Eulogein

Wort zum Tage
Eulogein
15.02.2020 - 06:20
03.01.2020
Florian Ihsen
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In einem Gottesdienst ist mir die Musik ganz wichtig. Lieder, die mich berühren. Gerne auch ein Chor, eine Gemeinde, die kräftig singt, oder eine Kantorin, die mit der Gemeinde im Wechsel Psalmen singt.

Manche klagen über die Musik im Gottesdienst: Warum immer so viel Orgel. Und Lieder, die keiner mehr versteht.

Konfirmanden sagen gerne mal: Ach, Gottesdienst ist langweilig, und die Musik immer so traurig. Und bei Morgenfeiern im Radio mailen uns Zuhörende: Warum so wenig alte Choräle, die man noch von früher kennt. Andere sagen: Endlich mal moderne Musik.

Musik ist halt Geschmacksache, auch in der Kirche.

In der Bibel finde ich dazu ein interessantes Detail: Auch Jesus selbst singt, wenn er mit Menschen zusammenkommt, zu ihnen spricht, ihnen zuhört. Und dann halten sie Mahl, mit Brot und Wein, Lamm oder Fisch. Und Jesus dankt, segnet die Gaben und teilt sie. Und für dieses Danken und Segnen hat die Bibel ein besonderes musikalisches Fachwort: eulogein. Hebräisch barach. Das ist ein Lobgesang beim gemeinsamen Mahl, das dadurch zu einem Gottesdienst wird. Jesus singt und lobt Gott für seine Gaben und für die Tischgemeinschaft. Was und wie, welche Worte, welche Melodie, das bleibt offen.

Und das lässt die Christen aller Zeiten frei und kreativ werden bei der Musik - mit Gregorianik und Gospels, Bach und Mozart, Band und Orgel. All das kann im Gottesdienst vorkommen, und ich muss beileibe nicht alles mögen. Und auch beim Abendmahl haben Christen viele Formen entwickelt. Das evangelische Abendmahl, die römische Messe, das Mahl als göttliche Liturgie, das Feierabendmahl beim Kirchentag, die Kommunion für Kranke und viel mehr. Auch hier gilt: Ich muss nicht jede Form für mich passend finden.

In einem Gottesdienst ganz ohne Musik fehlt mir etwas Wichtiges. Ohne Abendmahl fehlt auch etwas Wichtiges. Mir zumindest.

Mag sein, dass Musik im Gottesdienst Geschmacksache ist. Ihren Ursprung haben beide, Kirchenmusik und christlicher Gottesdienst, im Abendmahlsgesang. Jesus singt und lobt Gott für die geteilten Gaben, für die Gemeinschaft und für alle, die daran teilnehmen, mich eingeschlossen. Wenn die Musik mich dazu bewegt, dass ich gern zum Abendmahl gehe, wenn ich mich durch sie am Tisch des Herrn willkommen fühle, wenn sie meine Sehnsucht nach Jesus, nach Gott anfacht, dann ist die Musik in jedem Fall ganz nach dem Geschmack Jesu.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2020
Florian Ihsen