Leichtes Gepäck

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Caroline Selfers

Leichtes Gepäck
mit Sabrina Fabian
21.10.2021 - 06:20
15.09.2021
Sabrina Fabian
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Noch drei Stufen, noch zwei, noch eine – geschafft. Auch wenn ich schon viele Koffer zu etlichen Bahnsteigen hinaufgetragen habe, erinnere ich mich sehr genau gerade an diese drei Stufen im Dortmunder Hauptbahnhof. Auf der drittletzten Stufe fiel mir eine Mitreisende auf. Sie musste das Gleis wechseln wie ich und ließ mich nicht aus den Augen. Oben angekommen lächelte sie mich an und zeigte mir einen Daumen nach oben. „Der große Koffer macht Ihnen gar kein Mühe, oder?“, fragte sie. Ich winkte das lächelnd ab und wandte mich dem einfahrenden Zug zu. Aber innerlich war ich sehr stolz. Denn damals war mir das wichtig: Mein Gepäck kann ich selbst tragen. Ich brauche da keine Hilfe. Mit Anfang 20 hatte das für mich auch eine feministische Note: Das kriege ich hin; ich bin stark.

Und ich schleppte wirklich immer viel durch die Republik. Zum Studium war ich nach Berlin gezogen. Aber mein Freund studierte im Ruhrgebiet. Fast jede zweite Woche fuhr ich durch halb Deutschland. Mit dabei jede Menge Anziehsachen, Haarspülung, Bodylotion, Make-up… und immer jede Menge Bücher für die Uni. Damals, vor knapp zehn Jahren, waren noch nicht so viele Werke digitalisiert. Im ersten Semester hatte ich mir zu Weihnachten einen Koffer gewünscht, so groß, dass er gerade noch durch den Gang im ICE passte. Ich wollte so viel dabei haben, wie ich noch heben konnte.

Die Menschen, die Jesus gefolgt sind, hatten kaum Gepäck dabei. Schnell ist es gegangen, als Jesus plötzlich auftaucht. Drängend ist die Sehnsucht nach seinen neuen Botschaften. Also los! Mit nichts als den Sachen, die sie sowieso am Leib tragen. Nur die Jünger haben etwas Proviant dabei.

„Wie viel Brote habt ihr? Geht hin und seht!“, bittet Jesus seine Jünger (Mk 6,38). Was bringt ihr mit? Es sind nur fünf Brote und zwei Fische. Jesus beginnt, die Brote zu teilen und schließlich werden alle satt.  Fünftausend Menschen sollen es gewesen sein.

Was bringt ihr mit, was können wir daraus machen?

Heute liegt mein Riesenkoffer im Keller. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gepackt. Ich nehme nun weniger mit. Weniger Kleidung, weniger Pflegemittel – und weniger Bücher. Ich vertraue darauf, dass es reicht, dass ich auch mit weniger gut ankomme. Ich verlasse mich mehr auf das, was ich sowieso mitbringe. Nicht nur, wenn ich unterwegs bin. Auch sonst. Vor Gott ist es viel, glaube ich. Genug jedenfalls. Was bringst du mit? Was kannst du daraus machen? Heute sehe ich das gelassener; sehe ich mich gelassener. Und Gott wohl etwas klarer.

Noch drei Stufen, noch zwei, noch eine – geschafft. Auch wenn ich schon viele Koffer zu etlichen Bahnsteigen hinaufgetragen habe, erinnere ich mich sehr genau gerade an diese drei Stufen im Dortmunder Hauptbahnhof. Auf der drittletzten Stufe fiel mir eine Mitreisende auf. Sie musste das Gleis wechseln wie ich und ließ mich nicht aus den Augen. Oben angekommen lächelte sie mich an und zeigte mir einen Daumen nach oben. „Der große Koffer macht Ihnen gar kein Mühe, oder?“, fragte sie. Ich winkte das lächelnd ab und wandte mich dem einfahrenden Zug zu. Aber innerlich war ich sehr stolz. Denn damals war mir das wichtig: Mein Gepäck kann ich selbst tragen. Ich brauche da keine Hilfe. Mit Anfang 20 hatte das für mich auch eine feministische Note: Das kriege ich hin; ich bin stark.

Und ich schleppte wirklich immer viel durch die Republik. Zum Studium war ich nach Berlin gezogen. Aber mein Freund studierte im Ruhrgebiet. Fast jede zweite Woche fuhr ich durch halb Deutschland. Mit dabei jede Menge Anziehsachen, Haarspülung, Bodylotion, Make-up… und immer jede Menge Bücher für die Uni. Damals, vor knapp zehn Jahren, waren noch nicht so viele Werke digitalisiert. Im ersten Semester hatte ich mir zu Weihnachten einen Koffer gewünscht, so groß, dass er gerade noch durch den Gang im ICE passte. Ich wollte so viel dabei haben, wie ich noch heben konnte.

Die Menschen, die Jesus gefolgt sind, hatten kaum Gepäck dabei. Schnell ist es gegangen, als Jesus plötzlich auftaucht. Drängend ist die Sehnsucht nach seinen neuen Botschaften. Also los! Mit nichts als den Sachen, die sie sowieso am Leib tragen. Nur die Jünger haben etwas Proviant dabei.

„Wie viel Brote habt ihr? Geht hin und seht!“, bittet Jesus seine Jünger (Mk 6,38). Was bringt ihr mit? Es sind nur fünf Brote und zwei Fische. Jesus beginnt, die Brote zu teilen und schließlich werden alle satt.  Fünftausend Menschen sollen es gewesen sein.

Was bringt ihr mit, was können wir daraus machen?

Heute liegt mein Riesenkoffer im Keller. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gepackt. Ich nehme nun weniger mit. Weniger Kleidung, weniger Pflegemittel – und weniger Bücher. Ich vertraue darauf, dass es reicht, dass ich auch mit weniger gut ankomme. Ich verlasse mich mehr auf das, was ich sowieso mitbringe. Nicht nur, wenn ich unterwegs bin. Auch sonst. Vor Gott ist es viel, glaube ich. Genug jedenfalls. Was bringst du mit? Was kannst du daraus machen? Heute sehe ich das gelassener; sehe ich mich gelassener. Und Gott wohl etwas klarer.

Es gilt das gesprochene Wort.

15.09.2021
Sabrina Fabian