Der letzte Mann auf dem Mond

Morgenandacht
Der letzte Mann auf dem Mond
07.02.2019 - 06:35
03.01.2019
Autor des Textes: Eberhard Hadem
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Die Schöpfungserzählung am Anfang der Bibel beschreibt die Erschaffung des Menschen als Krönung des Ganzen. Zumindest ist es eine große Versuchung, so über sich selbst, nämlich als Krone der Schöpfung zu denken. Aber haben nicht diejenigen recht, die den Menschen eher als gefährlichen zweibeinigen Allesfresser betrachten? Der mit seinen Schneide-, Reiß- und Eckzähnen alles zu verschlingen sucht? Naturwissenschaftler sagen, dass man Säugetiere, also auch die Menschen, tatsächlich daran erkennt, dass ihr Gebiss und ihr Unterkiefer aus einem einzigen Knochen entstanden sind.

Erstaunlich finde ich, dass der Ansatz dieses Urknochens unser Ohr herausgebildet hat! Offensichtlich sind wir Menschen nicht einfach nur Tiere, sondern haben eben gelernt zu hören und zu sprechen. Vielleicht ja so, als sei das hören ein ersatz dafür die zähne nicht mehr in alles und jedes zu schlagen.(1)

Was über unsere Herkunft naturwissenschaftlich gesagt werden kann, ist ein unendlicher Quell an Erkenntnissen, der nicht versiegt. Alles Wissen macht aber nicht unbedingt klüger für die Beantwortung der Frage, welchen Platz wir als Menschen in der Schöpfung einnehmen. Die Bibel erzählt eine Antwort, die ein betender Mensch in Psalm 8 versucht, eine Art Platzanweisung für den Menschen in der Schöpfung:

Winzig ist er [der Mensch], und doch kümmerst du dich um ihn! Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, (…) und ihn mit hoher Würde bekleidet. Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen.

Folgt man dem Psalmbeter, sitzen wir Menschen also zwischen allen Stühlen. Mit hoher Würde, aber eben doch etwas niedriger als Gott.

Ich finde, das ist ein guter Platz, unserer Verantwortung für den Planeten Erde gerecht zu werden.

Von der Internationalen Raumstation ISS aus – 400 Kilometer über der Erdoberfläche – hat der Astronaut Alexander Gerst eine Video-Botschaft an seine Enkel aufgezeichnet, kurz bevor er auf die Erde zurückgekehrt ist. Sie lautet: Wir sind so viel kleiner und unbedeutender als wir glauben. Und unsere Erdatmosphäre ist um vieles verletzlicher als vermutet. Daraus folgt Demut – anders gesagt: eine Ermutigung zur Verantwortung. Das ist unsere Aufgabe für die Zukunft: Den Planeten bewahren, so gut es geht, soweit es in unserer Macht steht. Denn, so sagt es Alexander Gerst‚ „ein Tag, an dem man über seinen Horizont geschaut hat, ist ein guter Tag!“

Der letzte Mann auf dem Mond – der Amerikaner Eugene Cernan – verließ am 14. Dezember 1972 den Erdtrabanten. Drei Tage lang, davon 22 Stunden im Raumanzug, sammelte er auf dem Mond über 100 Kilo an Bodenproben, beschriftete und dokumentierte sie. Bevor er zum letzten Mal die Stufen zur Raumfähre der Apollo 17 hinaufstieg, bückte er sich und schrieb die Initialen seiner damals neunjährigen Tochter in den Mondstaub: TDC – Teresa Dawn Cernan. Auf die Frage, warum er das gemacht habe, erzählte er später: Er habe sich vorgestellt, wie eines Tages in der Zukunft jemand die Fußabdrücke der Astronauten und die Buchstaben TDC im Mondstaub entdecken würde.

Der Wissenschaftler und der Vater in Eugene Cernan ließen sich offensichtlich nicht voneinander trennen. Natur und Schöpfung sind keine Alternativen, die einander ausschließen. Die Apollo 17-Mission landete an der südöstlichen Ecke des Mare Serenitatis, übersetzt: im Meer der Heiterkeit. Wir Europäer sehen im Mare Serenitatis das Auge des Mannes im Mond. Rechts unterhalb dieses Auges schließen sich Berge an, dort befindet sich die Stelle mit den Fußabdrücken der Astronauten und den Initialen von Cernans Tochter Teresa. Sie bleiben noch für viele Millionen Jahre dort, denn auf dem Mond geht kein Wind. Mit ihnen war Apollo 17 nicht nur eine wissenschaftliche Exkursion. Wissenschaft ist auch eine heitere Schöpfungserfahrung der Natur. Wir müssten nur bereit sein, uns dafür zu öffnen.

                                      

Es gilt das gesprochene Wort.

 

  1. Raul Schrott. Erste Erde Epos. Hanser München 2016, Seite 501

 

03.01.2019
Autor des Textes: Eberhard Hadem