Konfirmation und Kletterparcours

Morgenandacht

epd-bild/Jens Schulze/Jens Schulze

Konfirmation und Kletterparcours
30.04.2022 - 06:35
29.01.2022
Jan von Lingen
Sendung zum Nachhören

Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 

Die Sendung zum Nachlesen: 

Urlaub auf Korsika. Unsere Tochter ist gerade sechs Jahre alt. Sie trägt ein rotes T-Shirt, Piratenkopftuch und Lederhandschuh. Wir sind zusammen in einem Kletterpark. Und sie steht mit den Füßen auf einem Stahlseil und mit beiden Händen hält sie sich an einem zweiten Stahlseil auf Kopfhöhe fest. Ausgestreckt zwischen Erde und Himmel in einem Kletterparcours setzt sie einen Fuß vor den anderen und balanciert über eine Schlucht. Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, frage ich mich: Wer - um Himmels willen - hat das erlaubt?

 

Ich habe das erlaubt, weil meine Tochter von einem Klettergurt und einem Seil gesichert war und weil ich nur einen Griff entfernt war. So konnte sie die Herausforderung annehmen und als eines der jüngsten Kinder mit mir den Kletterparcours gehen.

 

Szenenwechsel. Neun Jahre später. Aus dem rotem T-Shirt und dem Piratenkopftuch ist ein schönes schwarzes Kleid geworden, die blonden Locken harmonieren mit der schönen Goldkette. Wir feiern Konfirmation. Unsere Tochter geht im Konfirmationsgottesdienst ganz selbstbewusst zum Altar und lässt sich einsegnen. Die Kleidung, der Ort, die Musik, die Gäste zeigen: Das ist ein festlicher Tag für unsere Familie und unsere Tochter. Wir feiern einen großen Schritt vom Kindsein ins Erwachsenwerden.

 

Früher begann tatsächlich nach der Konfirmation die Lehre. Und vielleicht ahnen wir Älteren mehr als die jungen Leute: Du, junger Mensch, wirst nicht immer mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Manchmal ist auch das Leben wie ein „Kletterparcours“. Und manchmal ist der Weg von der einen Seite zur anderen schwierig, schwankend, mühsam oder gar gefährlich. Klimawandel, Corona und Krieg in Europa – das hat so manche Gewissheiten auch der Älteren als trügerisch entlarvt. Und lässt den Weg in die Zukunft schwieriger denn je erscheinen. Und die ganz persönlichen Krisen sind ja auch noch zu bewältigen.

 

An diesen Sonntagen im April und Mai werden viele junge Menschen konfirmiert. Dann machen sie fest an ihrem ganz persönlichen Sicherungsseil. Denn in dem Wort „Konfirmation“ steckt das Wort „firm“. „Firm“ heißt „fest“. Der Konfirmationsspruch, die ganze Feier und auch der Segen tragen dazu bei, sie zu stärken. Ganz im Sinne von Psalm 139: „Nähme ich Flügel der Morgenröte. und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Solch ein Vertrauen hilft, sich dem Leben und seinen Herausforderungen zu stellen. Das wünschen wir den Jugendlichen.

 

Im Kletterpark auf Korsika kam dann die schwierigste Passage. Am Ende ging es nicht mehr darum, einen Fuß vor den anderen zu setzen und über ein Stahlseil zu balancieren. Man sollte sich mit einer Rolle in ein schräg gespanntes Stahlseil einhängen, sich abstoßen und so über einen Fluss schweben, tief unter uns, sicher 30, 40 Meter weit. Meine Tochter hätte die letzte Passage auch zu Fuß gehen können, aber nein! Sie wollte keine Abkürzung, hatte keine Angst. Stattdessen hat sie routiniert gehandelt: Sicherungsseil befestigen, Rolle auf das Stahlseil legen, Lederhandschuh an und abstoßen. Dann schwebt sie über das Flussbett.

 

Wenn an den Sonntagen im April und Mai junge Menschen konfirmiert werden, dann wünschen ihnen die Familien und Gemeinden viel von diesem Mut, nämlich: sich „abzustoßen“ und sich dem Leben anzuvertrauen. Der Segen der Konfirmation ist wie ein unsichtbares Seil, das in vielen Herausforderungen des Lebens trägt und letztlich zwischen Himmel und Erde gespannt ist. Der Segen ist das feste Versprechen des Glaubens: Nicht du musst dich selbst festhalten, sondern du wirst gehalten, von einem, der größer ist. 

 

So wie es in Psalm 139 heißt: „Deine Hand wird mich führen und Deine Rechte mich halten!“. Gottes Hand führt nicht vorbei an den Wunden und den Fragen der Welt. Sondern über sie hinweg - und hoffentlich ein gutes Stück weiter.

