Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Gemeinfrei via unsplash.com (Lightscape)

Fürchte dich nicht!
Ermutigung durch die Engel
25.12.2018 - 07:05
27.06.2018
Angelika Scholte-Reh
Über die Sendung:

Freundlicher Zuspruch, liebevolle Ermahnung, Stärkung in einer schwierigen Situation:

Fürchte dich nicht! Fürchtet euch nicht! Die biblischen Grundworte ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichten rund um die Geburt Jesu. Und sie wirken weiter. 

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Sendung nachlesen:

„Fürchte dich nicht!“

Freundlicher Zuspruch, liebevolle Ermahnung, Stärkung in einer schwierigen Situation.

„Fürchte dich nicht!“ Die Engel der Weihnachtsgeschichten sagen das unterschiedlichen Menschen. Ihr Zuspruch zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten: „Fürchte dich nicht, sei zuversichtlich, Gott ist mit Dir!“

 

Gott schickte den Engel Gabriel zu einer jungen Frau in die Stadt Nazaret in Galiläa. Sie hieß Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: »Ich grüße dich, Gott hat dir seine Gnade geschenkt. Der Herr ist mit dir.« Maria erschrak über diese Worte. Da sagte der Engel zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria. Durch Gottes Gnade bist du erwählt. Sieh doch: Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Du sollst ihm den Namen Jesus geben. Die Kraft des Höchsten wird dieses Wunder in dir bewirken. Deshalb wird das Kind, das du erwartest, heilig sein und ›Sohn Gottes‹ genannt werden. Was Gott sagt, macht er wahr.« Da sagte Maria: »Sieh doch: Ich diene dem Herrn. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.«

(Lukas 1,26-38, Basisbibel, in Auszügen)

 

Wer sollte nicht erschrecken, wenn ganz unerwartet ein Engel in das Leben tritt? Ein Moment, in dem der Himmel offen ist, strahlend, so anders, dass wir das mit unserem Alltagswissen nicht verstehen können. Für einen Augenblick öffnet sich Marias Welt der Unendlichkeit und in ihre Seele mischen sich Ehrfurcht und Angst. Sie ist verwirrt und ratlos.

„Fürchte dich nicht! Gott ist mit dir!“ sagt der Engel und verkündet, was Gott vorhat: Maria, die einfache junge Frau aus Galiläa, wird Gottes Sohn zur Welt bringen, ihm eine liebevolle Mutter sein, seinen Weg begleiten.

Erstaunen und Besorgnis, Maria ahnt schon, dass dieser Weg nicht einfach sein wird. Und sie findet sich selbst zu jung, zu schwach, zu unbedeutend. Wie soll sie das schaffen? „Gottes Kraft wird das bewirken.“ verspricht ihr der Engel: Nicht du musst das tun. Gott wird es tun und mit dir gehen, dich stärken, das Wunder vollbringen. „Was Gott sagt, macht er wahr!“ Und Maria findet ihre Zustimmung zu Gottes Ruf, vertrauensvoll: „Wenn Gott das will, dann soll es so sein!“

 

Dem Heiligen begegnen. Menschen erzählen von solchen besonderen Momenten: Da ist der Himmel offen, der Augenblick weitet sich und die Seele ist berührt von der Ewigkeit. Eine Frau erzählt: „Als die Menschen in der kleinen Gemeinde mich herzlich willkommen geheißen haben, wir miteinander gebetet, gesungen haben und dann die Seligpreisungen gelesen wurden, war ich überwältigt: Ich habe mich bis tief in mein Inneres angenommen und von Gott geliebt gefühlt.“ Das Strahlen einer solchen Begegnung geht ein Leben lang mit und ist doch so fremd, dass wir es schwer haben, Worte dafür zu finden. Gott war da, in meinem Leben.

„Fürchte dich nicht!“ Jetzt hast Du erlebt: „Gott ist da, auch in deinem Leben!“ Ein Mensch kann davon erzählen, von diesem besonderen Moment, der alles in Frage stellt und natürlich verwirrt und das Leben auf den Kopf stellt. Es bleibt immer seine oder ihre ganz persönliche Erfahrung, anzweifelbar, vielleicht auch Ursache für Hohn und Spott.

