Das Wissen der Welt

Wort zum Tage
Das Wissen der Welt
15.01.2021 - 06:20
12.01.2021
Michael Becker
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Eine Jahrhundertidee wird zwanzig Jahre alt. Die Idee heißt: Wir sammeln alles Wissen der Welt. Heute vor zwanzig Jahren begann es. In England. Im März dann in Deutschland. Einen Namen gab es auch gleich für das Wissen der Welt: Wikipedia. Ein Doppelwort aus Wiki, das heißt schnell – und pedia von Enzyklopädie. Das Internet macht’s möglich. Man braucht kein Papier mehr, jedes Land schreibt in seiner Sprache. In ein paar Jahren kam Land um Land dazu und sammelte, was wichtig ist. 294 Sprachen gibt es, die Wikipedia nutzen. Da kommt kein Lexikon mit, das dick und breit in den Bücherregalen steht und alle fünf Jahre neu gedruckt werden muss. Die Bücher von früher sind heute im Internet. Das Wissen der Welt heißt Wikipedia.

          Aber die wissen auch nicht alles. Man kommt ja nicht mehr nach mit dem Wissen der Welt. Es gibt viel mehr Wissen, als wir je sammeln und ordnen können. Und manches ist überholt und muss gestrichen werden aus dem Wissen der Welt, weil es einfach falsch ist. Sammeln, kontrollieren, streichen und auf Neues achtgeben ist harte Arbeit. In allen Ländern sitzen Freiwillige und passen auf, dass kein Unsinn geschrieben wird. Es schreiben ja nicht immer Fachleute -jeder und jede darf schreiben in Wikipedia. Hauptsache, das Wissen stimmt.

          Und dann reicht es immer noch nicht. Ich muss nämlich auch glauben, was ich weiß. Das schönste Wissen bleibt tot, wenn ich nicht daran glaube und es lebendig mache. Wissen ersetzt keinen Glauben. Im Gegenteil. Zum Wissen gehört Glauben wie das Salz zu den Kartoffeln. Ich weiß, dass mich ein Mensch liebt, dass meine Kinder und Enkel mich brauchen oder der Freund mir beisteht – aber: Glaube ich es auch? Ja, ich will glauben, was ich weiß. Und wenn der Apostel Paulus genau weiß, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, dann weiß ich das auch – ich muss aber noch glauben, dass es auch für mich gilt. Ich muss glauben, was ich weiß. Das Wissen sammeln, so viel wie möglich, ist das Eine. Das andere ist, daran auch zu glauben. Das ist meine Aufgabe. Das Wissen der Welt braucht mich. Ich muss daran glauben, damit das Wissen lebendig werden kann.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

12.01.2021
Michael Becker