Die besonders schönen Momente sind flüchtig. Am liebsten würde man sie festhalten und irgendwo in sich aufbewahren. Nur ein Sinn reicht dann manchmal nicht. Man will sehen, hören, berühren, dass einem tatsächlich so ein Glück widerfährt.
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Manchmal sehe ich etwas Schönes, Erstaunliches und denke: Das Bild oder der Moment ist so besonders, ich würde gerne ein Foto machen. Ich würde es mir gerne immer wieder anschauen können. Ich will mir sicher sein können: Das habe ich wirklich gesehen. Das ist wirklich so passiert. Aber so besonders, wie der Anblick ist, so schnell ist der Augenblick auch wieder vorbei.
In meiner Kindheit hat mal jemand zu mir gesagt: Wenn ich etwas Schönes sehe, dann schließe ich kurz meine Augen, wie der Verschluss einer Kamera, klick, und tue so, als ob ich mit meinen Augen ein Foto mache, damit ich es nicht vergesse. Mir hat diese Technik schon als Kind gefallen. Und ich mache das heute noch ab und zu so. Das verstärkt mein Gefühl: Diesen Moment will ich in meinem Gedächtnis aufbewahren. Er soll irgendwo in mir einen wertvollen Platz haben.
Klar, der Moment bleibt flüchtig. Aber ich lasse ihn in mir länger wirken. Ich gebe dem Staunen und Bewundern Raum, zeige Wertschätzung für den Augenblick und traue meinen Sinnen: Ich sehe das wirklich! Klick. Ich erlebe das wirklich! Klick. Ich bin Teil dieser wundervollen Schöpfung! Klick.
Einer, der den Moment festhalten und mit seinen Sinnen spüren will, ist in der Bibel Thomas. Er ist ein Jünger von Jesus. Nachdem Jesus gekreuzigt, gestorben, begraben und vom Tod auferstanden ist, erscheint er seinen Jüngern. Thomas ist nicht dabei, als das passiert. Die anderen erzählen ihm davon: Jesus lebt! Aber Thomas kann’s nicht glauben. Er will selbst sehen.
Wieder sind die Jünger zusammen. Dieses Mal ist Thomas dabei. Der auferstandene Jesus erscheint und sagt zu Thomas: Komm, gib mir deine Hand und lege sie in meine Wunden! Sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Ob Thomas tatsächlich die Wunden berührt hat, lässt die Geschichte in der Bibel offen. Aber Thomas antwortet Jesus: "Mein Herr und mein Gott!"
Ich glaube: Gott zeigt sich in vielen kleinen Momentaufnahmen, insbesondere in denen, die sich nicht nur mit dem Auge erfassen lassen. Viel mehr in Gesprächen, in Begegnungen, in Erzählungen. Ich versuche zu lernen, sie zu sehen, zu hören, sie zu bemerken. Dann vertraue ich meinem Gefühl, mache ein Foto mit meinen Augen, klick, und bewahre den Eindruck in mir auf.
Es gilt das gesprochene Wort.
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