Urlaub auf Korsika. Unsere Tochter ist gerade sechs Jahre alt. Sie trägt ein rotes T-Shirt, Piratenkopftuch und Lederhandschuh. Wir sind zusammen in einem Kletterpark. Und sie steht mit den Füßen auf einem Stahlseil und mit beiden Händen hält sie sich an einem zweiten Stahlseil auf Kopfhöhe fest. Ausgestreckt zwischen Erde und Himmel in einem Kletterparcours setzt sie einen Fuß vor den anderen und balanciert über eine Schlucht. Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, frage ich mich: Wer - um Himmels willen - hat das erlaubt?

 

Ich habe das erlaubt, weil meine Tochter von einem Klettergurt und einem Seil gesichert war und weil ich nur einen Griff entfernt war. So konnte sie die Herausforderung annehmen und als eines der jüngsten Kinder mit mir den Kletterparcours gehen.

 

Szenenwechsel. Neun Jahre später. Aus dem rotem T-Shirt und dem Piratenkopftuch ist ein schönes schwarzes Kleid geworden, die blonden Locken harmonieren mit der schönen Goldkette. Wir feiern Konfirmation. Unsere Tochter geht im Konfirmationsgottesdienst ganz selbstbewusst zum Altar und lässt sich einsegnen. Die Kleidung, der Ort, die Musik, die Gäste zeigen: Das ist ein festlicher Tag für unsere Familie und unsere Tochter. Wir feiern einen großen Schritt vom Kindsein ins Erwachsenwerden.

 

Früher begann tatsächlich nach der Konfirmation die Lehre. Und vielleicht ahnen wir Älteren mehr als die jungen Leute: Du, junger Mensch, wirst nicht immer mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Manchmal ist auch das Leben wie ein „Kletterparcours“. Und manchmal ist der Weg von der einen Seite zur anderen schwierig, schwankend, mühsam oder gar gefährlich. Klimawandel, Corona und Krieg in Europa – das hat so manche Gewissheiten auch der Älteren als trügerisch entlarvt. Und lässt den Weg in die Zukunft schwieriger denn je erscheinen. Und die ganz persönlichen Krisen sind ja auch noch zu bewältigen.

 

An diesen Sonntagen im April und Mai werden viele junge Menschen konfirmiert. Dann machen sie fest an ihrem ganz persönlichen Sicherungsseil. Denn in dem Wort „Konfirmation“ steckt das Wort „firm“. „Firm“ heißt „fest“. Der Konfirmationsspruch, die ganze Feier und auch der Segen tragen dazu bei, sie zu stärken. Ganz im Sinne von Psalm 139: „Nähme ich Flügel der Morgenröte. und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Solch ein Vertrauen hilft, sich dem Leben und seinen Herausforderungen zu stellen. Das wünschen wir den Jugendlichen.

 

Im Kletterpark auf Korsika kam dann die schwierigste Passage. Am Ende ging es nicht mehr darum, einen Fuß vor den anderen zu setzen und über ein Stahlseil zu balancieren. Man sollte sich mit einer Rolle in ein schräg gespanntes Stahlseil einhängen, sich abstoßen und so über einen Fluss schweben, tief unter uns, sicher 30, 40 Meter weit. Meine Tochter hätte die letzte Passage auch zu Fuß gehen können, aber nein! Sie wollte keine Abkürzung, hatte keine Angst. Stattdessen hat sie routiniert gehandelt: Sicherungsseil befestigen, Rolle auf das Stahlseil legen, Lederhandschuh an und abstoßen. Dann schwebt sie über das Flussbett.

 

Wenn an den Sonntagen im April und Mai junge Menschen konfirmiert werden, dann wünschen ihnen die Familien und Gemeinden viel von diesem Mut, nämlich: sich „abzustoßen“ und sich dem Leben anzuvertrauen. Der Segen der Konfirmation ist wie ein unsichtbares Seil, das in vielen Herausforderungen des Lebens trägt und letztlich zwischen Himmel und Erde gespannt ist. Der Segen ist das feste Versprechen des Glaubens: Nicht du musst dich selbst festhalten, sondern du wirst gehalten, von einem, der größer ist. 

 

So wie es in Psalm 139 heißt: „Deine Hand wird mich führen und Deine Rechte mich halten!“. Gottes Hand führt nicht vorbei an den Wunden und den Fragen der Welt. Sondern über sie hinweg - und hoffentlich ein gutes Stück weiter.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

29.01.2022
Jan von Lingen