Segen vor Prüfungen

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Guillaume de Germain

Segen vor Prüfungen
mit Sabrina Fabian
22.10.2021 - 06:20
15.09.2021
Sabrina Fabian
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„Könntest du dir vorstellen, mich am Sonntag zu segnen?“ Diese Text-Nachricht schiebt sich über den Bildschirm meines Handys und stellt einen herrlichen Kontrast her: Von neuem Medium und Althergebrachtem: eine Bitte um Segen auf einem Handy. Als Theologiestudentin finde ich mich häufiger in kontrastvollen Momenten wieder, die Traditionsreiches und Modernes verbinden, aber eine Segensbitte im Chat, die ist neu für mich. Und so direkt hat mich noch niemand um einen persönlichen Segen gebeten. Die Bitte kommt von einer Freundin, die ebenfalls Theologie studiert. Sie ist schon etwas weiter als ich, sie steht kurz vor den Abschlussprüfungen. Meine Freundin ist aufgeregt, der Segen würde ihr gut tun, schreibt sie mir noch.

Segen bringt Bestärkung und Beistand. Segen ist der größte und schönste Wunsch, den ich mir für andere Menschen vorstellen kann. Mehr als ein Wunsch. Das liegt daran, dass nicht nur ich und mein Gegenüber am Segen beteiligt sind. Segen geschieht unter dreien: Der Segnenden, der Gesegneten und Gott. Gott trägt den Zuspruch, um den ich für einen anderen Menschen bitte. Ein Zuspruch über Bande sozusagen.

Wenn ich einen Segen zuspreche, bin ich also nicht allein. Trotzdem scheint mir die Segensbitte meiner Freundin eine ziemlich große Aufgabe zu sein.

In der Bibel gehört ein Segen zum ersten, was Gott Abraham mitgibt, dem Stammvater des Volkes Israel. Gott sendet Abraham aus dessen Vaterland hinaus zu einem neuen Ort, an dem er ihm ein neues Leben und eine große Nachkommenschaft verspricht. Und im selben Atemzug spricht Gott Abraham auch zu: „Ich will dich segnen […] und du sollst sein Segen sein.“ (Gen 12,2)

Das hat Gott Abraham mitgegeben: Du sollst ein Segen sein. Denn Segen kann nicht von Gott getrennt werden, aber er braucht auch Menschen. Gott sendet uns aus, ein Segen zu sein. Und er traut es uns zu.

Das hat mir den Mut gegeben, den ich brauchte, um meiner Freundin einen Segen für ihre herausfordernde Prüfungszeit mitzugeben. Ich habe mich für die alten Segensworte entschieden, die auch am Ende der meisten Gottesdienste gesprochen werden: „Der Herr segne dich und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, er erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.“ (Num 6,24-26)

Als ich dann vor meiner Freundin stand, habe ich diesen Segen noch um einige persönliche Sätze ergänzt. Aber die bleiben natürlich unter uns dreien: Mir, meiner Freundin und Gott.

Es gilt das gesprochene Wort.

15.09.2021
Sabrina Fabian