Macht hoch die Tür

Morgenandacht
Macht hoch die Tür
07.12.2020 - 06:35
04.12.2020
Peter Oldenbruch
Sendung zum Nachhören

Die Sendung zum nachlesen: 

 

„Macht hoch die Tür“!

Das ist das erste Lied im Evangelischen Gesangbuch, das Tor zu den Liedern des Gesangbuchs, der Türöffner zum Advent. Dieses Lied – es besingt eine Sehnsucht im Advent.

Es möge sich etwas öffnen!

 

Unsre Herzen …, unsere Häuser…, unser Land!

Türen, bisher verschlossen, öffnen sich und geben den Blick frei auf etwas Wunderschönes,auf Heil und Leben - mitten im Unheil dieser Welt.

Türen öffnen sich. Die Kinder spielen das im Advent nach. Tag für Tag öffnen sie ein Türchen am Adventskalender. So üben sie das Warten ein. Advent - eine Wartezeit, Advent - Einüben in Erwartung. Eine Maßnahme gegen die McDonaldisierung unseres Alltags?

Ich glaube schon. Advent jedenfalls dauert. Er ist nicht sofort und nie auf einmal zu haben. Advent ist im Dezember und dauert vier Wochen lang.

 

Sprecherin:

„Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
Sein Königskron ist Heiligkeit,
Sein Zepter ist Barmherzigkeit.“
 

Der König, dem hier Tor und Tür geöffnet werden, ist ein Anti-König. Mit den Herrschern dieser Welt hat er wenig gemein. Er ist gerecht - dieser Antikönig. Und Gerechtigkeit ist ein Name Gottes. Und eine biblische Kampfansage bis in die Gegenwart.

 

Die Mächtigen auf Erden brauchen keine Gerechtigkeit. Gerechtigkeit brauchen die, die für einen Dollar am Tag arbeiten. Gerechtigkeit brauchen die Hungernden. Und die Flüchtenden.

Und der Anti-König ist ein Helfer, ein Heiland. Er will, dass die Menschen Hilfe erfahren, die sie brauchen. Und dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist, dass kein Mensch sich allein und hilflos im Dunkel der Welt herumschlagen muss.

Normalerweise fahren Könige in prächtigen Kutschen. Dieser hier fährt in und fährt ab auf Sanftmütigkeit. Auf Gewaltlosigkeit. Auf das Schweigen der Waffen. „All unsere Not zum End´ er bringt.“

 

Sprecherin:

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,

Eu'r Herz zum Tempel zubereit'.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
So kommt der König auch zu euch,
Ja, Heil und Leben mit zugleich.“

 

Eine Herzenssache!

So, denk´ ich, hat Georg Weissel, der Liederdichter aus Ostpreußen, das gemeint mit den Zweiglein der Gottseligkeit. „Mit Andacht, Lust und Freud...“ - was für eine schöne Wortkombination!

Die Zweiglein der Gottseligkeit aufstecken. Wie verkitscht sie auch sein mögen - die Weihnachtszeit setzt die „Zweiglein der Gottseligkeit“ in Szene. Adventskranz, Christbaum, Weihnachtspyramide sind Zweiglein der Gottseligkeit.

Vielleicht brauchen wir Kerzen, Pyramide und Adventskranz, weil diese heitere Gelassenheit, mit der allein das Anzünden von Kerzen sinnvoll geschehen kann, der Weg ist, die Herzen zum Tempel zu bereiten.

Der Anti-König bevorzugt als Eingang mein Herz. Und das braucht die Zweiglein der Gottseligkeit. Als Weichmacher.

 

Sprecherin 3:

„Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
Meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
Dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
Den Weg zur ewgen Seligkeit.“

 

Jetzt redet Georg Weissel, der Schulrektor und Pfarrer, in der ersten Person Einzahl. Und jetzt geht´s auch um die eigene Person: O Komm mein Heiland Jesu Christ! „Ganz eng ist jetzt der Blickwinkel. Es geht um mein Herz,         es geht um ein Du. Die Sprachform wechselt zur Bitte, zum Gebet.“[1]

In dieses Gebet lässt sich gut einsteigen.

Es trägt.

 

[1] Christa Reich, in: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Heft 1, Göttingen 2000, 55

 

Es gilt das gesprochene Wort.

04.12.2020
Peter Oldenbruch