Licht der Welt

Gedanken zur Woche
Licht der Welt
11.08.2017 - 06:35
11.08.2017
Pfarrerin Lucie Panzer

222 Millionen zahl ein Geschäftsmann aus Katar, damit der Fußballspieler Neymar von einem Verein zu einem anderen, vom FC Barcelona zu Paris St.-Germain wechselt.

 

Warum zahlt einer so viel Geld für einen Fußballspieler? „Weil er es kann“, sagt mein Kollege, „und weil er will, dass die Leute das sehen“. Aha, denke ich. Es geht also ums Ansehen. Der Pariser Verein gewinnt an Ansehen, wenn sie demnächst vielleicht große internationale Erfolge erzielen. Der Spieler natürlich auch: Jetzt wissen alle in Euro und Cent, was er wert ist. Und natürlich Nasser al-Khalaifi aus Katar: als Präsident hat er seinem Fußballverein und den Fans dieses Geschenk gemacht. Sie sind ihm dankbar. Und er wird eine Menge daran verdienen: Diese 222 Millionen, hat er gesagt „das ist nicht teuer. Wir werden mehr Geld verdienen, als wir bezahlt haben.“

 

Ums Ansehen also geht es. Und natürlich ums Geschäft. Ums Ansehen bei den Fans: Sie zahlen Eintritt, kaufen Schals und T-Shirts, Mützen, Kaffeetassen und Bettwäsche mit dem Vereinslogo. Sie abonnieren Bezahlfernsehen, damit sie die Spiele sehen können. Und das Bezahlfernsehen zahlt den Vereinen dann horrende Beträge für die Übertragungsrechte.

 

Die Fans machen diese 222 Millionen erst möglich, scheint mir. Ohne ihre grenzenlose Begeisterung wäre die ganze Sache kein Geschäft. Sie sind begeistert über den neuen Star ihrer Mannschaft, sie sonnen sich in seinem Licht. Ihr Leben gewinnt an Qualität.

 

Lebensqualität muss aber nicht von bewunderten Stars abhängen, die man nie kennenlernen wird. Immer da, wo wir uns einem anderen zuwenden, machen wir einander das Leben schöner und heller. Ich glaube, das hat Jesus gemeint, als er gesagt hat: „Ihr seid das Licht der Welt“. (Mt 5,13). Auch ihm war wichtig, dass das Leben der Menschen hell wird und die Lebensqualität steigt. Er hat gefunden, dazu kann jeder einzelne etwas beitragen. Als Jesus das gesagt hat, haben ihm Fischer zugehört, Hausfrauen, Kinder vielleicht, Bauern und einfache Arbeiter. Man muss nicht besonders schön oder reich sein, um sich selbst und anderen das Leben reich zu machen und hell.

 

Schön und gut, sagen Sie jetzt vielleicht. „Ihr seid das Licht der Welt!“ Das mag ja sein, in einer Kirchengemeinde. Aber das ist doch kein Grundsatz für den Fußball und seine Fans.

 

Ich habe das anders erlebt, auf dem Dorffußballplatz in einem kleinen Ort in der Nähe von Tübingen. Mindestens ein halbes Jahr meines Lebens habe ich insgesamt dort verbracht – immer wenn meine Söhne dort gekickt haben: von der F-Mannschaft bis zu den Herren. Das war nur ein ganz kleiner, unbedeutender Verein. Aber für sie war es ihre Welt. Und noch heute, als Erwachsene über ganz Deutschland verstreut, ist ihre Heimat der SV dort im Dorf.

 

Wir haben eine Menge Spaß gehabt auf dem Fußballplatz – obwohl der eigentlich mehr eine Wiese war. Ihn richtig zu pflegen gab es kein Geld. 2 oder 3 tausend Euro wären da schon viel gewesen – 222 Millionen hätten wir nicht gebraucht.

 

Ich habe mich mit meinen Söhnen gefreut, wenn sie gewonnen hatten – dann war das ganze Wochenende irgendwie netter. Wie stolz sie waren, wenn sie ein Tor geschossen hatten! Das hat ihnen Selbstvertrauen gegeben, gerade wenn es anderswo nicht so geklappt hat.  Ich habe sie getröstet, wenn sie verloren haben. Und sie haben gelernt: Auf dem Fußballplatz spielen ganz andere Dinge eine Rolle als zum Beispiel während der Woche in der Schule. Die Jungs, die für die Mannschaft am wichtigsten waren, das waren oft die, die in der Schule nicht so viel zu melden hatten. Aber am Wochenende: da waren sie die größten!

 

Der Fußball hat über viele Jahre die Familie bereichert. Und ich bin sicher, dass das auch für andere Sportarten gilt: Tennis, Basketball, Hockey, Turnen, Leichtathletik. „Licht der Welt‘“ sein – ich glaube, dafür braucht man keine 222 Millionen.

 

Sie können mit mir darüber sprechen, was für Sie die Welt heller macht – bis 8 Uhr unter der Nummer 030 - 325 321 344. Ich wiederhole: 030 – 325 321 344. Oder diskutieren Sie mit auf Facebook unter „deutschlandradio.evangelisch“.

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Pfarrerin Lucie Panzer