Geschichte der Kirche

Geschichte der Kirche

Geschichte der Friedenskirche

 

Der heutige Name der Friedenskirche erinnert an das Jesuswort "Selig sind, die Frieden stiften" und hat für Kehl besondere Bedeutung. Kehl hat als Grenzstadt besonders unter Unfrieden und Kriegen gelitten. Die Friedenskirche selbst wurde in den Kriegen 1870/71 und 1939 - 1945 stark beschädigt. Sie steht übrigens auf dem Trümmerschutt und den aufgefüllten Wassergräben der Festung Kehl (1815 geschleift). Dadurch bedingte Mauerrisse sind an der östlichen Außenwand noch zu erkennen.

Die Kirche wurde von dem Weinbrenner-Schüler Friedrich Theodor Fischer (1803 - 1867) in den Jahren 1847 - 1851 als Simultankirche (zur gemeinsamen Nutzung durch die katholische und evangelische Gemeinde) erbaut. Daran erinnern noch die beiden Sakristeianbauten. In Friedrich Theodor Fischers Entwurf verbindet sich klassizistische Raumauffassung im Sinne Weinbrenners mit gotischen Stilformen. Die Friedenskirche ist daher keine Gotik-Imitation wie viele neugotische Bauten, sondern ein origineller Bau mit bewusst und qualitätsvoll eingesetzten gotischen Stilelementen.

Die Friedenskirche wurde mehrfach gründlich renoviert und umgestaltet, so dass sie in ihrer 150jährigen Geschichte vier unterschiedliche Raumfassungen erhielt. Die letzte Umgestaltung fand 1993/94 statt. Dabei sollte der Ursprungszustand der Kirche soweit wie möglich wieder hergestellt werden.

Eine wichtige Veränderung bedeutet zudem die Vergrößerung des Altarbereichs und seine Absenkung um zwei Stufen. Dadurch hat der Kirchenraum eine "zweite kleine Kirche", ein geistliches Zentrum erhalten, in dem besondere Gottesdienste gehalten werden können.

Die Wandbilder der Friedenskirche

1898/99 hatte der evang./kath. Stiftungsrat beschlossen, die Kirche mit zwei Bildern im gotischen Stil schmücken zu lassen. Der Münchner Maler Franz Rieger bekam den Auftrag. Wie die Friedenskirche selbst nehmen die beiden Bilder von Franz Rieger die Formensprache der Gotik auf. Der gotische Spitzbogen ist ein Fingerzeig nach oben, in die Richtung des Himmels. Dieser Richtung nach oben hat der Künstler in beiden Bildern die Gegenrichtung eingezeichnet. Das hat mehr als nur dekorative Bedeutung. Der "gotischen" Aufwärtsbewegung zum Himmel entspricht die Bewegung des Göttlichen nach unten, hin zu den Menschen. Beide "gotischen" Bewegungen zusammengenommen bilden zusammen die Form einer Mandel. Diese sog. "Mandorla" ist ein altes Symbol für Gottes Vollkommenheit. Gott ist zugleich barmherziger Vater und gerechter Richter. Im Mittelalter wurde darum auch Christus als Weltenrichter in der Mandorla abgebildet (so wie das zentrale Symbol über der berühmten Fassade des Straßburger Münsters).

 

 

 

Die Orgel

 

Die Orgel wurde im Jahr 1997 von der Firma Martin Vier aus Friesenheim-Oberweier erbaut und zum großen Teil aus Spenden finanziert. Ihr Standort ist bewusst im Kirchenschiff gewählt, in der Nähe der singenden Gemeinde und als Gegenüber zur Kanzel. Ihr weicher und schöner Klang ermöglicht eine Verkündigung mit Tönen, ein traditioneller Schwerpunkt der evangelischen Kirche.

Die Orgel hat 22 Register und drei Manuale. Das erste Manual ist ein sogenanntes Basswerk, wie es schon in frühbarocken Vorbildern gelegentlich verwendet wurde. Es hat die gleichen Register wie das Pedal, die per Wechselschleife alternativ im Manual oder Pedal gezogen werden können. Es steht ebenso wie das Brustwerk in einem großen Schwellkasten, dessen Holzjalousien per Fußtritt stufenlos geöffnet und geschlossen werden können. In Kombination mit den französischen Zungen Oboe und Fagott kann dadurch trotz der relativ sparsamen Disposition romantische Musik stilecht interpretiert werden.

 

 

Jüdische Gemeinde in Kehl, Mahnmalprojekt

Von 1881 bis 1938 gab es in Kehl eine jüdische Gemeinde. Im Jahr 1889 war die Grundsteinlegung für die Synagoge der jüdischen Gemeinde. Im Anschluss an das Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört und die jüdischen Mitbürger Kehls deportiert. Die meisten von ihnen haben während der Deportation ihr Leben verloren oder wurden später in den Konzentrationslagern umgebracht.

Im Rahmen eines ökumenischen Mahnmal-Projektes der evangelischen Jugend Baden haben Schülerinnen und Schüler des Kehler Einsteingymnasiums einen Memorialstein seitlich der Kirche aufgestellt. Am 27. Januar 2015, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, wurde der Stein im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Deportation auch vor Ort in Kehl sichtbar.