Gottes Engel lässt sich nieder

Wort zum Tage
Gottes Engel lässt sich nieder
10.10.2020 - 06:20
05.10.2020
Angelik Schole-Reh
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Eine Menschengruppe ist unterwegs. Sie sind den ganzen Tag gewandert. Nun ist es Abend. Die Zelte werden aufgeschlagen. Die Frauen backen Brot, die Kinder spielen zwischen den Zelten, die Männer kümmern sich um die Tiere, machen aus Dornengestrüpp eine Umzäunung, damit ihre Schafe, Ziegen und Kamele dableiben und die wilden Tiere draußen. Am Horizont geht die Sonne unter. Abendbrot im großen Kreis. Das Brot duftet, die Suppe dampft. Alle haben Hunger. Doch bevor sie zugreifen, werden sie still, falten die Hände.

Der Älteste spricht ein Gebet, dankt Gott für die Behütung dieses Tages, für die Gemeinschaft, für die Kinder und alles Gute. Und er bittet Gott, dass er auch weiterhin mit ihnen geht, sie beschützt, in dieser Nacht, an jedem neuen Tag. Gottes Engel, betet er, mögen das Lager schützen. Mit dem Gebet verändert sich die Atmosphäre. Das Licht des Feuers scheint heller, die Wärme der Menschen ist intensiver. Gottes Engel ist da, eingeladen durch das Gebet, herbeigesehnt durch die Menschen. Frieden kehrt ein. Heute schmeckt das Essen besonders gut. Es ist, als würde ein Ring aus sanftem Leuchten das Lager behüten und vor allem Bösen schützen. Gottes Engel hat einen Schutzraum geschaffen.

Ein Vers aus dem 34. Psalm beschreibt diese Szene: „Der Engel des Herrn lässt sich nieder bei denen, die dem Herrn mit Ehrfurcht begegnen. Er schützt sie von allen Seiten und rettet sie. (Psalm 34,8) Uralte Erfahrung, von Generation zu Generation weitererzählt und dann aufgeschrieben, damit auch kommende Generationen dieses Wunder von Gott erbitten können.

Wer das Leben aus dem Glauben deutet, kann darin Gottes Botinnen und Boten erkennen. „Der Engel des Herrn lässt sich nieder …“ Wer an Engel glaubt, rechnet mit Gottes Macht, die schützt und bewahrt.

Mich bewegt das Bild des Psalmverses: Einer faltet bittend die Hände, erfährt unerwartet Hilfe und spürt darin Gottes Nähe. Eine blickt zurück, versteht, wie das, was ihr das Leben schwer machte, sich am Ende zum Guten fügte, und sagt aus vollem Herzen „Danke, Gott!“. Andere setzen sich für mehr Gerechtigkeit ein, finden Mitstreiter, Unterstützerinnen, Mutmacher und Weiterdenkerinnen. Herzen, die sich Gott öffnen. Menschen, die Gottes Nähe erfahren.

Für mich ist das so: Gottes Engel tritt an ihre Seite, steht ihnen bei, freut sich mit ihnen, schützt und unterstützt sie. Auch ich will heute – wie jeden Morgen – Gott bitten, dass er mit mir durch diesen Tag geht und mir hilft, die Herausforderungen dieses Tages zu bestehen und die Freuden zu genießen. Kann sein, ich erkenne im Blick zurück, dass da ein Engel war.

05.10.2020
Angelik Schole-Reh