"Let the sunshine in!"

Gemeinfrei via Unsplash/ Todd Rhines

"Let the sunshine in!"
Wie die Sonne den Glauben prägt
17.07.2022 - 07:05
11.06.2022
Uwe Birnstein
Über die Sendung:

Schon Paul Gerhardt und die Beatles haben in ihren Liedern "Die güldne Sonne" und "Here comes the sun" davon geschrieben: Eine verlässlichere Kraftquelle als die Sonne gibt es nicht. Gott lässt seine Sonne immer wieder aufgehen über den Menschen. Uwe Birnstein im "Feiertag" über die Symbolkraft der Sonne für den christlichen Glauben.

Der "Feiertag" im DLF zum Nachhören und Nachlesen.

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Viel Inhalt braucht es nicht, um einen Welthit zu landen. Oft reicht eine Binsenweisheit. Zum Beispiel: Auf jede Nacht folgt ein Tag. Oder: Nach einem langen dunklen Winter wärmt und erhellt die Sonne wieder die Welt. Die Beatles wussten um die symbolische Strahlkraft der Sonne. Im Frühjahr 1969 herrschte eisige Stimmung zwischen den Pilzköpfen. George Harrison hatte eine Operation hinter sich und Ärger mit den Behörden wegen Drogenbesitz. Als die ersten Strahlen der Frühlingssonne die Tage wieder heller und wärmer machten, verzog er sich mit einer Gitarre in den Garten – und in der Sonne kamen ihm eine Melodie und Zeilen in den Sinn, die bis heute Millionen Menschen warme Gefühle machen: „Here comes the sun!“

 

„Here comes the Sun“ wurde ein Welthit. Das Thema ist ja gar nicht neu. In gewisser Weise fußt der Erfolg des Songs auf der Botschaft eines alten Kirchenlieds. Auch das wird weltweit gesungen – meist in Gottesdiensten und von vielen Stimmen.

 

Die güldne Sonne voll Freud und Wonne    
bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen 
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder die lagen danieder.
Aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

 

Die güld‘ne Sonne gehört zu den Hits des Evangelischen Gesangbuchs – seit gut 350 Jahren. Der Text stammt von Paul Gerhardt. Der evangelische Pastor und Dichter schrieb ihn ebenfalls als eine Art fromme Selbsttherapie. Vier seiner fünf Kinder waren in jungen Jahren gestorben, das letzte als Säugling. Gerhardt hatte die Gewalt des Dreißigjährigen Krieges erlebt und viele Lebenstäler durchwandert. Nun drohte ihm die Entlassung aus dem Pfarramt der Berliner Nikolaikirche. Der Blick auf die güld’ne Sonne half ihm, die Hoffnung nicht zu verlieren.

Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende;    
nach Meeresbrausen und Windessausen     
leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht.

 

Fast scheint es: Eine verlässlichere Kraftquelle als die Sonne gibt es nicht. Diese Erkenntnis teilen wir heutige Menschen mit den Menschen anderer Zeiten, Kulturen und Religionen.

In unzähligen Anläufen und mit den jeweiligen Mitteln ihrer Zeit versuchten sie, das Geheimnis der Sonne zu lüften – oder besser: in die Sonne ein Geheimnis hineinzulegen. Wer sich auf Spurensuche begibt, entdeckt kuriose Vorstellungen und bahnbrechende Erkenntnisse, verwunderliche Ideen und kühne Forscher, biblische Glaubenstiefen und merkwürdige Sonnenanbeter.

 

Nebra, ein kleiner Ort zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen. In der Nähe, auf dem Mittelberg, fanden Raubgräber im Jahr 1999 eine Scheibe aus Bronze, 32 cm im Durchmesser. Sie zeigt auf grünem Hintergrund den Himmel: Sonne, Mond und viele goldene Sterne. Dazu eine Mondsichel und eine Sonnenbarke.

Auf dubiosen Wegen gelangte das außergewöhnliche Relikt der Vorzeit in die Obhut der Wissenschaft. Historiker frohlockten: ein Jahrhundertfund! Nicht nur, weil die Scheibe überaus kunstvoll gearbeitet wurde. Auch, weil sie zeigt: Schon vor 4000 Jahren, in der Bronzezeit, wussten die Menschen sehr viel über die Sonne und über die Gestirne.