„Fürchte dich nicht!“ Gott geht mit dir! Du bist Gott wichtig. Gott gibt deinem Leben Sinn und die Kraft, seinem Ruf zu folgen und dein ganz eigenes Leben zu leben. Wir sind Gott wichtig, so wie wir sind, Gotteskinder, geliebt, wunderbar, beschenkt mit Gaben. Gott hat einen Platz in seinem Reich für jeden und jede von uns! Und was Gott verheißt, das macht er wahr.

 

 

Zur Geburt von Jesus Christus kam es so: Seine Mutter Maria war mit Josef verlobt. Sie hatten noch nicht miteinander geschlafen. Da stellte sich heraus, dass Maria schwanger war – aus dem Heiligen Geist. Ihr Mann Josef hielt Gottes Gebote, aber er wollte Maria nicht bloßstellen. Ohne Aufsehen zu erregen, wollte er sich von ihr trennen.

Sieh doch: Ein Engel des Herrn erschien ihm im Traum und sagte: »Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, deine Frau Maria zu dir zu nehmen! Denn das Kind, das sie erwartet, ist aus dem Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn zur Welt bringen. Du sollst ihm den Namen Jesus geben. Denn er wird sein Volk retten: Er befreit es von aller Schuld.«

Josef wachte auf. Er tat das, was ihm der Engel des Herrn befohlen hatte: Er nahm seine Frau zu sich. Er schlief nicht mit Maria, bis sie ihren Sohn zur Welt brachte. Und er gab ihm den Namen Jesus.

(Matthäus 1,18-25, Basisbibel, in Auszügen)

 

„Fürchte dich nicht!“, sagt der Engel zu Josef. Was sollen die Leute sagen? Seine junge Braut ist vor der Hochzeit schwanger! Sie werden ihn doch auslachen, sich lustig machen, ihm dies und das nachsagen. Dieser hat das gehört, jene hat sich anderes zusammengereimt und alle wissen es besser, ohne je mit Maria gesprochen zu haben. Stolz ist sie, trägt den Kopf zu hoch. Jetzt kannst du sehen, was sie davon hat! Und Josef setzt sie Hörner auf. Ein Kuckuckskind! Diese Schmach will Josef nicht aushalten. Das dumme Geschwätz der Menschen verwirrt ihn. Kann er Maria glauben? Vielleicht hat sie ihn ja wirklich belogen? Zweifel und Misstrauen, Angst und Scham kriechen ihm in die Glieder. Die üble Nachrede tut ihr zerstörerisches Werk.

Und dann kommt im Traum der Engel zu ihm: „Fürchte dich nicht! Vertrau Deinem Herzen, Josef! Du weißt doch längst, dass Maria recht hat. Das Kind, das sie bekommt, ist Gottes Kind und du sollst ihm ein guter Vater sein!“ Gott greift ein, sendet einen Boten. Worte voller Verheißung geben dem Zweifelnden Sicherheit. Gott ist da. Das bannt die Angst. Sollen die Leute doch reden. Und Josef heiratet Maria. Die Liebe siegt.

 

„Fürchte dich nicht!“ Manchmal wünsche ich mir so einen Engel, der mir und anderen im Traum erscheint und die Dinge zurechtrückt, der üblen Nachrede wehrt und dummes Gerede als eben das aufdeckt. So einen Engel, der dann sagt: „Folge deinem Herzen, lass dich nicht irre machen von diesem und jenem, was die Menschen sagen und damit Unfrieden säen und Angst herbeireden.“ Und dann möchte ich den oder die andere ansehen und mich einfühlen, den bösen Worten nicht glauben, meine Angst begrenzen und gegen den Strom schwimmen, Vertrauen schenken und zu meinem Freund, meiner Freundin stehen. Ich möchte nachfragen, erfahren, wie es wirklich ist und nicht den schrägen Urteilen der anderen glauben.

„Fürchte dich nicht!“ Tröstlich finde ich immer wieder: Gott kennt die Wahrheit. Was die Leute auch sagen. Das ist wie ein Schutzschild gegen alle Boshaftigkeit und wie fester Boden unter den Füßen, wenn die Welt ins Wanken gerät.

„Fürchte dich nicht!“ Gottes Macht ist stärker als alles Böse der Welt. Selbst wenn es sich manchmal so anfühlt: Wir sind nicht allein. Gott ist an unserer Seite. Die Liebe siegt.

