Schluss machen

Wort zum Tage
Schluss machen
29.01.2020 - 06:20
03.01.2020
Barbara Manterfeld-Wormit
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„Tut mir leid. Ich kann nicht anders. Hass mich nicht.“ So geht das Ende einer Liebesbeziehung im Film. Ein paar Worte – hingekritzelt auf ein gelbes Post-it, einen simplen Klebezettel für Notizen. Die Frau liest – und ist fassungslos. Abends zieht sie um die Häuser New Yorks mit ihren Freundinnen, zieht dabei an einem Joint, wird von der Polizei erwischt. Ihre Freundin, Rechtsanwältin, versucht sie zu verteidigen: „Ihr Freund hat mit ihr Schluss gemacht. Auf einem Post-it!“ Zum Beweis hält ihm die Verlassene das gelbe Zettelchen unter die Nase. Der Polizist verhängt ein Bußgeld – und überreicht ihr den Bescheid mit den Worten: „Tut mir leid. Ich kann nicht anders. Hass mich nicht.“ Eine Szene aus der amerikanischen Kultserie Sex and the City.

Wie geht Schluss machen? So, dass der andere nicht zu tief verletzt ist, dass man sich weiter in die Augen sehen – am Ende vielleicht sogar Freunde bleiben kann? Ich habe die Lösung bis heute nicht gefunden. Egal, auf welcher Seite man steht – ob man verlässt oder selber verlassen wird – es tut immer weh, bereitet viel Kopfzerbrechen, ist unangenehm, so dass man am liebsten Reißaus nehmen möchte. Ich erinnere mich noch gut an meine erste richtige Liebe. Irgendwann war sie abgeflaut. Ich traf mich zum Spazierengehen. Erklärte mich. Wir trennten uns – nicht froh, aber ohne Feindschaft. Wenige Tage später erhielt ich ein Paket: darin ein paar Schallplatten, gemeinsame Fotos und Briefe. Dazu ein Zettel mit ein paar wütend hingeschriebenen Zeilen: „Die Sachen behalt, stampf ein oder mach sonst was damit. Auf ein Treffen lege ich keinen Wert.“ Da saß ich nun – wie vom Donner getroffen. Verletzt, verunsichert – auch ein wenig empört. Was hatte ich falsch gemacht? Es hat ein paar Wochen gedauert, ehe es doch noch zu einem Treffen kam. Ich hatte damals all meinen Mut zusammen genommen und angerufen. Trotz der Abfuhr. Die erste Enttäuschung war verraucht. Nun war wieder Platz für das, was war. Und ist es bis heute. Zu großer Liebe gehört wohl auch große Wut und Enttäuschung darüber, dass sie zu Ende ist. Und Mut, das auszuhalten, auch wenn es unangenehm ist. Nicht per Post-it oder SMS, sondern so, wie alles einmal angefangen hat, müssen wir reden: von Angesicht zu Angesicht. Damit am Ende wahr werden kann, was das Hohelied der Bibel so wunderbar besingt: Stark wie der Tod ist die Liebe… so dass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. (Hld 8, 6 f.) Damit – auch wenn man am Ende nicht anders kann, als sich zu trennen, doch bleibt, was einmal Liebe war. Und keiner den anderen hassen muss.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2020
Barbara Manterfeld-Wormit