Datenschutz

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Christin Hume

Datenschutz
von Barbara Manterfeld-Wormit
28.01.2023 - 06:20
23.12.2022
Barbara Manterfeld-Wormit
Sendung zum Nachhören
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 
Sendung zum Nachlesen

Ich habe mich in mir getäuscht. Ich bin eine andere. Jedenfalls, wenn ich in sozialen Netzwerken unterwegs bin. Die wissen nämlich genauestens Bescheid über mich. „Ihnen gefällt“ stand da – und direkt darunter eine Anzeige für äußerst unelegante Gesundheitsschuhe. Wusste ich noch gar nicht, dachte, dafür hätte ich noch Zeit. Aber vielleicht fällt man mit Mitte fünfzig automatisch in diese Kategorie. Dann der nächste Schock: Menschen mit ihren Interessen folgen auch... – und dann erschien das Profil des amtierenden CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Wie kann man so eingeordnet werden, dachte ich und begann fieberhaft zu überlegen, welche Seiten ich wohl angeklickt, welchen Text ich gelikt haben könnte, um solche Fehleinschätzungen zu provozieren. Oder – und hier überkam mich ein kleiner Schweißausbruch – war ich am Ende gar nicht so progressiv wie ich dachte, sondern in Wahrheit ein konservativer Knochen so wie meine Knochen vielleicht auch schon so alt und bedürftig, dass hohe Absätze eben gar nicht mehr gehen, sondern orthopädisches Fußbett dran ist?

Dass Netz vergisst nicht, heißt es ja zurecht. Und tickt dabei noch unbarmherziger als Menschen, die ja auch dazu neigen, andere in Schubladen zu stecken, die  sich dann gar nicht oder nur schwer wieder öffnen lassen. Auch ich bilde mir Urteile. Das geht schnell und fixer, als man denkt. Das Bild vom anderen dagegen zu korrigieren, zugeben, dass man sich geirrt hat im anderen, gelingt nur mühsam. Es dauert lange.

HERR, du erforschest mich und kennst mich – heißt es im 139. Psalm: Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um ich und siehst alle meine Wege (Psalm 139, 1-3). Dass Gott mich kennt – im Zweifelsfall noch besser als ich selber – meine tiefsten Sehnsüchte und Wünsche, meine Hoffnungen und Ängste, auch meine Rachegelüste und Hassgefühle, kurz: all das, was andere eben nicht wissen und erahnen sollen, all das weiß er. Mit dem einen Unterschied, dass er kein Kapital daraus schlägt und meine Daten nicht preisgibt. Es bleibt geheim und unter uns beiden wie ein stilles Gebet.

Heute ist der Internationale Tag des Datenschutzes. Kürzlich wurde mir übrigens angezeigt, dass Menschen mit meinen Interessen auch der Bibel folgen. Fein, dachte ich mir, also doch mal ein Treffer. Die Losung für diesen Tag handelt von David, der gegen Goliath kämpft. Einer, der auch in keine Schublade passt und für Überraschungen gut ist. Der Lehrtext dazu stammt aus dem Römerbrief. Er lautet: Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an (Römer 12,12).

Na, das passt doch!        

Es gilt das gesprochene Wort.

23.12.2022
Barbara Manterfeld-Wormit