 

In der Gegend von Betlehem waren Hirten draußen auf den Feldern. Sie hielten in der Nacht Wache bei ihrer Herde. Auf einmal trat der Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie. Die Hirten erschraken und bekamen große Angst. Der Engel sagte zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Seht doch: Ich bringe euch eine Freudenbotschaft. Im ganzen Volk wird große Freude herrschen. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden: Er ist Christus, der Herr.« Plötzlich war der Engel umgeben vom ganzen himmlischen Heer der Engel. Die lobten Gott und riefen: »Gottes Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe! Und sein Friede kommt auf die Erde zu den Menschen, denen er sich in Liebe zuwendet!«

(Lukas 2,8-14, Basisbibel, in Auszügen)

 

„Fürchte dich nicht!“ sagt der Engel zu den Hirten, als sie da auf dem weiten Feld dem Heiligen begegnen. Die einfachen Leute, die sonst kaum jemand wahrnimmt, die niemand achtet, stehen im Mittelpunkt des Weltgeschehens: Sollen sie wirklich die Ersten sein, die von Gottes Kommen in die Welt erfahren? Das ist bestimmt eine Halluzination, ein Hirngespinst. Das haben sie sich eingebildet. Um sie herum erstrahlt der Himmel in einem Leuchten, das sie so bisher nie gesehen haben; erklingt in einem Gesang, den sie so noch nie gehört haben. Der Engel bringt gute Botschaft. „Ihr begegnet Gott, hier, auf dem Feld. Denn euch meint Gott zuerst, die, die am Rand stehen.“

Und Die Hirten machen sich auf den Weg, glauben dem Wunderbaren, das ihnen begegnet ist. Man kann ja mal sehen, ob das wirklich stimmt. Neugierig, überwältigt von dem Engelsmoment, überwinden sie alle Angst, gehen durch die dunkle Nacht und finden das Wunder: Gott ist da, in einem Kind, zart und zerbrechlich, sie sehen ihn „arm in einer Krippe liegend“. Nein, nicht auf Seidenkissen und in einem Palast. In einem Stall, auf ihren Feldern. Gott wurde einer von ihnen.

 

Ich habe einen kleinen Jungen auf dem Arm. In den nächsten Wochen soll er getauft werden. Tief blickt er mir in die Augen, als könne er in meine Seele blicken. Wir werden ganz still, das Kind und ich. Ein Augenblick voller Heiligkeit. Gott ist da, in diesem Kind, wie in jedem Kind. Meine Haut kribbelt und um mein Herz breitet sich angenehme Wärme aus. Als ich ihn vorsichtig segne, entspannt sich der Kleine und lächelt. Kostbarer Augenblick. Wenn dir Gott begegnet, trau dir selbst: Da ist Gott, mitten in deinem Leben, voller Güte. Ich staune.

„Fürchte dich nicht!“ Lass dich nicht irre machen in deinem Glauben, von Menschen, die es leider nicht besser wissen, weil ihre Seelen verschlossen sind. Wer Gott begegnet mitten im Alltag, aufscheinend, die Perspektiven weitend, im ersten Sonnenstrahl, im Gesang der Vögel, im Lächeln des geliebten Menschen, wer Gott begegnet, sieht die Welt mit anderen Augen. „Sei zuversichtlich!“ Der Glaube ist oft klüger, lebensklüger als all das Rationale. Das ist allzu beschränkt und begrenzt die Welt auf das, was sichtbar ist. Die Hirten haben den Engeln vertraut und das Wunder gefunden.

Gott legt seine Spuren mitten in unserem Leben. Wenn wir der Spur folgen, werden wir ihn finden - oft dort, wo wir ihn nicht erwartet haben.

 

Jesus wurde in Betlehem in Judäa geboren zu der Zeit, als Herodes König war. Sieh doch:

Es kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem. Sie fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Osten gesehen. Wir sind gekommen, um ihn anzubeten.« Als König Herodes das hörte, erschrak er. Er rief zu sich alle Priester und Schriftgelehrten des Volkes. Er fragte sie: »Wo soll der Christus geboren werden?« Sie antworteten ihm: »In Betlehem in Judäa!« Später rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich. Er erkundigte sich bei ihnen und schickte er sie nach Betlehem und sagte: »Geht und sucht überall nach dem Kind! Wenn ihr es findet, gebt mir Bescheid! Dann will auch ich kommen und es anbeten.« Nachdem die Sterndeuter den König gehört hatten, machten sie sich auf den Weg. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Gott befahl ihnen im Traum: »Geht nicht wieder zu Herodes!« Deshalb kehrten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.

