Amen

Morgenandacht
Amen
01.04.2021 - 06:35
24.03.2021
Florian Ihsen
Sendung zum Nachhören

Die Sendung zum Nachlesen: 

Evangelische dürfen zur katholischen Eucharistie gehen. Und Katholiken dürfen das evangeli-sche Abendmahl empfangen. Und das aus sehr guten Gründen und mit dem Segen der Kirchen-leitungen. Dafür plädiert ein Dokument eines theologischen Arbeitskreises mit dem Titel: „Gemeinsam am Tisch des Herrn“. Das Dokument ist entstanden, damit endlich offiziell wahr wird, was an vielen Orten schon längst Praxis ist: Evangelische dürfen zur katholischen Eucha-ristie gehen. Und Katholiken dürfen das evangelische Abendmahl empfangen. Aus Rom kam Kritik an diesem Dokument. Jetzt gibt es theologische Antworten von den Befürworterinnen des gemeinsamen Abendmahles. Ein Hin und Her zwischen dem Vatikan und Theolog*innen aus Deutschland. Es wäre schön, wenn die Kirchen hier weiter wären. Erst recht, wo im Mai in Frankfurt wieder ein Ökumenischer Kirchentag stattfindet, dieses Jahr weitgehend digital. 

Heute, am Gründonnerstag, feiern alle christlichen Kirchen den Ursprung von Abendmahl und Eucharistie: Das letzte Mahl Jesu vor seinem Tod. Jesus schließt bei diesem Mahl keinen sei-ner Jünger aus. Auch nicht den Verräter; auch den nicht, der gleich sagen wird: Ich kenne Jesus nicht. Am Ende lassen die Jünger Jesus allein, verraten, verleugnen ihn. Alle, die zuvor von dem Brot gegessen haben, von dem Jesus sagt: „Das ist mein Leib, das bin ich für euch“, alle lassen ihn danach allein. 
Mich tröstet und entspannt: Das letzte Abendmahl hält Jesus nicht mit Super-Jüngern und per-fekten Christen. Sondern mit Menschen, die Brüche in ihren Biographien haben und deren Glaube Brüche und Bruchstellen hat. Die Jünger sind fragwürdige Leute. Menschen wie Du und ich. Die Jünger sind dabei, weil – Jesus sie eingeladen hat. Aus keinem anderen Grund. 
Wer darf heute wo zum Abendmahl, zur Eucharistie gehen?

Ehrlich gesagt: von dieser Diskussion habe ich mich innerlich schon länger verabschiedet. Mich stört daran vor allem die Vorstellung, ein Theologenpapier, ein Pfarrer, eine Bischöfin oder der Papst könnten mir erlauben oder verbieten, dass ich hier oder dort zum Abendmahl gehe. Viel wichtiger ist doch, dass mir das Abendmahl, die Gemeinschaft mit Jesus Christus in Brot und Wein, überhaupt etwas bedeutet. 
Mich überzeugt am meisten die sogenannte Amen-Regel. Auch Kardinäle aus Rom vertreten sie: Wer beim Abendmahl oder bei der Eucharistie einer anderen Konfession dabei ist, und wer zu dieser Feier „Amen“ sagen kann – Amen, ja das stimmt für mich, das ist auch mein Glaube, meine Sehnsucht – die oder der kann die gesegneten Gaben empfangen. Ich für meinen Teil kann so ein Amen sagen, wenn mich vertraute Lieder und Worte ansprechen, wenn eine Pre-digt mein Herz berührt. Und wenn ich durch die Atmosphäre spüre: Hier bin ich willkommen. Und hier wäre auch meine lesbische Freundin willkommen. Und mein Kollege, der geschieden und wiederverheiratet ist. Es gibt solche Gemeinden, Gott sei Dank. In allen christlichen Kon-fessionen. Das Umgekehrte kenne ich auch: dass man sich in der eigenen Kirche fremd fühlt und nicht zustimmen, nicht Amen sagen kann.

Kann ich mit Herz und Mund Amen sagen oder nicht? Beides gehört zum Abendmahl: Die Ge-meinschaft mit Christus in Brot und Wein, die ich mit meinem Amen bezeuge. Und auch, dass zur Abendmahlsgemeinschaft Menschen gehören, deren Glaube mir fremd ist. Manchmal so fremd, dass mir so Recht kein Amen über die Lippen kommen will. 
Entscheidend ist für mich: Jesus Christus selbst lädt ein zum Abendmahl, zur Eucharistie. Der konkrete Gottesdienst, egal welcher christlichen Konfession, macht diese Einladung hörbar und sichtbar. So gut und so überzeugt sie eben kann. 
Und wenn jemand sich eingeladen fühlt und einfach zum Altar kommt – wer will sie oder ihn abweisen?
 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Zum Votum des ÖAK:
https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/zentraleseiten/aktuelles/gemeinsam_am_tisch_des_herrn._ein_votum_des___kumenischen_arbeitskreises_evangelischer_und_katholischer_theologen.pdf

Zur Kritik aus dem Vatikan: 
https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2020/2020-09-18_Kard.-Ladaria_Lettera-Vorsitzender-DBK.PDF

Die Frankfurter Erklärung als Antwort darauf: 
https://frankfurt.bistumlimburg.de/beitrag/vertrauen-ist-besser-antwort-aus-frankfurt-an-kardinal-koch/
 

24.03.2021
Florian Ihsen