„Singen könnte helfen!“

Wort zum Tage
„Singen könnte helfen!“
27.09.2016 - 06:23
27.09.2016
Pastor Sebastian Begaße

Wenn eines meiner Lieblingslieder im Radio läuft, singe ich gern laut mit. Oder wenn mir was richtig gut gelungen ist. Oder eine Not sich aufgelöst hat. Dann singe ich. Als Gott das Volk Israel  aus der ägyptischen Sklaverei befreit, fangen Mose und die anderen auch an zu singen: „Meine Stärke und mein Lied ist der Herr - er ist für mich zum Retter geworden.“ (2. Mose 15,2)  Ja, mit so einer Erfahrung fällt es sicher leicht, Gott zu loben.
Aber es gibt auch die Zeiten, da ist mir gar nicht zum Singen zumute. Da ersticken Sorge, Angst oder auch die Wut die Lust zum Singen. Da lässt sich ein Stein nicht so einfach vom Herzen wegrollen.


Und manchmal mache ich mich auch selber in meinem Herzen breit und drängle Gott vor die Tür, weil ich fürchte, er könnte  unzufrieden mit mir sein – und auch noch recht damit haben.


Das Lied, das ich dann von mir selbst singe, klingt nicht schön: Ich atme unruhig im Takt der Angst und Hetze, eine Kakophonie in Schiss-Dur sozusagen. Aber Gott achtet sicher nicht nur auf die kräftigen „Hallelujas“.  Gott hört auch  die  Zwischentöne, wo´s bei mir schräg klingt und die Luft dünn wird. In solchen Momenten hilft mir oft ein Satz des Apostels Paulus: „Der Heilige Geist vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.“ (Römer 8, 26) Gott weiß  offenbar, wie es mir geht - und kennt die Gründe dafür genau. Wer singt, ist schon nicht mehr sprachlos. Singen überwindet, was mich lähmt und mir die Freude am Leben nimmt.  Und darum muss man manchmal genau dann singen, wenn einem gar nicht zum Singen zumute ist.  Gute Lieder sind  kleine und manchmal auch große Siege gegen die Finsternis.


1976 wurde der Musiker Bob Marley kurz vor einem Friedenskonzert niedergeschossen. Dennoch trat er verletzt auf, spielte und sang seine Lieder. Als er deswegen gefragt wurde, antwortete er: „Die Menschen, die versuchen, diese Welt noch schlimmer zu machen, nehmen keinen Tag frei. Warum sollte ich mir dann frei nehmen?"


Bob Marley wollte nicht der Gewalt, Verletzung oder Angst das letzte Wort  lassen. Er nahm den Kampf dagegen auf – nicht mit der Faust, sondern mit dem Singen von Liedern.


Es gibt zwei Möglichkeiten: Ich verschließe mein Herz und lasse mich  mundtot machen von meinen Sorgen und Ängsten, meinem schlechten Gewissen oder, der Wut  über Ungerechtigkeit.


Oder ich singe dagegen an, gegen das, was mir die Freude am Leben nimmt und mich von Gott zu trennen versucht.
Die Lieder, die wir im Gottesdienst singen, erinnern  an das, was Gott getan hat.  Er hat uns und aller Welt das Leben geschenkt. Und Jesus hat den Tod besiegt.  Am Ende wird sich zeigen, dass Gott stärker ist als alles, was uns traurig oder ängstlich macht. Das Letzte wird nicht ein Klagen und oder Schreien sein, sondern ein Danken und Singen.

27.09.2016
Pastor Sebastian Begaße