Das Wort zum Sonntag

Das Wort zum Sonntag
Pfarrer Benedikt Welter
21.10.2017 - 23:50

Einen guten späten Abend, verehrte Damen und Herren.

 

Sie wissen schon: die Sache mit dem Apfel. Der eigentlich keiner war. Von einer „Frucht“ -so steht es in der Bibel-    die nicht gegessen werden sollte. Es kam dann anders. Die Schlange redete mit Eva,  Eva pflückte die Frucht und Adam biss hinein.  Und dann war Schluss mit Paradies. Und es begann das große Durcheinander

 

Das ist die erste große Story der Bibel, gleich auf den ersten Seiten. Ich muss an sie denken, wenn ich auf die vergangene Woche  zurückschaue:  Prügeleien auf der Buchmesse; Politparolen von „mehr nach rechts rücken“ bei den einen, „mehr nach links“ bei den andern.

 

 Ich höre Standardformulierungen wie  „die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen“ bis hin zu übelsten Hassparolen  – wenn jetzt über die Einführung eines gesetzlich geschützten islamischen Feiertags diskutiert wird.

 

In Berlin haben die Sondierungen für eine mögliche Regierung begonnen – auch begleitet von eher nebeligen als aufklärenden Worten.

Und in Malta wurde sogar eine Journalistin per Autobombe ermordet: Daphne Caruana Galizia, die in ihrem Land immer weiter kritisch nachgefragt hat, weil sie Klarheit in ein undurchsichtiges Durcheinander von Korruption bringen wollte.

 

Ich höre das alles und denke an die Story vom Apfel, der keiner war, von der Frucht, die die Menschen nicht hätten essen sollen. Dabei war das schon gar nicht mehr das Entscheidende. Das Unglück fing vor dem Essen an. Damit, dass die Schlange  die Worte Gottes verdreht hat. „Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ Hat er doch gar nicht: „Von dem einen Baum sollt ihr nicht essen“.  Das hat er gesagt.

 

Listig, wie die Schlange durch Wortverdrehung Unheil auslöst; die Bibel nimmt das als Bild, um unsere Lage als Menschen zu beschreiben. Nämlich dass wir  immer wieder solchem teuflischen Handeln ausgesetzt sind. Unser Begriff „Teufel“, aus dem griechischen „Diabolos“ abgeleitet, heißt wörtlich: der Durcheinanderbringer.

 

Und solches Durcheinanderbringen scheint alltäglich geworden zu sein in unserer gesellschaftlichen Betriebsamkeit.

 

„Hat Gott wirklich gesagt, ihr müsst alle Fremden aufnehmen?“

„Hat Gott wirklich gesagt, ihr müsst eure Heimat aufgeben, wenn ihr hier leben wollt?“ – das sind so Schlangenfragen heute.

 

Und wo jemand sich von solchen Verdrehungen nicht durcheinanderbringen lassen will, sondern genauer nachfragt und verstehen will, da passiert dann so etwas wie die Ermordung von Daphne Caruana Galizia, der Journalistin aus Malta.

 

Gegen die Durcheinanderbringer und deren verführerische Wortverdrehungen hilft meines Erachtens nur Widerstand. Ein Widerstand mit klarem Verstand und in der unumstößlichen Hoffnung, dass es Möglichkeiten gibt, den und die Durcheinanderbringer und ihre destruktiven Methoden zu entlarven.

Dem Zerstörerischen nicht auf den Leim gehen! Ein Instrument dafür beschreibt der Hl. Apostel Paulus so:

„Schließlich: Was immer wahrhaft, edel und recht ist, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!“ (Phil 4, 8).

 

Der Satz ist übrigens auch anwendbar für jemanden, der ganz gut ohne Gott zurecht kommt.

Damit kann die Frucht, von der zu Essen sich nicht lohnen wird, getrost hängen bleiben.

 

Einen aufrichtigen Sonntag wünsche ich Ihnen.