 

Forscher stellten Theorien auf, wozu die Himmelsscheibe gedient haben könnte. Womöglich war sie eine Erinnerungshilfe dafür, wann die beste Zeit der Aussaat und der Ernte war –nämlich dann, wenn der Sternenhaufen der Plejaden an besonderer Stelle im Himmel zu sehen ist. Und: Wird die Scheibe gen Brocken ausgerichtet, den höchsten Berg des Harzes - dann wird sie zu einer Art Kalender, mit dem die Frühlings- und Herbstsonnenwende exakt zu bestimmen sind.

Wissenschaftler kamen zu dem Schluss: Wichtige Menschen steigerten mit der Scheibe ihre Macht und ihr Ansehen. So wie Priester bis heute in manchen Kirchen die Bibel in die Höhe halten, so bewiesen damalige Priester, dass sie den Lauf der Sonne kannten.

 

Die Sonne als Ursymbol des Glaubens: Diese Vorstellung gibt es in vielen alten Kulturen. Unzählige Gottheiten wurden mit der Sonne in Zusammenhang gebracht. Im Alten Ägypten zum Beispiel: Pharao Echnaton erhob den Gott Aton in Gestalt einer Sonnenscheibe zum Gott über alle Götter Ägyptens.

 

Durch welche Kräfte sich die Sonne wohl über den Himmel bewegt, fragten sich in der Bronzezeit auch Menschen in Nordeuropa. Und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Der sogenannte „Sonnenwagen von Trundholm“ zeigt eine verbreitete Vorstellung: Ein mythisches Pferd zieht die Sonne an einem Seil hinter sich her. Im Nahen Osten entwickelten sich wieder andere Vorstellungen.

 

Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. (1 Mose 1,16)

 

Die biblische Religion reicht ebenfalls bis in die Bronzezeit zurück. Eine ihrer Besonderheiten: Der Glaube an den einen Gott Jahwe räumte mit den Vorstellungen von Sonnengottheiten auf. „Es gibt nur einen Gott“, heißt es da, und die Sonne, ja der gesamte Sternenhimmel, untersteht nur ihm. Sonnengottheiten hatten daneben keinen Platz, denn es heißt ja in den Geboten:

 

Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland aus der Knechtschaft geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. (1 Mose 20,2f.)

 

Der biblische Glaube entzauberte den Himmel. Die Sonne wurde entmachtet und zu einem wichtigen, aber eben eingeordneten Teil der Schöpfung.

Viele Hinweise auf diesen Perspektivwechsel finden sich in den Psalmgebeten der Bibel. Zum Beispiel wird da von Sonne und Mond verlangt, dass sie Gott anbeten und preisen sollen:

 

Du hast Gestirn und Sonne die Bahn gegeben.

Lobet ihn, Sonne und Mond,

lobet ihn, alle leuchtenden Sterne! (Psalm 74,16)

 

Auch die ersten Christen verbanden ihren Glauben mit der Kraft der Sonne. Ein eindrückliches Zeugnis dafür findet sich im Petersdom im Vatikan. An einem unscheinbaren Seiteneingang führen Steintreppen in die Tiefe. Ganz unten, noch unter den Grotten des Petersdomes, ist die Luft feucht und das Licht fahl. In den Wänden sind unzählige Nischen aus Stein zu erkennen. In diesen Gräbern wurden vor 2000 Jahren römische Bürgerinnen und Bürger bestattet. Auch der Apostel Petrus soll hier bestattet worden sein. In einer der Grabkammern schimmert ein goldenes Mosaik. Es zeigt Christus – in der Pose und mit den Merkmalen des römischen Sonnengottes, des „Sol Invictus“. Jesus ein Sonnengott?!?

