In Flanderns Feldern

Wort zum Tage
In Flanderns Feldern
19.11.2018 - 06:20
07.09.2018
Dirck Ackermann
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Ein herrlicher sommerlicher Sonntag in Flanderns Feldern. Sommerlich, obwohl es doch schon Herbst ist. Die Sonne taucht die Landschaft in warmes Licht.

In dieser traumhaften Landschaft höre ich Geschichten, die mein Herz nicht gerade erwärmen. In Flanderns Feldern. Hier fanden die Schlachten des ersten Weltkriegs statt. Die Bilder, die mir gezeigt werden, zeigen Kraterlandschaften. Eine Landschaft, die durch Granaten und Bomben aufgewühlt ist. Felder voller Gräber von Kriegstoten. Graue und braune Landschaft. Die einzigen Farbtupfer damals, so heißt es, waren die Mohnblumen im Frühsommer. Sie gedeihen besonders gut im von Tod und Verwesung gezeichneten Feld.

Rote Tupfer im Kriegsgebiet. Blumen auf frischen Gräbern.

 

Vor einem Gräberfeld stehen wir an diesem sommerlichen Herbstsonntag. „Essex Farm“ vor den Toren von Ypern. Hier starben zum ersten Mal Soldaten durch Giftgas. Ich höre von den schlimmen Verletzungen, die Menschen bei solchen Vergiftungen erleiden. Höre von dem verzweifelten Kampf der Ärzte, die Sterbenden zu retten. Hier in Essex Farm steht auch ein ehemaliges Feldlazarett. Der kanadische Arzt John McCrae bemühte sich täglich um die Verletzten und Sterbenden. Hier in Flanderns Feldern im Frühsommer 1915. An manchen Abenden, wird berichtet, sitzt John mit seinem Freund vor dem Lazarett. Erschöpft, verstört von den Kämpfen blicken sie auf die Mohnblumen. Sie erzählen sich Geschichten vom Leben und von der Liebe. Mohnblumen: Rote Tupfer als Zeichen des Lebens und der Liebe inmitten einer von Tod und Hass geprägten Landschaft.

 

Einen Tag später kommt der Freund durch einen Granatenangriff ums Leben. Geschockt und berührt vom plötzlichen Tod des Freundes schreibt der kanadische Arzt ein Gedicht: In Flanders fields the poppies blow. In Flanderns Feldern blühen die Mohnblumen. Ich höre die Worte des Gedichts. Spüre die Verzweiflung, erahne die Angst, dass dieser Tod umsonst und sinnlos war, und höre Worte von Liebenden und Geliebten. Und ich sehe die Poppies, künstliche Mohnblumen auf den Gräbern der vielen Toten, in dieser traumhaften Landschaft. Für mich ein Zeichen, dass die Toten aus diesen Tagen nicht vergessen sind. Und dass wir die Toten aus diesen Tagen nicht vergessen dürfen. Eine Mahnung an uns, mehr zu lieben und für Frieden einzutreten.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

07.09.2018
Dirck Ackermann