Sorge nicht

Wort zum Tage
Sorge nicht
01.02.2020 - 06:20
03.01.2020
Barbara Manterfeld-Wormit
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Der erste Monat des neuen Jahres ist vorbei. Stürmisch hat es begonnen – mit Kriegsgebaren und Zittern vor einem neuen Krieg im Mittleren Osten. Mit immer heißer brennenden Feuern in Australien, mehr als einer Million qualvoll verendeter Tiere und verheerenden Folgen für die Bewohner. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Ich habe tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben ganz bewusst die Notbremse gezogen und den Nachrichtenkonsum eingestellt für einige Zeit. Zuviel Beängstigendes direkt nach den Weihnachtstagen, wo doch wieder Hoffnung gewachsen ist, dass es doch Frieden geben kann in dieser Welt und Raum für alles, was lebt. Ich wollte mir in den ersten Wochen des neuen Jahres den Glauben daran bewahren, das am Ende doch alles gut werden kann – mit vereinten Kräften und Gottes Hilfe. Also versuchte ich, die schlechten Nachrichten nicht an mich heranzulassen. Eine Dauerlösung ist das Medienfasten natürlich nicht. Wegschauen hilft nicht wirklich, nur auf Zeit.

Kürzlich habe ich meinen alten Terminkalender weggeräumt. Wichtige Termine noch ins neue Jahr übertragen und dabei auch nochmal geblättert im Vergangenen. Dabei fielen mir einige Blätter und Notizen entgegen. Längst erledigte Zahnarzttermine, eine Kunstpostkarte, die ich zur Erinnerung an eine besonders schöne Ausstellung dort aufbewahrt hatte, ein paar Notizen, Telefonnummern, Begebenheiten, Zitate – darunter dieses Gedicht des Berliner Theologen Friedrich Schleiermacher. 2018 wurde aus Anlass seines 250. Geburtstages besonders an ihn erinnert. Das Gedicht trägt den Titel „Sorge nicht“:

Sorge nicht um das, was kommen mag, weine nicht um das, was vergeht;

aber sorge, dich nicht selbst zu verlieren, und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit,

ohne den Himmel in dir zu tragen. (1)

Der alte Kalender steht nun im Bücherregal neben all den anderen aus vergangenen Jahren. Den Zettel habe ich aufgehoben und ihn in meinen Kalender für 2020 geklebt – gleich vorne auf die erste Seite – neben Name, Anschrift und Notfallnummern. Damit mich der Mut nicht verlässt, und die Sorge nicht überhandnimmt. Damit immer ein bisschen was von Weihnachten bleibt: ein Funken Hoffnung. Eine Prise Mut. Ein Haufen Fröhlichkeit. Und bei allem ein Stück Himmel – sorgenfrei. Mein Wunsch für Sie an diesem Morgen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

(1) Zit. nach: Jörg Zink, Dornen können Rosen tragen. Stuttgart (Kreuz) 1997.

03.01.2020
Barbara Manterfeld-Wormit