Vergnügt, erlöst, befreit

Neunkirchen-Wellesweiler

Vergnügt, erlöst, befreit
Live-Übertragung aus der Paul-Gerhardt-Kirche, Wellesweiler
16.04.2023 - 10:05
03.01.2023
Pfarrer Uwe Schmidt
Über die Sendung:

„Vergnügt, erlöst, befreit“ – damit beginnt der von Hanns Dieter Hüsch neu übertragene  Psalm 126. 2017 war er Motto des Reformationsjubiläums der Evangelischen Kirche im Rheinland. Und er steht über diesem Gottesdienst, der sich ganz dem stillen Propheten, Kabarettisten und bekennenden evangelischen Christen vom Niederrhein widmet. Geleitet wird der Gottesdienst vom Pfarrerduo Uwe Schmidt und Bertram Weber.

Die Texte von Hanns Dieter Hüsch liest Gunter Cremer, Staatsschauspieler und Ehrenmitglied des Saarländischen Staatstheaters. Die Musik zu diesem Gottesdienst hat Nino Deda konzipiert. Mit ihm am Flügel und Heidrun Mertes, Cello, werden u.a. einige seiner Vertonungen von Psalmen Hanns Dieter Hüschs von der Kantorei der Paul-Gerhardt-Kirche gesungen.

Evangelischer Rundfunkgottesdienst am Ersten Sonntag nach Ostern (Quasimodigeniti) am 16. April 2023 aus der Paul-Gerhardt-Kirche in Neunkirchen-Wellesweiler live auf SR2 KulturRadio und im Deutschlandfunk ab 10.04 Uhr.

Gottesdienst nachhören:
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Predigt zum Nachlesen:

Unser Glaube ist die Auferstehung der Toten
die allumfassende Liebe und das Reich Jesu das nicht von dieser Welt ist
Unser Glaube heißt nicht Vergeltung und Rache
sondern Vergebung und Versöhnung
er soll trösten Hoffnung und Mut machen denen die im Elend
aber auch uns die wir im Zweifel sind den Menschen oft nicht mehr trauen wollen
und Angst vor der Zukunft haben.
Nehmet einander an das ist so schwer wie es leicht gesagt ist
und eigentlich wollte ich eine ganz andere Predigt halten
vielleicht eine sanftere, eine zärtlichere, eine leisere, ja eine fröhlichere,
denn es ist wieder einmal die Zeit gekommen, wo man das sagen muss,
was man schon tausendmal gesagt hat oder wie das heißt das neue Wort „thematisiert“ hat, nämlich das zu werden und zu sein, was wir eigentlich sind: Gottes Kinder.

(Gedicht: Hans Dieter Hüsch: Ein gütiges Machtwort, 2012)

 

S1 (Weber): Hüschs Worte sind wie kleine Predigten!

S2 (Schmidt): Ja, vor allem sind seine Texte häufig kurz und prägnant.

S1: Das liegt vielleicht an seiner rheinischen Herkunft, Sachverhalte mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen.

S2: Seine Texte stimmen zuweilen nachdenklich. Sie lassen vor allem seinen Glauben durchscheinen.

S1: Dann lassen wir doch gleich noch einmal Hüsch selbst zu Wort kommen:

Ich setze auf die Liebe Das ist das Thema Den Hass aus der Welt zu entfernen
Bis wir bereit sind zu lernen Dass Macht Gewalt Rache und Sieg
Nichts anderes bedeuten als ewiger Krieg Auf Erden und dann auf den Sternen
Ich setze auf die Liebe
Wenn Sturm mich in die Knie zwingt Und Angst in meine Schläfen buchstabiert
Ein dunkler Abend mir die Sinne trübt Ein Freund im anderen Lager singt
Ein junger Mensch den Kopf verliert Ein alter Mensch den Abschied übt
Ich setze auf die Liebe
Das ist das Thema Den Hass aus der Welt zu vertreiben Ihn immer neu zu beschreiben
Die einen sagen es läge am Geld Die andern sagen es wäre die Welt
Sie läg in den falschen Händen Jeder weiß besser woran es liegt
Doch es hat noch niemand den Hass besiegt Ohne ihn selbst zu beenden
Er kann mir sagen was er will Er kann mir singen wie er´s meint
Und mir erklären was er muss Und mir begründen wie er´s braucht
Ich setze auf die Liebe! Schluss! Gott schütze Euch
Gott schütze und befreie uns. Amen.
 

(Gedicht: Hans Dieter Hüsch)

 

S1: Das gefällt mir: Ich setze auf die Liebe!
Gott ist die LIEBE, heißt es im 1. Johannesbrief.
Gott ist die Liebe und Gott will das Leben!
Darum dürften auch um Gottes willen niemals Kriege sein.

