Das Wort zum Sonntag: "Kinder - Kirche der Zukunft"

Das Wort zum Sonntag: "Kinder - Kirche der Zukunft"
Pastorin Nora Steen
04.05.2013 - 22:40

Das Wort zum Sonntag heute direkt aus Hamburg vom Kirchentag. Wir sind hier in den großen Wallanlagen. Hier war drei Tage lang das Zentrum für Kinder. Kinder haben ihre eigene Kathedrale gebaut. Nicht weit von hier in den Messehallen wurde viel diskutiert, vor allem über das zentrale Thema des Kirchentages: Gerechtigkeit.

 

Moin und herzlich willkommen. Ich war drei Tage hier  in der Stadt unterwegs und habe nach Orten gesucht, an denen ganz konkret erfahrbar wird, was Gerechtigkeit eigentlich ist. Wir Kirchentagsbesucher haben dafür solche blauen Zettel hier in die Hand bekommen, mit denen wir Orte kennzeichnen sollen, die für uns gute Orte sind, an denen möglichst viele Menschen teilhaben können. Das sind Orte, die z.B. mit einer Rampe für Rollstuhlfahrer ausgestattet sind. Oder Orte, die so ausgeschildert sind,  dass sich dort auch Menschen, die nicht unsere Sprache sprechen oder die nicht lesen können, zurecht finden können.

 

Für mich persönlich ist mein guter Ort des Kirchentages hier der Kathedralenbau der Kinder. Vielleicht sind sie ein bisschen skeptisch und fragen sich, na ja, wieso ist das gerade ein guter Ort, das sind ja nur ein paar Kinder, die ein bisschen rumbasteln. Stimmt. Hier werden keine großen Reden geschwungen und hier werden keine Konzepte für eine gerechtere Wirtschaftsordnung entworfen. Aber die Kinder bauen einfach drauf los und ich möchte ihnen einfach ein bisschen zeigen, was mich an diesem Ort so fasziniert. Hier hinter mir sehen sie die Bauhütten, in denen die Kinder an ganz unterschiedlichen Dingen für die Kirche arbeiten. Da gibt es zum Beispiel eine Kerzenwerkstatt, es gibt eine Werkstatt, in der Fenstermosaike hergestellt werden. Oder, es gibt einen Ort, an dem der Altar gebaut wird. Das Tolle ist, alle Kinder können daran teilhaben. Egal, ob sie noch ganz klein oder groß sind, ob sie im Rollstuhl sitzen, ob sie gerne malen oder lieber richtig drauf loshämmern.

 

Die Kinder haben sich auch Kriterien gegeben, wie ihre Kirche aussehen soll. Sie soll zum Beispiel ein gastfreundlicher Ort für alle Menschen sein.  Auch für die, die nicht unseren Glauben haben. Und: Sie soll möglichste bunte Fenster haben, damit man immer was Schönes zu schauen hat, wenn die Predigt mal ein bißchen langweilig wird.

 

Für mich sind es diese Projekte, die zeigen: wir brauchen die Kirchentage.in ihnen wird Zukunft entworfen und geplant und wie hier ganz konkret gebaut. Wie das gehen kann, das zeigen uns ganz konkret die Kinder. Nehmen wir uns also Zeit, schauen wir ihnen zu und lernen wir von ihnen. Nichts andere hat übrigens auch Jesus gemacht, vor über 2000 Jahren. Denn er wusste ganz genau: Wenn wir nicht lernen, die Welt mit den Augen der Kinder zu sehen, wird sich niemals etwas ändern. Weil nur Kinder ein ganz unmittelbares und tiefes Gefühl dafür haben, was gerecht ist und was ungerecht ist. Sie kämpfen dafür, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben. Aus diesem Grund ist für mich das Projekt, der Kathedralenbau im Kirchentag, ein mutmachendes Zeichen, weil ich spüre, wir müssen uns um unsere Zukunft überhaupt keine Gedanken machen.

 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.