Gedenkjahr der starken Frauen

Wort zum Tage
Gedenkjahr der starken Frauen
29.01.2018 - 06:20
10.01.2018
Pfarrerin Sandra Zeidler
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Sie war Köchin, Gärtnerin, Theologin, Managerin einer mittelgroßen Herberge und sechsfache Mutter: Katharina von Bora, die Frau von Martin Luther. Heute ist ihr 519. Geburtstag. Ihr Mann hatte ja letztes Jahr sein großes Gedenkjahr, genauer natürlich seine 95 Thesen, die den Beginn der Reformation markieren. Viel wurde 2017 gefeiert, diskutiert und Neues entdeckt in der Biografie des Reformators, auch über sein Leben mit Katharina, von ihm „Herr Käthe“ genannt, was Anerkennung ausdrücken soll, dafür, wie sie für ihn und das Leben im Wittenberger Schwarzen Kloster gesorgt hat, dass immer genug ihr gebrautes Bier da war, reichlich zu essen und Studenten, die beim Reformator lernten und nebenbei für Kost und Logis bezahlten.

Über Katharina von Bora gab es im Reformationsjahr sogar einen Spielfilm in der ARD. Da wurde gezeigt, wie sie als Kind ins Zisterzienserkloster Mariathron kam, wie sie dort nicht nur Schweigen und Gehorsam lernte, sondern auch Lesen, Schreiben, Singen, etwas Latein, Hauswirtschaft und sicher auch Rechnen. Viel mehr als sie jemals außerhalb der Klostermauern gelernt hätte. Hier hat sie auch die umstürzlerischen Schriften des Reformators gelesen. Der hat sich ganz klar gegen das Klosterleben ausgesprochen, war er doch selber ausgetreten. Zwölf Nonnen aus Mariathron tun es ihm gleich und fliehen, unter ihnen Katharina von Bora. Sie hat ihr Schicksal in die eigene Hand genommen, ohne genau zu wissen, wo das alles hinführen würde.

Sie heiratet Martin Luther. Und sie wird ihm nicht nur Managerin und Hausfrau, sie ist auch theologische Beraterin. Davon zeugen die Briefe, die sich die beiden geschrieben haben. Luther bezog seinen „lieben Herrn Katharina Lutherin, Doktorin, Predigerin zu Wittenberg“ in gerade anstehende Diskussionen ein, ob es der Abendmahlsstreit mit Zwingli war oder die Augsburger Religionsgespräche. Und: sie verstand nicht nur, um was es dabei ging, sie wusste auch ihren eigenen Standpunkt zu beziehen und mitzuteilen. Schließlich hat sie während der Abwesenheit des Hausherrn die Kinder und das Gesinde im Katechismus unterrichtet.

 

Schade, dass der Spielfilm über Katharina von Bora mit dem Tod Luthers endet. Ihr Leben ging ja weiter. Sie schaffte es gegen alle Widerstände, die Verwaltung des Schwarzen Kloster zu behalten und auch Vormund ihrer Kinder zu bleiben. Mehr als außergewöhnlich in der Männerwelt des 16. Jahrhunderts.

Es wird Zeit für ein Gedenkjahr der starken Frauen aller Jahrhunderte, finde ich. 2018 könnten wir doch damit anfangen!

10.01.2018
Pfarrerin Sandra Zeidler