Sommer des Lebens

Wort zum Tage
Sommer des Lebens
03.08.2017 - 06:20
02.08.2017
Pfarrer Florian Ihsen

Dem Kalender nach ist Sommer. Für mich ist Sommer Hitze, Lebendigkeit, Arbeit und Aktivität auf Hochtouren, Vorfreude auf die Ferien, große Reisen machen. Sommer ist: sich mitten im Leben fühlen.

 

Der Sommer kann auch ein Bild für eine ganze Lebensphase sein. Man hat seinen Platz im Leben, die Liebe fürs Leben gefunden. Vielleicht eine Familie gegründet. Man hat berufliche Positionen erobert, hat sein Einkommen, seine Anerkennung im Beruf. Mancher ist realistischer geworden. Manche Träume sind etwas abgeschmolzen und näher am tatsächlich Möglichen. Aber immer noch sind da Pläne, Ziele, Visionen. Das möchte ich noch erreichen. Da entwickelt sich gerade etwas Neues – und das interessiert mich. Ein neues Projekt – und ich bin dabei und hab aus meiner Erfahrung auch einige gute Ideen dafür. Sommer: sich mitten im Leben fühlen.

 

Für Gärten kann der Sommer eine Krisenzeit sein. Das kräftige Grün des Mai verblasst wie ein langsam ausbleichendes Tuch. In der grellen Mittagshitze droht der Rasen zu vertrocknen. Blätter rollen sich auf. Wer vom Urlaub zurückkommt, findet im Garten oft ein Tohuwabohu vor. Vieles blüht nicht mehr, manches ist umgeknickt, weil da ein Sturm oder Platzregen war.

 

Der Sommer des Lebens ist auch krisenanfällig. Man muss öfter zum Arzt. Plötzlich stirbt ein Freund aus Studientagen, genauso alt wie man selbst. Die Kollegin im selben Alter bekommt einen Burnout und muss in die Klinik. Die Eltern sind älter geworden und brauchen Hilfe, der Vater stirbt, die Mutter muss ins Pflegeheim, viel früher als gedacht. Und die glückliche Familie des besten Freundes, mit dem eigenen Haus und den beiden süßen Mädchen, zerbricht.

 

Auch Schatten, Gewitter und Dauerregen gehören zum Sommer und auch zum Sommer des Lebens. Es war übrigens ein völlig verregneter eiskalter Sommer, in dem Paul Gerhardt sein bekanntes Lied geschrieben hat: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben.“

 

In der letzte Strophe heißt es: „Und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen“ Ja. Die Grüntöne können verschieden sein. Im April und Mai ist das Grün leuchtender als im Juni und im August. Wenn sich das Grün im Herbst verfärbt, entstehen nochmal ganz neue Farben. Der Herbst kann prächtig sein. Das hilft mir, wenn ich merke, dass auch der Sommer endlich ist. Heute jedenfalls will ich an Leib und Seele grünen. Das wünsche ich mir.

02.08.2017
Pfarrer Florian Ihsen