Lohnt sich Beten?

Morgenandacht
Lohnt sich Beten?
30.05.2020 - 06:35
07.05.2020
Stephan Krebs
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Was bringt Beten? Verändert sich dadurch etwas? Die Frage drängt sich gerade jetzt auf, wo das Corona-Virus vielen große Sorgen macht. Man hört immer wieder, dass Gebete erhört werden. Menschen, die scheinbar unheilbar krank waren, werden auf wundersame Weise wieder geheilt. Oder Menschen werden nach einem Gebet aus einer scheinbar aussichtslosen Situation gerettet. Dabei stellt sich immer wieder die Frage: War das nur ein Zufall? Kann ein Gebet wirklich etwas bewirken? Oder kann es gar den Lauf der Welt verändern?

 

Darauf kann man eine naturwissenschaftliche Antwort geben: Beim Gebet werden bestimmte Bereiche des Hirns stimuliert. Das wirkt sich auf meine Gefühle aus, auf meine Energie und mein Denken. Beten bewirkt also etwas, zumindest bei dem, der betet.

Es gibt auch eine psychologische Antwort: Im Gebet mache ich mir meine Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen bewusst. Dann kann ich sie gezielter versuchen umzusetzen.

Man kann das Gebet auch mystisch verstehen. Im Gebet wandle ich meine Sehnsucht und meine Hoffnung in Energie um und bringe sie in die Welt ein. So wird sie zu einem Teil des großen Ganzen und verändert die Welt – zumindest ein bisschen.

 

In all dem kann Gott wirken. Oder auch ganz anders. Wie Gott Gebete wahrnimmt, weiß niemand. Menschen können es nur ahnen, hoffen und vielleicht spüren. Mehr nicht. Ist das genug? Jesus macht durchaus Mut an die Macht des Gebets zu glauben. Er sagt: „Bittet, so wird euch gegeben. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“

Aber Jesus macht auch deutlich: Gott lässt sich zu nichts zwingen. Gottkontakt ist kein Kundenkontakt. Insofern ist die Frage, ob sich Beten lohnt, falsch gestellt. Mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung lässt sich ein Gebet nicht erfassen. Es begründet schließlich kein Dienstleistungsverhältnis.

 

Das wird im Vater Unser deutlich. Dieses zentrale Gebet der Christenheit enthält einige Bitten zur Verbesserung der Menschen und der Welt. Doch sie münden nicht in den Satz: „So, lieber Gott, jetzt mach dich mal flott an die Arbeit!“ Die Bitten des Vaterunsers münden vielmehr in den Satz: „Dein Wille geschehe.“ Gott ist eben kein Dienstleister. Gott ist Gott.

 

Es wäre auch nicht angemessen, Gott zum Erfüllungsgehilfen der eigenen Wünsche machen zu wollen. Das ginge nicht selten zulasten anderer. Nur ein Beispiel: Kann man als Fußballfan das eigene Team zur Meisterschaft beten? Das wollen die Fans der Gegner ja auch. Dann wäre der Fußballplatz eine Gebets-Battle. Keine gute Idee. Verboten ist das natürlich nicht. Man kann Gott alles sagen. Aber man weiß nicht, was Gott daraus macht. Und das ist auch gut so.

 

Die Kölner Musikgruppe BAP beschreibt in ihrem Song „Wenn et Bedde sich lohne däät“, dass es sich nicht lohnt zu beten. Doch dann, in der dritten Strophe, fallen unverhofft diese Worte: „Gott, wäre beten doch bloß nicht so sinnlos!“

Dieser Satz ist großartig. Damit betet die Gruppe BAP zu Gott, dass das Beten so sinnlos ist. Genau so paradox empfinden es viele Menschen. Sie können nicht glauben, dass es einen Gott gibt und dass man mit ihm Kontakt aufnehmen kann. Zugleich sehnen sie sich danach und tun es: Wenn es brenzlig wird im Leben. Wenn man nicht mehr weiterweiß. Auch wenn etwas besonders schön ist. Oder wenn man besonders dankbar ist. Das alles möchte aus einem heraus und irgendwohin - Gottkontakt dringend gesucht.

 

Wer betet, legt sich und die Welt in Gottes Hand. Mehr ist es nicht. Aber vielleicht liegt darin die größte Wirkung eines Gebets: Sich und die Welt in Gottes Obhut zu wissen. Das entlastet. Das macht Hoffnung. Daraus ergibt sich auch allerhand zu tun. Gott braucht Helferinnen und Helfer für seine Pläne für die Welt. Insofern: Ja! Beten verändert die Welt.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Bibelnachweis:

Matthäusevangelium 6,9-13 (Vater Unser)

Matthäus 7,7-11

07.05.2020
Stephan Krebs