Gott sagt Ja zu mir

Morgenandacht
Gott sagt Ja zu mir
17.02.2020 - 06:35
03.01.2020
Dagmar Köhring
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Zu viele Termine bringen mich ganz schön in Stress! Neulich habe ich einen Termin doppelt vergeben. Da waren dann viele Telefonate, viel Entschuldigen und Organisieren nötig, bis ich das wieder auf der Reihe hatte.

Irgendwie beruhigt es mich, dass auch der Apostel Paulus manchmal Stress hatte. Zum Beispiel mit den Korinthern: Paulus hatte bei seinen Besuchsversprechungen gegenüber dieser Gemeinde den Mund recht vollgenommen. Dann kam es anders, und nun waren die Korinther enttäuscht und meckern. Er würde sein Wort nicht halten. Wenn er „Ja“ sagt, meinte er wohl eher „Nein“. Der Apostel muss sich rechtfertigen. Aber natürlich wäre Paulus nicht Paulus, wenn er so eine Situation nicht sofort im Sinne einer theologischen Positionierung nutzen würde. Zu Anfang des zweiten Briefes an die Gemeinde in Korinth schreibt er:

 

„So wahr Gott treu ist: Keines unserer Worte an euch bedeutet gleichzeitig Ja und Nein. Denn es war Gottes Sohn, Jesus Christus, den wir bei euch verkündet haben –(...) Und Gottes Sohn war nicht Ja und Nein zugleich, sondern er ist das Ja in Person. Durch ihn sagt Gott Ja zu allem, was er je versprochen hat.“ Das ist gelesen nach der Basisbibel.

 

Aus heutiger kommunikationstheoretischer Perspektive frage ich mich natürlich, ob Paulus nicht besser daran getan hätte, sich einfach mal zu entschuldigen. Seine theologische Antwort halte ich allerdings für viel interessanter. Denn hier macht Paulus sehr deutlich, was mir in meinem Leben nicht immer so deutlich war: Das Gottes Ja zu uns Menschen schon immer galt. Und dass Jesus Christus deshalb auf die Welt gekommen ist, um dieses Ja ein für alle Mal zu besiegeln.

Und dieses grundsätzliche „Ja“ ist so fundamental wichtig für mich, für uns Menschen überhaupt, ja für die ganze Welt. Denn nur Menschen, die sich grundsätzlich bejaht und geliebt fühlen, können andere bejahen und lieben, können einen Sinn für Güte und gegenseitige Achtsamkeit entwickeln.

 

Wenn ich mit einem grundsätzlichen „Nein“ großwerden musste – wenn ich nicht geliebt wurde oder schon als Kind Schlimmes erleben musste – dann kann ich fast nicht anders, als auch von anderen bloß ein „Nein“ zu erwarten. Dann werde ich wahrscheinlich sogar von Gott nur ein „Nein“ erwarten. Ich habe ja selbst nur ein „Nein“ für mich!

 

Und das ist das allerschwerste: Ein „Nein“ auszuräumen, das ich gegen mich selber habe. Denn das sitzt oft so tief, dass niemand, vor allem nicht ich selbst, es sehen kann. Und solch ein Nein setzt sein Minus vor alles, was ich sehe und erlebe, vor mein ganzes Leben.

 

Dieses „Nein“ ist es, dem Gott durch Jesus sein „Ja“ entgegensetzen will: Das bedeutet „Erlösung“ für mich: die Erlösung von meinem eigenen „Nein“ gegen mich selbst. Die Erlösung vom Selbsthass, vom Schwarz sehen und davor, dass ich aus Angst, zu kurz zu kommen, nur an mich selbst denke. Ich träume davon, dass möglichst viele eine solche Erlösung für sich erleben können, denn ich glaube, das wäre gleichzeitig die Erlösung aus der Ellbogengesellschaft. Das ist das Bild, was schon die Propheten im Alten Testament malen: Schwerter werden zu Pflugscharen, und Frieden und Gerechtigkeit küssen sich.

 

Deshalb glaube ich, dass Christinnen und Christen mit Anerkennung und Wertschätzung nicht großzügig genug umgehen können. Hochmut, Dünkel, Eingebildet sein, das sind keine Eigenschaften, die aus Liebe, Zuneigung und Wertschätzung entstehen. Das sind alles Kehrseiten der Angst. Das sind Seiten dieser lähmenden Angst, niemand zu sein. Das sind Eigenschaften, die aus meinem „Nein“ gegenüber mir selbst entstehen. Aber wenn jemand zu mir sagt: Ich glaube an Dich und stehe hinter dir – dann verleiht mir das Flügel. Deshalb finde ich es großartig, dass Gott „Ja“ zu uns sagt, ohne jedes „Nein“, und dass er dieses „Ja“ durch Jesus Christus besiegelt hat.

Dieses Ja ist so groß, dass niemand sich etwas vergibt, wenn er einmal wegen eines Fehlers um Entschuldigung bitten muss. Nicht einmal der Apostel Paulus.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

03.01.2020
Dagmar Köhring