(Matthäus 2,1-12, Basisbibel, in Auszügen)

 

Im Traum kommt Gott oder sein Engel zu den Weisen. Sie hören, was er sagt, und kehren nicht zu Herodes zurück, sondern schlagen einen anderen Weg ein. Sie lassen sich nicht einwickeln in das tödliche Spiel der Macht, das er mit ihnen spielen will. Machtversessen und verschlagen ist Herodes. Solche Menschen machen anderen Angst. Die möchte man nicht zum Feind haben, sich nicht öffentlich gegen sie stellen. Herodes lässt später alle Kinder in Bethlehem umbringen. Ein Kind, das seine Herrschaft gefährden könnte, ist eine Gefahr.

„Fürchtet euch nicht!“ Die Weisen haben nicht getan, was der Herrscher wollte, sind einen anderen Weg gegangen, haben das Böse begrenzt. Sie haben dem Guten Raum gegeben und es größer werden lassen.

 

„Fürchte dich nicht!“ Wie das ist, wenn eine Atmosphäre der Angst sich in einem Dorf breitmacht, Menschen den Kopf einziehen, lieber nichts sagen, dem Bösen nicht wehren, sich still und heimlich zurückziehen oder sogar die verteidigen, die menschenverachtende Ideologien vertreten, das alles können wir hier und dort in Ostsachsen und Südbrandenburg hautnah erleben. Böses als böse zu benennen, für die offene Zivilgesellschaft einzutreten und mutig die eigene Meinung zu sagen, kann schon gefährlich sein. Die Bedrohung ist wenig fassbar und doch oft sehr konkret. Furcht kriecht hinein in die Seele, steckt tief innen, bringt Menschen dazu, den Kopf einzuziehen, und am Ende sich selbst untreu zu werden, wegzugehen, den Mund zu halten, sich an dieser und jener üblen Nachrede zu beteiligen, Freundinnen und Freunde zu verraten

 

„Fürchte dich nicht!“ Ich stelle mir vor, dass ein Engel kommt und sagt: „Lass nicht zu, dass die Angst dir die Luft zum Atmen nimmt und sich in deiner Seele einnistet. Folge dem Guten, sag die Wahrheit, begrenze das Böse. Trage Deinen Kopf aufrecht und lass Dich nicht verbiegen. Gott ist mit auf dem Weg. Wo immer Menschen seinem Ruf folgen, wird das Gute im Leben Wurzeln schlagen und die Liebe unter den Menschen einziehen und wohnen.“

 

Am Heiligen Abend hieß mein ganz persönlicher Weihnachtsengel Annika. Als ich mit meiner Predigt die Stufen zum Altar der Kirche hinaufstieg, stand die Dreijährige aus ihrer Bank auf, ging hinter mir her und stellte sich an meine Seite. Sie nahm den Ringfinger und den kleinen Finger meiner rechten Hand in ihre kleine, warme Kinderhand. So blieb sie neben mir stehen, sah mit ihrem neugierigen und freundlichen Kinderblick in die Gemeinde und sagte so auf ihre Weise „Fürchte dich nicht!“ Gott geht mit auf dem Weg des Lebens, in den Weihnachtsgeschichten, heute, hier bei uns. Und Gott wird morgen für uns da sein, wohin wir auch gehen. Die Gemeinde war berührt. Ein kleines Kind, das mit der Pfarrerin die Weihnachtsbotschaft verkündet, durch eine kleine, große Geste, mit seinem offenen, leuchtenden Blick. Mit mir ging noch viele Tage das Gefühl ihrer kleinen Hand. Der kindgewordene Gott sagt: „Ich bin bei dir! Die Liebe ist stärker. Und sie wird bleiben.“

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

Musik dieser Sendung:

  1. Das innere Licht, Hans-Jürgen Hufeisen, Weihnachtsengel. Musikalische Bilder
  2. Aufrichtung im Traum, Hans-Jürgen Hufeisen, Weihnachtsengel. Musikalische Bilder
  3. Friedensbotschaft, Hans-Jürgen Hufeisen, Weihnachtsengel. Musikalische Bilder
  4. Der andere Weg, Hans-Jürgen Hufeisen, Weihnachtsengel. Musikalische Bilder
  5. Gottes Herz, Hans-Jürgen Hufeisen, Weihnachtsengel. Musikalische Bilder
     
27.06.2018
Angelika Scholte-Reh