 

Die ersten Christen kannten die „Sonne der Gerechtigkeit“ aus den heiligen Schriften. Der Prophet Maleachi hatte von ihr gesprochen:

 

Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. (Maleachi 3,20)

 

Für die Christen konnte es gar nicht anders sein: Die „Sonne der Gerechtigkeit“, die da vom Propheten verheißen wurde, war aufgegangen – in Gestalt Jesu Christi. Die Sonne wurde vom Himmelsthron verstoßen. Der Sohn Gottes hatte ihren Platz eingenommen. Er ist mächtiger und strahlt heller!

Jesus als Sonne: Diese urchristliche Vorstellung hat eine weitere Pointe. Denn Jesus wurde in der Dunkelheit geboren.

 

Susanne Breit-Kessler

Da passt alles zusammen: In der Nacht, in der Armut, in bescheidenen Verhältnissen, das heißt: Gott ist eben keiner, der so klotzt und prunkt und protzt und dann so glühend heiß daherkommt oder total golden, sondern das ist ziemlich schlicht, die ganze Veranstaltung, und das heißt: Ihr braucht euch nichts denken, ich bin bei jedem von euch, ihr seid für mich wichtig jeder, egal, wie ihr seid. Das Licht leuchtet in der Dunkelheit, ja.

 

Für die Münchener Theologin Susanne Breit-Kessler ist die biblische Symbolik von Tag und Nacht, von Licht und Finsternis, theologisch sehr bedeutsam. Ebenso die Überordnung des Schöpfergottes über die Sonne. Gott hat die Macht, die Sonne zu entkräften und die Menschen vor ihr zu beschützen! Denn die Sonne ist nicht nur gut. Sie hat auch zerstörerisches Potenzial.

 

 

Susanne Breit-Kessler

„Der Herr ist wie ein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.“ Das gefällt mir gut, weil da so viel Schutz ausgedrückt wird und hier spielt auch der Schatten, den ich ja gerne mag, eine große Rolle. Also der Herr ist wie ein Schatten, er behütet einen. An anderen Stellen heißt es dann: Er ist ein Schirm. Und das ist so ein Behüten vor den Naturgewalten, die natürlich auch die Gefahren des Lebens symbolisieren können.

 

Aber ist die Rede von Licht und Dunkel nicht viel zu einfach für eine theologische Beschreibung des christlichen Glaubens? Susanne Breit-Kessler:

 

Susanne Breit-Kessler

Nein, ich finde das eine sehr schöne Symbolik, die das Leben eigentlich umfasst. Die Dunkelheit kann etwas Bedrohliches sein und wenn dann die Sonne kommt, nach der man sich sehnt, tut es einfach der Seele gut. Und es hat viel mit Hoffnung zu tun. Ich denke, wir können diese einfachen Symbole gerne öfter nehmen, weil das den Menschen sehr nah ist und weil man dann in der differenzierten Auslegung die Tiefe dieser Symbolik erläutern kann, das bleibt dann niemals an der Oberfläche, wenn man es richtig macht.

 

Die tiefe Symbolik des Sonnenlichtes zu nutzen: Das versucht die Christenheit seit ihren Anfängen. Einige der damals entstandenen Rituale berühren die Menschen bis heute. Etwa bei der Feier der Osternacht. Die Vorgeschichte: Als Jesus qualvoll am Kreuz starb, heißt es in der Bibel, „verlor die Sonne ihren Schein“. Drei dunkle Tage begannen. Dann, am Ostermorgen, entdeckten Frauen das leere Grab. Jesus sei aus dem Grabe „hervorgefahren schöner als die Sonne“, bejubelte Martin Luther später dieses Ereignis. Zum Zeichen dafür feiern viele Christen in der Nacht vor Ostern lange Gottesdienste. Sie entzünden in den dunklen Kirchen Kerzen. Dann erleben sie mit, wie die Sonne aufgeht und die Welt erhellt.

Das Licht ist stärker als die Finsternis. Am Ende siegt das Leben über den Tod.

