Nichts Neues unter der Sonne

Wort zum Tage
Nichts Neues unter der Sonne
07.06.2018 - 06:20
07.03.2018
Diederich Lüken
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„Es gibt nichts Neues unter Sonne.“ Dieses Zitat aus dem biblischen Buch Prediger Salomo hat sprichwörtlichen Charakter angenommen. Es wird immer dann gerne zitiert, wenn einem ein Ereignis oder ein Erlebnis bekannt vorkommt und man das Gefühl hat: Das hat es doch schon mal gegeben, oder: So war es immer schon! Ich bezweifle jedoch, dass der Autor des Buches Prediger seinen Satz wiederholen würde, könnte er heute noch einmal auftauchen und die Gegenwart erleben. Er würde wohl feststellen müssen: Es gibt jede Menge Neues unter der Sonne! Es gibt so viel Neues unter der Sonne, dass er sich wohl kaum noch zurechtfinden würde in unserer schönen neuen Welt. Der Prediger lebte wahrscheinlich im dritten Jahrhundert vor Christus. Wo immer wir uns gerade befinden: Wir sehen rund um uns herum lauter Dinge, die es zu seiner Zeit noch nicht gegeben hat. Es ist müßig, das alles aufzuzählen. Es genügt als Beispiel allein der Hinweis auf die Tatsache, dass es den Rundfunk gibt, der es ermöglicht, diese Andacht hören zu können. Außerdem konnte von einer globalen Gefährdung der Welt durch Waffen und einen menschengemachten Klimawandel beim Prediger Salomo nicht die Rede sein. Doch, es gibt fast unendlich viel Neues unter der Sonne, wer wollte dies bezweifeln?!

 

Das Problem ist nur, und da kommt der Prediger Salomo doch wieder zu seinem Recht, dass bei all den Veränderungen der Mensch im Wesentlichen wohl derselbe geblieben ist – so sehr derselbe, dass er all das Neue, das er geschaffen hat, kaum beherrschen kann und zunehmend mit den eigenen Schöpfungen überfordert ist. Wir wissen, was die Natur so sehr schädigt, dass sie vielleicht in gar nicht so ferner Zukunft zusammenbrechen wird. Aber wir leben so, als hätten wir eine zweite Natur im Rucksack. Die Mächtigen wissen, dass jede kriegerische Auseinandersetzung mit einem verheerenden Weltenbrand enden kann. Trotzdem wird mit Waffen herumgespielt, als seien es Spielzeuge im Sandkasten. Der Grund dafür lautet: Viel zu viele sind immer noch wie damals zur Zeit des Predigers Salomo beherrscht von Egoismus, emotionaler Kälte, Kurzsichtigkeit und Großmannssucht. Es wäre wahrhaftig etwas Neues unter der Sonne, setzte sich das durch, was die Bibel als die Norm des menschlichen Zusammenlebens gebietet: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Doch scheint das keine menschliche Möglichkeit zu sein. Die einzige Hoffnung besteht wohl darin, dass Gott selbst verheißen hat, diese Liebe durchzusetzen. Wann und wie, wissen wir nicht. Man kann nur hoffen, dass es bald geschieht, dieses Neue unter der Sonne.

07.03.2018
Diederich Lüken