Böse Überraschungen

Böse Überraschungen
mit Pastor Christian Rommert aus Bochum
04.12.2021 - 23:35

Was Sie hier sehen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer ist mein Adventskalender. Befüllt mit kleinen Überraschungen. Kleinen Gutscheinen. Normalerweise eine tolle Sache. Doch dieses Jahr ist ja irgendwie alles anders. Das merken Sie sicher auch, überall.

Hier – gleich am ersten Tag, in meinem Kalender: Ein Gutschein für Currywurst und Bier bei einem gemeinsamen Stadionbesuch. Das beste Geschenk überhaupt – normalerweise! Und dann auch noch für meinen VfL Bochum gegen die Dortmunder. Tja, die spielen aber schon nächste Woche. Ich käme rein - aber will ich das? Im Stehblock mit anderen jubeln? Fühlt sich verkehrt an!

Adventskalender, Tag 2, normal: da war Schokolade drin, das war super!

Aber gestern wieder ein Zettel. Saunabesuch. Naja ich glaube, das geht schon irgendwie.  Aber schön? Schön ist das nicht. Mach ich dann wohl eher im nächsten Jahr!

Heute: In meinem Adventskalender zum Glück kein Gutschein, sondern einfach eine Printe. Das ist gut!

Und was ist morgen drin? Oder in einer Woche? Restaurantbesuch, Treffen mit Freunden, Konzerte? Montag zum Nikolaus vielleicht etwas zu diesem Heiligen aus alter Zeit?

Aber ich schau mal was noch so drin ist in meinem Adventskalender.

Ich weiß, normalerweise macht man das ja nicht, einfach schon die Türchen aufmachen, obwohl es noch nicht so weit ist. Aber, was soll’s. Nichts ist normal zurzeit.

Hmmm - vielleicht Tag 12: dritter Advent. Ah, eine Einladung zum Weihnachtsmarkt! Unser traditioneller Besuch des Weihnachtsmarktes. Machen wir immer als ganze Familie, samt Anhang. Wäre ja schön, wenn das noch ginge. Wenn nicht, müssen wir uns halt etwas einfallen lassen. Vielleicht stattdessen im kleinen Kreis in unserem Garten! Geimpft sind wir ja alle.

Tag 15: Eine Duftkerze! Juchhu! Was ganz Normales! Kerzen anmachen – das geht noch! Und die anderen Tage? Der 24.12.? Heilig Abend! In meiner Kindheit war da immer das größte Stück Schokolade drin!

Nein! Ein weiterer Zettel. Wieder ein Gutschein!  Ein Weihnachtskonzert - der Messias. Oh! In unserem Wohnzimmer, von CD, mit Kerzenlicht, unter dem Tannenbaum.

Da muss jemand etwas von mir gewusst haben. Dieses Werk von Händel – das ist für mich wirklich besonders! Die Worte, mit denen Georg Friedrich Händel den Messias anfangen lässt, die haben mich immer sehr berührt: „Tröstet, tröstet mein Volk!“, spricht euer Gott. Redet freundlich mit Jerusalem und predigt, dass die Knechtschaft ein Ende hat.“ Es ist ein Bibelvers!

Nicht nur dieser Bibelvers, auch die Geschichte zu dem Werk von Händel sind für mich besonders. Händel hat es geschrieben nach einem Schlaganfall. Kaum einer glaubte, dass er jemals wieder komponieren wird. Und dann: seine ersten vertonten Worte nach dieser schweren Zeit: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ Das hat mich immer am meisten angerührt. Gott will uns trösten.

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ich kann Trost in diesen Tagen gebrauchen. Und Sie? Advent 2021. Kleine gut gemeinte Gutscheine bekommen einen traurigen Beigeschmack. Wir machen irgendwie das Beste daraus. Tröstet, tröstet mein Volk! Diese Worte tun mir einfach nur gut. Vertrau darauf, auch diese Dunkelheit wird ein Ende haben. Mir gibt das  Kraft in dieser verrückten Zeit. Und darauf freu ich mich nun wirklich auf den „Messias“ – so und so!