 

Susanne Breit-Kessler

Ich fand immer die Gottesdienste besonders schön in denen es am Anfang stockfinster war, ganz, ganz dunkel. Und in denen man dann erstmal ein kleines Licht angezündet hat, dann immer mehr Lichter in der Kirche erschienen, bis es wirklich strahlend hell war, weil das auch ein Symbol ist für das ganze Leben. Manchmal ist es ja finster im eigenen Kopf oder in der eigenen Seele und dann kommt jemand und zündet ein kleines Lichtlein nur an und dann wird’s ganz allmählich und nicht mit einem Donnerschlag hell sondern allmählich es entwickelt sich alles, kleine Schritte.

 

So ist es gut nachzuvollziehen, dass die trauernden Christen der Frühzeit die Gräber ihrer Angehörigen mit einem Christus im Strahlenkranz gezeigt haben.

Diese Botschaft des österlichen Sonnenlichts hat sich aus dem Religiösen bis in die nicht immer so fromme Pop-Kultur ausgebreitet. Auch dort betören Bilder der Sonne unzählige Menschen. Auch die Theologin Susanne Breit-Kessler. Ob sie einen Lieblings-Sonnen-Popsong hat?

 

Susanne Breit-Kessler

Ja das habe ich. Das hängt aber damit zusammen, dass die Sonne dann nicht mehr da ist, das ist „Ain’t no sunshine, when she‘s gone“ von Bill Withers. Also es geht darum, dass wenn die Liebste weg ist oder der Liebste, dass dann die Sonne nicht mehr scheint, dass der andere für einen das Leben hell und schön und leuchtend macht und dass es traurig ist, wenn er nicht mehr da ist oder wenn er mal zu lange weg ist.       
 

Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag.(Ps 139,11)

 

Spricht die Bibel über Licht und Finsternis, dann hat das oft einen seelsorgerlichen Aspekt. Menschen, die leiden, sagen oft, sie würden dunkle Zeiten durchleben. Wer in der Seele leidet, dem empfehlen Gutmeinende oft, er oder sie möge an die Sonne gehen. Das ist nicht nur symbolisch gemeint. Tatsächlich bestätigen Mediziner: Sonnenlicht hat Heilkraft. Es setzt lebenswichtige Vitamine frei, auch fördert es den Stoffwechsel und stärkt das Immunsystem. Außerdem setzt des das Glückshormon Serotonin frei.

Womöglich hat das im 13. Jahrhundert auch der Bettelmönch Franziskus von Assisi an Leib und Seele erfahren. Er war so beseelt von der Sonne, dass er ihr ein Loblied schrieb.

 

Gelobt seist du, mein Herr, 
mit allen deinen Geschöpfen,                  
zumal dem Herrn Bruder Sonne,    
welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.      
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:
Von dir, Höchster, ein Sinnbild.

 

Auch in Deutschland hat die Verehrung der Sonne weitere Spuren hinterlassen. Am Rande des Teutoburger Waldes ragen Steinfelsen fast 50 Meter in die Höhe. Ein bizarrer Anblick. Die Felsgruppe beschäftigt die Menschen seit Jahrtausenden. Noch immer sind nicht alle Geheimnisse gelüftet. Welchen Zweck hatten die Grotten, die unter den Steinen angelegt wurden? Was bedeuten die seltsamen Zeichen an den Wänden? Wer wurde in dem Steingrab bestattet? Wer hat warum oben in den sogenannten Turmfels eine Kammer hineingehauen? Und warum sieht man aus deren Fenster am Tag der Sommersonnenwende genau den Untergangspunkt der Sonne?

Viele Mythen, Märchen und Legenden ranken sich um die Externsteine. Sie sind so etwas wie die Light-Version des berühmten Steinkreises im englischen Stonehenge. Allerdings wurden sie nicht von Menschenhand errichtet. Vor 70 Millionen Jahren schoben sie sich durch geologische Prozesse aus dem Erdboden in die Senkrechte. Trotzdem beflügeln sie die Fantasie. Und bringen regelmäßig Menschen dazu, dort den Tag der Sommersonnenwende zu verbringen. Sie tanzen und meditieren, beten und fühlen sich eins mit sich, der Sonne und dem Universum.

 

Offensichtlich hat die esoterische Szene die mythische Kraft der Sonne wiederentdeckt.