S2: Die Welt sieht aber ganz anders aus. Kriege in vielen Teilen der Erde. Hunger und Elend unter den Menschen; und nicht nur in der Ferne und woanders ist die Welt in Unordnung!
Häufig genug stimmt es hier mitten unter uns nicht. Vieles ist ungerecht! Wenn ich daran denke, wie Menschen an ihrem Arbeitsplatz von anderen gemobbt werden; oder Frauen, die ein Leben lang arbeiten und sich für ihre Familien einsetzen, aber dann im Alter mit kleinen Renten auskommen müssen.

S1: Das stimmt: Es ist nicht in Ordnung, dass besonders Frauen sich mit kleinen Renten begnügen müssen. Erst recht ist es nicht in Ordnung, wenn heute noch Frauen im Verhältnis zu Männern für dieselbe Arbeit schlechter bezahlt werden.

S2: Die Welt ist nicht heil, und das Leben ist nicht immer fair.

S1: Das sagst du zurecht! Ich kenne viele, die an dieser Welt und daran, was sie schon alles in ihrem Leben durchmachen mussten, verzweifeln könnten.

S 2: Darum finde ich den Gedanken von Hüsch so inspirierend: Ich setze auf die Liebe!
Die Liebe Gottes ist es doch, die unserer Welt eine andere Richtung verleiht. Die Liebe Gottes besiegt den Tod und bringt neues Leben.

S 1: Genau das haben wir vor einer Woche an Ostern gefeiert: Der Sieg über den Tod und das neue Leben!

S 2: Wie hältst du es eigentlich mit dem Glauben an die Auferstehung? So mal von Pfarrer zu Pfarrer gefragt.

S 1: Ostern ist für mich das zentrale Geschehen in unserer christlichen Religion. Was da geschehen ist, das macht den Unterschied zwischen Christenmenschen und allen anderen, die es vielleicht „gut meinen“ und menschlich handeln.

S 2: Die Frage ist für mich: Ist Jesus wirklich auferstanden?

S 1: Für mich ist Jesus wirklich auferstanden! Wie das geschehen ist, kann ich natürlich auch nicht erklären. Aber ich bin überzeugt: Die Frauen haben das Grab leer gefunden. Das alles hat erst die christliche Bewegung ausgelöst. Ohne die Auferstehung würde es vielleicht das Christentum heute nicht geben.

S 2: Das sehe ich genauso. Jesus lebt! Die österliche Erfahrung hat erst richtig die Menschen begeistert und bewegt. Ostern hat die Welt verändert. Menschen sind in die Fußspuren von Jesus getreten und tragen bis heute die Liebe Gottes in die Welt.

S 1: Ich setze auf die Liebe, sagt Hanns Dieter Hüsch.

S 2: Dann lass uns mal auf die Liebe setzen! Die Liebe Gottes gilt vorbehaltlos allen Menschen. Die Liebe Gottes spornt noch immer Menschen an!

S 1: Darum engagieren sich Menschen ehrenamtlich in Kirchengemeinden, arbeiten in Besuchsdienstkreisen mit oder sie helfen in Projekten wie den Tafeln und tun so etwas für die Bedürftigen in unserer Stadt. Andere helfen Neuankömmlingen bei Behördengängen oder bei der Wohnungssuche, geben ehrenamtlich Deutschunterricht. Viele engagieren sich in Naturprojekten und tun was für die Umwelt.

S 2: Auf die Liebe setzen, wie Hanns Dieter Hüsch es formulierte, das kann ganz viele unterschiedliche Facetten haben.
Hüsch selbst war übrigens ein sehr engagierter Christ. In vielen seinen Texten mahnt er zum Frieden und zur Versöhnung unter den Menschen.
Als Zeitzeuge des 2. Weltkriegs wirkte er sehr aktiv in der Friedensbewegung mit und legte immer großen Wert auf christliche Toleranz.

S 1: Das ist für mich ein Grund, warum ich Texte von Hanns Dieter Hüsch so schätze. Sie sind geprägt von einem ehrlichen Glauben und der tiefen religiösen Überzeugung: Gott will das Leben für alle Menschen und die gesamte Schöpfung.

S 2: Außerdem kann ich gerade aus Hüschs Psalmübertragungen in schwierigen Situationen Halt und Trost finden. Es gelingt ihm wirklich, in Anlehnung an einen seiner Buchtitel, das Schwere leicht zu sagen. Manchmal brauchen Menschen ermutigende Worte.
Ich finde, es lohnt immer wieder mal bei Hüsch nachzuschlagen.
Ich bin sogar der Meinung, seine Worte helfen Menschen einen Zugang zu Gott und christlichem Glauben zu finden. Seine Texte „erden“ irgendwie Gott, bringen Gott einem Menschen nah.

S 1: Wenn Gott Menschen nahe ist, dann leben sie auch das, was Gott wichtig ist: Liebe und Frieden für alle Welt. Möge es uns immer wieder gelingen. Friede sei mit uns allen! Amen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2023
Pfarrer Uwe Schmidt