Cesar Manrique

Wort zum Tage
Cesar Manrique
24.04.2019 - 06:20
28.02.2019
Autorin des Textes: Kathrin Oxen
Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen

Aus einer Wüste von schwarzem Lavagestein ragt ein einzelnes grünes Blatt. Das einzige Zeichen von Leben in einer Landschaft, für die das Wort Wüste erfunden worden sein könnte.

Lanzarote, die nördlichste der Kanarischen Inseln, ist vulkanischen Ursprungs. Auf ihren Ascheböden wuchs Weizen und anderes Getreide. Vor knapp 200 Jahren brachen erneut Vulkane aus. Etwa ein Viertel der Insel, darunter die fruchtbarsten Täler, waren danach im Sinne des Wortes verwüstet. Erstarrte Lava, Gestein und Asche, soweit das Auge reicht.

Heute vor 100 Jahren wurde auf Lanzarote der Künstler Cesar Manrique geboren. Seit 1968 lebte und arbeitete er wieder auf seiner Heimatinsel, nicht nur als Künstler, sondern auch als Umweltschützer und in der Lokalpolitik. Ihm ist es zu verdanken, dass trotz des wachsenden Tourismus der traditionelle Baustil beibehalten wurde – keine Bettenburgen, sondern niedrige, weiß gestrichene Häuser mit farbigen Fenstern und Türen. Bis heute prägen sie das Bild der Insel, die sich dadurch immer noch von vielen anderen Urlaubszielen unterscheidet.

Für sich selbst baute Cesar Manrique ein Wohnhaus mitten in einem Lavafeld. Er hatte bei einem Ausflug das Blatt eines Feigenbaums entdeckt, der in ein wenig Humus in einer Lavahöhle Wurzeln geschlagen haben musste. Das vermeintlich völlig wertlose Land hat Manrique dann geschenkt bekommen. In mehrere der Lavahöhlen hinein baute er sein Haus, ein einmaliges, bewohnbares Gesamtkunstwerk. Heute ist es Teil einer Stiftung und ein viel besuchter Ort auf der Insel.

Ein Blatt aus der Asche, ein Fingerzeig Leben in der Wüste. Und einer, der das Erstarrte und Tote wieder bewohnbar macht. Meines Wissens war Cesar Manrique kein religiöser Mensch. Aber was er getan und wofür er gelebt hat, das war von großer Hoffnung und gleichzeitig von großer Geduld geprägt. Sein Leben und seine Arbeit auf Lanzarote sind für mich wie ein großes Gleichnis:

Bis aus erstarrter Lava wieder fruchtbare Erde wird, dauert es Jahrhunderte. Nach Vulkanausbrüchen und Verwüstungen gibt es Zeiten, da bewegt sich nichts. Alles erstarrt und wie tot. Auf Inseln und im Leben. Aber das muss nicht das Ende sein. Schneller, als du denkst, wächst wieder etwas. Und es zeigt sich: Da ist Leben. Und auch wenn es an der Oberfläche nicht danach aussieht: Das kann man sogar bewohnen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

28.02.2019
Autorin des Textes: Kathrin Oxen