Verwandte, Freunde, Gleichgesinnte

Morgenandacht
Verwandte, Freunde, Gleichgesinnte
08.08.2019 - 06:35
13.06.2019
Lucie Panzer
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Blut ist dicker als Wasser. Das hört man oft und es soll heißen: Wie gut, wenn man sich auf die Familie verlassen kann. Wenn es wirklich darauf ankommt, wenn Freunde oder Bekannte keine Zeit haben oder keine Lust oder einfach genug mit sich selbst zu tun – dann kann man sich auf die Familie verlassen. Ich hoffe Sie haben das auch schon erlebt, als es nötig war. Blut ist dicker als Wasser.

Aber ich weiß: Es kann auch ganz anders sein mit der Familie. Jesus zum Beispiel hat das erlebt. Er ist als wandernder Prediger herumgezogen. Deshalb war Jesus seiner Familie peinlich. Die Leute in der ganzen Gegend spotteten über ihn.

Irgendwann war seiner Mutter das Gerede der Leute zu viel und den Geschwistern auch. Sie machten sich auf den Weg, um ernsthaft mit ihm zu reden. „Du bringst Schande über unsere Familie“, wollten sie ihm sagen. „Komm zurück! Was tust Du denn da? Denk doch auch an uns! Wir können uns ja gar nicht mehr sehen lassen unter den Leuten.“ Sie standen vor der Tür, Jesus war drinnen und redete mit Menschen, die von Gottes Barmherzigkeit hören wollten. Die sich frei gefühlt haben, wenn sie ihm zugehört hatten. Und nun stand seine Familie draußen und wollte ihn an seine Pflicht erinnern. „Lasst uns zu ihm“, haben sie gesagt, „wir wollen ihn zurückholen. Er ist verrückt geworden!“

So kann das auch gehen mit Familien. Sie bremsen einen. Bremsen einen aus. Können nicht verstehen, dass einer oder eine aus ihrem Kreis anders ist. Heraus muss. Anders als Mutter und Vater. Anders als die Leute im Dorf. Einer denkt anders. Glaubt anders. Liebt anders. Hat andere Vorstellungen vom Leben. Und der Familie ist das fremd. Und peinlich. Wie kann er uns das antun? Was sollen denn die Leute denken?

Für Jesus war das offensichtlich nicht wichtig. Er hat seinen eigenen Weg gesucht und gefunden. Familienbande konnten ihn nicht halten. Er hat nicht gefragt, was die Familie davon hält, was die Leute denken. Ob ein frommer Mensch so sein darf wie er es war, ob das richtig ist für einen Menschen aus seinem Volk. Das war ihm nicht wichtig. Jesus ist seinen Weg gegangen. Ich finde, das kann alle ermutigen, die das auch möchten.

Und Jesus setzt noch eins drauf. Er schaut sich um unter den Menschen, die bei ihm sind. Und sagt, ganz entschieden: „Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“

Nicht ob einer sich anpasst und tut, was man von ihm erwartet, ist für Jesus wichtig. Nicht ob einer Erklärungen abgibt und sich gebunden fühlt: An die Familie, an sein Dorf, an seinen Verein, an sein Volk, an seine Konfession oder an seine Rasse. Nicht, ob einer „Ja“ sagt, „ja, ich mach was Du sagst. Du weißt besser als ich, was richtig ist“. – sondern ob einer Gottes Willen tut – darauf kommt es an.

Für Jesus geht es nicht darum, ob ein Mensch Mann ist oder Frau, „was Besseres“ oder ein einfacher Mensch – das spielt für ihn keine Rolle. Wichtig ist, dass einer ein Mensch ist, wie Gott ihn sich gedacht hat: barmherzig mit sich und mit anderen.

Jesus erwartet von seinen Schwestern und Brüdern nicht zuerst ein Bekenntnis, ich gehöre zu dir, ich will Mitglied werden in deinem Verein, in deiner Kirche, in deiner Partei. „Wer Gottes Willen tut, der ist meine Schwester und mein Bruder.“

Vielleicht ist das ja in anderen Beziehungen genauso. Wenn zwei sich lieben zum Beispiel. Da tut ein Bekenntnis gut, ab und zu ein „Ich liebe dich!“. Oder das „Ja“ auf dem Standesamt oder vor dem Traualtar. Aber wichtiger ist das Tun. Einander gut tun. Was kann ich tun für den anderen, damit es ihm gut geht. Worüber würde er sich freuen. Dann spürt man die Liebe. Auch ohne Worte. Und vielleicht mehr als mit. Denn Worte machen ist vergleichsweise leicht und im Überschwang sagt man viel. Aber tun – das ist etwas anderes. Gemeinsam das Leben anpacken, einander unterstützen, es einander leichter machen. Darauf kommt es an.

„Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter!“ Ich will öfter dran denken, was Jesus gesagt hat. Und schauen, was die Menschen tun und was ich selbst tue.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

13.06.2019
Lucie Panzer