Thank you for the music

Wort zum Tage
Thank you for the music
10.02.2020 - 06:20
03.01.2020
Florian Ihsen
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Ich mag die Musik von Abba. Ein Song hat es mir besonders angetan: Agneta singt, vielleicht über sich selbst, den folgenden Text:

 

„Ich bin nichts Besonderes, eher ein bisschen langweilig. Wenn ich einen Witz erzähle, haben ihn die andern immer schon gehört.

Aber: Ich habe ein Talent. A wonderful thing. Meine Mutter sagt: ich hab getanzt, bevor ich laufen konnte. Ich hab gesungen, bevor ich sprechen konnte. Nichts kann ein Herz so erobern wie – eine Melodie. I’m so grateful and proud, ich bin dankbar und stolz und will es laut raussingen: thank you for the music. Danke für die Musik, für die Lieder, die ich singe. Danke für die Freude, die die Lieder bringen.“

 

„Thank you for the music“ spricht mir aus dem Herzen. Und ich bin überzeugt: Thank you for the music kann jede und jeder mitsprechen, mitfühlen oder besser noch: mitsingen. Musik und Gesang sind nicht etwas, das nur einzelne können, Profis eben. Und die anderen, die „Laien“ dürfen nur zuhören oder leise mitsummen.

 

Yehudi Menuhin, der bekannte Geiger, hat mal gesagt: „Singen ist die eigentliche Muttersprache aller Menschen.“ An meinen Patenkindern und anderen Kindern, die nach ihren Eltern rufen, ist mir das klar geworden: Ma-ma, Pa-pa, O-ma. Da wird nicht nur jemand gerufen. Sondern die Worte werden mit Tönen ganz bewusst gestaltet. Das Wort bekommt seinen eigenen Klangleib. Auch wenn ein Kind ärgerlich oder ungeduldig ist, tönt es so: Mama. Oma.

 

Ist Singen auch die Muttersprache des Christentums? Ja, ich bin davon überzeugt. Das Christentum ist seit seinen Anfängen singende Religion.

 

Heute wird viel von der Krise des Christentums und der Kirchen gesprochen. Für viele in der Kirche bedeutet das: Strukturen müssen geändert werden. Gleichberechtigung und Wertschätzung für Frauen und homosexuelle Menschen, modernere Gottesdienste, mehr Kirche online, weniger Bürokratie, mehr Profil und Konzentration. Das sind wichtige Anliegen, klar.

 

Aber ich frage mich: Pflegen wir Gesang und Musik mit derselben Leidenschaft, mit der wir Fragen zur Struktur und Zukunft der Kirche diskutieren? Wie würden sich unsere Kirchen verändern, wenn wir das ernster nehmen: Singen ist die Muttersprache des christlichen Glaubens? Ja, es sind vor allem Lieder und Musik, die das Herz für Gott höher schlagen lassen.

 

Abba hat Recht: Nichts kann ein Herz so erobern wie eine Melodie. Darum: Thank you for the music! Für mich ist das auch ein Gebet: Danke, Gott, für die Musik!

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.01.2020
Florian Ihsen