Die Sonne und der Glaube – an den Externsteinen kommen beide zusammen. Ein Blick in ihre Geschichte zeigt: Die Kirche hat den seit Urzeiten als Kraftort gedeuteten Fels im Mittelalter für sich umgewidmet. Christliche Mönche lebten hier, sorgten dafür, dass ein biblisches Relief angebracht wurde. Wo einst die Sonne im Mittelpunkt stand, ging es nun um Christus.

Diese Wandlung funktionierte nicht nur an Kraftorten. Auch wichtige Feste wurden christianisiert: Im antiken Rom feierten die Menschen zur Zeit der Wintersonnenwerde zum Beispiel ein Fest für den Sonnengott. Das widersprach dem christlichen Glauben. Also verdrängten die Christen kurzerhand den Sonnenkult – und feierten die Geburt Jesu. Ein mittelalterlicher Historiker beschrieb diesen Vorgang:

 

Die Heiden pflegen nämlich am 25. Dezember das Fest des Geburtstages der Sonne zu feiern und zu ihren Ehren Lichter zu entzünden. Zu diesen Riten luden sie oft auch Christen ein. Da nun die Lehrer der Kirche sahen, dass sich viele Christen zur Teilnahme an diesen Festen verleiten ließen, beschlossen sie, fortan am selben Tag das Fest der wahren Geburt zu begehen.

 

Dasselbe geschah später im Norden Europas. Auch dort wurde die winterliche Sonnenwende gefeiert. Auch hier ersetzten die Christen diese Feste nach und nach durch das Weihnachtsfest. Vom ursprünglich heidnischen Wintersonnenfest ist in einigen Regionen Europas noch der Name übriggeblieben: „Jul“.

 

Die Menschen, die sich zur Sommersonnenwende bei den Externsteinen treffen, möchten die Christianisierung offenbar rückgängig machen. Sie halten die Orientierung an der Sonne für wichtiger als den Glauben an Christus. Sie hoffen nicht auf einen neuen Himmel, wie ihn die Bibel verheißt. Sie hoffen darauf, dass bald das Wassermannzeitalter beginnt – ein Zeitalter des Lichtes. Eine Pop-Hymne aus dem Musical „Hair“ besingt diese Sehnsucht.

 

Nicht Gott – die Sonne wird die Welt retten. Nicht die reiche Tradition des Christentums mit ihrer Zusammenschau von Glaube und Vernunft erklärt die Welt, sondern der Blick in die Gestirne. Es ist erstaunlich, wie sich diese Art des Glaubens bis heute Raum schafft.

 

Christen stehen leicht in der Versuchung, die Nase zu rümpfen über solche religiösen Bewegungen, die vom Glauben an Jesus Christus nichts wissen wollen. Doch wer hier eifert gegen die vermeintlich primitiven Sonnenanbeter, findet in der Bibel eine hilfreiche Einsicht:

 

Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. (Matthäus 5,45)

 

Der Satz stammt von Jesus. Er ließe sich auch auf den Glauben anwenden: Gott lässt seine Sonne aufgehen über denen, die an ihn glauben wie über denen, für die die Sonne ein Gott ist.

Am Ende wärmt die Sonne jeden. Und zaubert allen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht.

Irgendwie ist sie mir sympathisch, die Sonne. Sie ist so gnädig.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

 

Musik dieser Sendung:

  1. The Beatles, George Harrison, Here Comes the Sun, CD-Titel: Abbey Road
  2. Göran Söllscher, George Harrison, Here Comes the Sun, CD-Titel: Here there and
    anywhere
  3. David Qualey, Sonne der Gerechtigkeit, CD-Titel: Daheim - The Light Beyond
  4. Eva Cassidy, Bill Withers, Ain’t no Sunshine, CD-Titel: The Best of Eva Cassidy
  5. The 5th Dimension, James Rado/Gerome Ragni, Aquarius/Let the Sunshine in,
    CD-Titel: Forrest Gump –The Soundtrack
  6. Massimo Roberti, George Harrison, Here Comes the Sun, CD-Titel: The Beatles -
    Acoustic Guitar Collection

 

11.06.2022
Uwe Birnstein