Liebe; und sonst gar nichts

Wort zum Tage

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Liebe; und sonst gar nichts
Michael Becker
06.05.2022 - 06:20
13.01.2022
Michael Becker
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Ihr Name hatte einen seltsamen Klang. Damals, als ich ein Kind war. Marlene Dietrich, der deutsche Weltstar. Heute vor dreißig Jahren ist sie in Paris gestorben, mit neunzig Jahren. Wenn früher ihr Name genannt wurde, war oft ein Naserümpfen dabei. Das hieß: „Vaterlandsverräterin“. Frau Dietrich hatte nämlich eine klare Haltung im Dritten Reich. Und die hieß: Nein. Nein zu  verlockenden Angeboten von Goebbels. Nein zur Propaganda für die Nazis. 1939 hat sie Deutschland verlassen und wurde amerikanische Staatsbürgerin. Da war sie schon ein Star als „Lola“ in dem Film „Der blaue Engel“ (1930) - mit dem wunderbaren Lied: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt; denn das ist meine Welt und sonst gar nichts.“ Während sie das im Film singt, sitzt der ehrenwerte Professor Rath in einer Loge des Theaters und verliert seinen Verstand. Marlene Dietrich aber wird weltberühmt.

          Immer war so ein Hauch Fremdheit um sie. Man könnte sogar sagen: Entrücktheit. Das war Absicht. Sie wollte nicht irgendwer sein, sie war „die Dietrich“. Ihr eigenes Denkmal. Und wo immer sie auf einer Bühne stand, musste dieses Lied sein mit ihrer tiefen, rauchigen Stimme: Liebe, von Kopf bis Fuß. Sonst gar nichts.

          Ist doch wunderbar, das mit der Liebe. Liebe als Sinn des Lebens, als heimlicher Sinn der Welt. Sie tut jedem Leben gut. Liebe deinen Nächsten - wie dich selbst. Das gelingt nicht jeden Tag. Man kann es sich aber vornehmen und üben. Liebe ist nicht nur Gefühl, sie ist eine Haltung. Ich will anderen Menschen mit Achtung begegnen. Ich will sehr genau zuhören, bevor ich über andere urteile. Ich will nicht einfach wegschauen, wenn jemand weint oder Not leidet. Das ist die Haltung. Und wenn dann noch Gefühl dazu kommt – umso besser. Ich weiß nicht, wie Marlene Dietrich geliebt hat. Ich weiß aber, dass sie die Wahrheit singt. Liebe; und sonst gar nichts. Diese Haltung macht ein Leben nicht immer leichter, aber heller und reicher. Es ist so ein bisschen Himmel um die, die lieben und die fürsorglich sind. Und was will man denn mehr.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

13.01.2022
Michael Becker