Hinaus ins Tiefe

Wort zum Tage
Hinaus ins Tiefe
03.07.2021 - 06:20
24.06.2021
Michael Kösling
Sendung zum Nachhören
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 
Sendung zum Nachlesen

Mitten in einem sorglos dahinplätschernden Gespräch gibt es manchmal eine Wendung und dann wird daraus in einem Augenblick eine Sternstunde menschlicher Begegnung.  Aus einer unverfänglichen, leichten Plauderei wird ein Beisammensein. Selten, kostbar und lange erinnert. Eine Verbindung entsteht, vielleicht sogar eine Schicksalsgemeinschaft. Das ist wunderbar, kann aber oft auch abgründig sein.  Auf einmal wird mitten in der Geschäftigkeit, in der geplanten und klug abgestimmten Terminkette eines Tages, die Zeit unterbrochen und das Leben taucht in eine andere Dimension ab. Es geht dann in unbekannte Regionen. Diese Momente nehmen einen hinab in die Tiefe. Ich frage dann oft erschrocken:  Wie da wieder rauskommen? Wie wieder einholen, was einmal angestoßen und in Gang gesetzt wird? Wie von dort wieder zurückkommen? Es gibt diese wunderbare Geschichte, die in der Bibel erzählt wird. Petrus sitzt mit Jesus im Boot. Am Ende des Tages, Petrus hatte den ganzen Tag gefischt, jedoch nichts gefangen, da weist Jesus ihn hinaus in die Tiefe. Weg vom Ufer. Ins Unbekannte. Petrus erwartet keinen großen Fang, mehr aus Gefallen oder Respekt fährt er noch einmal hinaus. Über der Tiefe aber füllen sich die Netze, dass sie zu zerreißen drohen. Am Ende steht Petrus kniehoch in den silberleuchtend zappelnden Fischleibern und im Fang seines Lebens. Er erschrickt. Was hat er da aus der Tiefe geholt! Über der Tiefe steht mit Petrus Jesus im Boot. Diese Geschichte beginnt wie eines dieser Gespräche und endet mit einem radikalen Neuanfang. Petrus lässt sein Boot zurück und folgt Jesus nach. Hier und mit ihm beginnt, wonach sich viele sehnen: eine lebendige Beziehung. Über der Tiefe des Lebens gibt es diese Aufbrüche und Wagnisse, die nicht vorgesehen und geplant waren, die vorher unmöglich erschienen. Das Leben des Petrus nimmt seine neue Wendung nicht im Altbekannten, im Sicheren und Ausgeloteten. Sie beginnt über der Tiefe. Was wäre das Leben, wenn man immer nur im Seichten sein Glück versuchte und dort dem Fang seines Lebens nachjagte? Es muss dahingehen, wo es tief ist. Über der Tiefe findet sich das Leben. Als Petrus im Angesicht des Fanges seines Lebens erschrickt, spricht Jesus zu ihm: Fürchte dich nicht. Es ist dieses Fürchte dich nicht, dass am Beginn von etwas Unglaublichen steht. Engel verkünden es in der Nacht von Jesu Geburt und am Morgen seiner Auferstehung. Über der Tiefe unseres Lebens können wir es hören: Fürchte dich nicht.

Es gilt das gesprochene Wort.

24.06.2021
Michael Kösling