leben und für den Alltag zu bekommen. Die beiden Jünger von Emmaus konnten auf diese Weise ihr Leben weiterleben, und zwar so, wie sie es mal ursprünglich, und zwar in der Nähe Jesu, geplant hatten.

Auch bei unseren Feiern soll es so sein. Ich gebe zu: Nicht jeder Gottesdienst ist ein Highlight. Manchmal kommt man auch reichlich frustriert oder gelangweilt wieder zurück nach Hause. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Und hier ist es unsere Aufgabe, als Pfarrerinnen und Pfarrer dafür zu sorgen, dass wir so Gottesdienst feiern, dass man Jesus und seine Kraft spüren kann.

Mit dieser Kraft soll unser Leben schöner und besser werden. Deswegen ist Jesus auch heute noch da und spricht mit uns. Und deswegen sitzt er auch heute noch mit uns am Tisch. So will Jesus auch uns neuen Schwung und neue Zuversicht geben, so wie den beiden Jüngern, die auf einmal ganz schnell wieder in Jerusalem waren.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2023
Pfarrer Frank Ewerszumrode