Wunschkind

Wort zum Tage
Wunschkind
25.03.2019 - 06:20
07.02.2019
Florian Ihsen
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„Sie sind schwanger“, sagt der Arzt zu der jungen Frau. Endlich, freut sie sich. Endlich. Es war immer ihr größter Wunsch, Kinder zu haben. Und es hat nicht gleich geklappt. Und dann doch… Sie läuft, um ihren Mann anzurufen. Heute Abend werden sie feiern. Ihr Mann bringt einen Rosenstrauß mit und eine Flasche Champagner, auch wenn die werdende Mutter nur einen kleinen Schluck trinken wird …Egal. Ein Riesenglück… das erste Kind… ein Wunschkind.

Dieses Wunschkind bin ich. Meine Mutter hat mir diese Geschichte gern und oft erzählt. Auch 40 Jahre später hat es sie noch gefreut wie damals – und mir hat sie damit gesagt: „Du warst und bist unser Wunschkind“. Ein Wunschkind beider Eltern sein – das ist wirklich ein Glück und nicht selbstverständlich. Wer nicht so sehnlich herbeigewünscht war, weiß oder spürt das. Und das tut manchmal so richtig weh. Erst recht der bittere Satz, den einmal eine Mutter gesagt hat: „Wenn ich gewusst hätte, dass du so wirst, hätte ich dich lieber nicht zur Welt gebracht.“

Heute in neun Monaten ist Weihnachten. Seit uralter Zeit wird neun Monate vor Weihnachten in den Kirchen ein wenig bekannter Festtag begangen: „Verkündigung des Herrn“ also der Tag, an dem die junge Maria erfährt, dass sie schwanger ist. Vom Heiligen Geist. Obwohl sie mit Joseph verlobt ist. Wie soll das zugehen? Fragt Maria. Bei dieser Schwangerschaft ist es nicht mit rechten Dingen, nicht wie üblich zugegangen. Das Kind durchkreuzt alles. Und eines ist sicher: Ein Wunschkind ist dieser Jesus für seine Eltern erstmal nicht. Und es bleibt schwierig: Jesus und seine Eltern, seine Geschwister, seine Verwandten und Freunde in Nazareth – durchgängig komplizierte Verhältnisse. Am meisten angespannt ist die Beziehung zwischen Jesus und seiner Mutter. Ein Sohn wie Jesus macht Sorgen – und Ärger. Und am Ende stirbt der Sohn – vor der Mutter, und vor ihren Augen.

Jesus – wenn schon kein Wunschkind, dann wenigstens ein braves und gutes Kind für seine Eltern? Die biblischen Texte geben dafür wenig bis gar nichts her. Und darin ist er denen nahe, für die diese Frage ebenfalls offen und schwierig bleibt. Weil sie anders sind, weil sie nicht reinpassen in die Erwartungen, die andere haben, weil sie sich unerwünscht fühlen.

Die Botschaft des erwachsenen Jesus lautet: Selig, glücklich seid ihr, denn ihr seid Wunschkinder Gottes. Bei Gott sind alle erwünscht: Die aus einfachen, die aus glücklichen und die aus komplizierten Familien. Die Braven, die Frechen und die Komischen. Jeder, jede ist für Gott ein Wunschkind.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

07.02.2019
Florian Ihsen