Kritische Auseinandersetzung über Werte in den Medien

Kritische Auseinandersetzung über Werte in den Medien
Deutschland 2020

Deutschland 2020 - Nach welchen Werten wollen wir senden?

 

ZDF räumt Fehler in Berichten über Mohammed-Video ein
 

Mainz (epd). Der stellvertretende Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen, hat Fehler des Senders bei der Berichterstattung über Proteste gegen das Mohammed-Video eingeräumt. So habe es in tagesaktuellen Nachrichtensendungen geheißen, die Proteste in der arabischen Welt hätten zugenommen, obwohl dies tatsächlich nicht der Fall gewesen sei, sagte Theveßen am Mittwoch beim evangelischen Medienkongress in Mainz. «Da müssen wir selbstkritisch unsere Fehler analysieren.» Es könne nicht sein, dass fanatische Minderheiten unangemessen viel Raum in der Berichterstattung einnähmen.

Gleichzeitig verteidigte Theveßen die Strategie der ZDF-Redaktionen, den umstrittenen Film «Die Unschuld der Muslime» nur in Ausschnitten zu zeigen. «Wir haben entschieden, dass wir kurze Bewegtbilder des Films zeigen, aber immer nur zusammen mit einer kritischen Einordnung durch einen Experten», sagte er. «Ansonsten würden wir uns zu Handlangern von Fanatikern machen.»

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, kritisierte, viele Medien konzentrierten sich im Streit über Mohammed-Darstellungen zu sehr auf eine radikale Randgruppe. «Viele islamische Gelehrte haben sich von Gewalt distanziert, darüber muss auch berichtet werden», sagte er. Zudem beklagte Mazyek ein fehlendes Fachwissen in den Redaktionen, wenn es um Islam-Themen gehe. Kritik an Muslimen und dem Islam sei begrüßenswert, solange sie auf Sachverstand beruhe.

 

 

Landesbischof Meister fordert mehr Verantwortung von Journalisten

 

Der evangelische Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, appelliert an Journalisten, mehr Verantwortung bei ihrer Arbeit zu übernehmen. Dass der NDR ein TV-Interview mit der schwer alkoholisierten Schauspielerin Jenny Elvers-Elbertzhagen ausgestrahlt habe, sei kritikwürdig, sagte Meister am Mittwoch zum Auftakt des zweiten Evangelischen Medienkongresses in Mainz. «Es war ein schwerer Fehler des Senders, diese 45 Minuten Sendezeit durchzuhalten.» Auch die Entscheidung des NDR, die Sendung nachträglich aus dem Internet zu löschen, sei keine Lösung: «Journalisten müssen eine Entscheidung vor der Veröffentlichung treffen.»

Es sei die Aufgabe von Reportern, die Persönlichkeitsrechte von Menschen zu schützen, auch wenn die Berichterstatter unter einem hohen Aktualitätsdruck stünden. «Nicht die Quote und auch nicht die Werbeerträge dürfen die Inhalte bestimmen», sagte Meister.
Meinungsfreiheit dürfe nicht rücksichtslos für kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden.

Meister forderte einen «permanenten Diskurs» über die Leistungen und Fehlleistungen von Medienmachern. Selbstkritik sei ein Merkmal von Qualität und könne eine «öffentliche mediale Buße» ermöglichen.
So wünsche er sich von Fernsehsendern etwa eine monatliche Rubrik mit dem Titel «Das waren unsere Fehler».

 

Medienexperten raten Kirche zu Präsenz in sozialen Netzwerken

Mainz (epd). Für den Medienberater Peter Berger steht ein kirchliches Engagement in sozialen Netzwerken im Internet außer Frage. «Wenn nicht Kirche, wer sonst?» fragte Berger am Donnerstag zum Abschluss des zweiten Evangelischen Medienkongresses in Mainz. Die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter böten ein «riesiges Potenzial», um Menschen zu erreichen.

 ZDF-Online-Redakteur Alexander Gajic und der Social-Media-Experte Jannis Kucharz stimmten Berger zu. «Die Kirche ist doch schon ein Netzwerk», gab Kucharz mit Verweis auf das Gemeindeleben zu bedenken.
Ein Teil der Kommunikation verlagere sich derzeit in die sozialen Netzwerke. Aus seiner Sicht kann die Kirche insbesondere junge Leute nach deren Konfirmation an sich binden, die in den Netzwerken im Internet aktiv sind und sich in den Ortsgemeinden eher selten engagieren.

Jörg Bollmann, Direktor des Gemeinschaftswerks des Evangelischen Publizistik, sagte, Kirche müsse dort sein, wo die Menschen sind. So hätten zum Beispiel die Fastenaktion «7 Wochen Ohne» und ein Gemeindewettbewerb des evangelischen Monatsmagazins «chrismon» online große Resonanz gefunden.
 

 

Weitere Informationen in der Bildergalerie: 2. Evangelischer Medienkongress

Der zweite Evangelische Medienkongress behandelte das Thema «Deutschland 2020 - Nach welchen Werten wollen wir senden?». Veranstalter des Kongresses, der vom ZDF unterstützt wird, ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).


 

 

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