Museum Zweiter Weltkrieg

Wort zum Tage
Museum Zweiter Weltkrieg
Wort zum Tage von Pfarrerin Kathrin Oxen
27.08.2019 - 06:20
08.08.2019
Kathrin Oxen
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In wenigen Tagen jährt sich der deutsche Überfall auf Polen zum 80. Mal. Ich hatte im Urlaub die Gelegenheit, das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig zu besuchen. Ganz in der Nähe liegt die Westerplatte, damals ein militärisches Depot, von dem aus das deutsche Schulschiff Schleswig-Holstein „seit 5.45 Uhr zurückgeschossen“ habe, wie Adolf Hitler noch am gleichen Vormittag in der bekannten Rede vor dem Reichstag behauptete.

Das Museum ist ein beeindruckend moderner Bau in Form eines schräg aus dem Boden aufragenden Quaders. Fast sieht es aus, als würde er gleich umkippen. Man kann den Eindruck gewinnen, als nähme die Architektur damit die Geschichte dieses Museums schon vorweg. Kurz nach der Eröffnung 2017 gab es eine heftige Kontroverse über die inhaltliche Konzeption. Die Ausstellungungsmacher stellten die universale Perspektive des Krieges, die Opfer und Täter auf allen Seiten und vor allem die Leiden der Zivilbevölkerung in den Vordergrund. Ihre Botschaft war für ein Kriegsmuseum überaus pazifistisch: Der Zweite Weltkrieg hat die ganze Welt erschüttert und Millionen Leben gekostet; ein Ende von Krieg und Gewalt brachte er jedoch nicht.

Rechtskonservative Politiker und Historiker in Polen kritisierten, dass die nationale polnische Perspektive zu kurz kommen würde. Dieser Streit ist bis heute nicht beigelegt. In das Konzept der Ausstellung wurde an mehreren Stellen deutlich spürbar eingegriffen.

Kann ein Museum für den Krieg gleichzeitig ein Museum gegen den Krieg sein? Wie kann man lernen, nicht mehr Krieg zu führen,  Schwerter zu Pflugscharen zu machen, wie es in den prophetischen Visionen vom Frieden in der Bibel heißt?

Nachdenklich habe ich das Museum verlassen. Noch nachdenklicher wurde ich allerdings im Museumsshop am Ausgang. Allen Bildern des Schreckens von Krieg und Zerstörung zum Trotz gab es dort eine große Auswahl an Panzermodellen, Gewehren und militärisch anmutende Tarnkleidung für Kinder zu kaufen. Das Maskottchen des Museums ist übrigens ein Teddybär mit zwei Bomben im Arm. An diesem Museum habe ich aufs Neue gelernt: Sich erinnern, das ist schwer, richtig zu machen. Und nicht mehr Krieg zu führen – das zu lernen, bleibt anscheinend immer eine wackelige Angelegenheit.

Es gilt das gesprochene Wort!

08.08.2019
Kathrin Oxen