Offener Horizont

Wort zum Tage
Offener Horizont
25.03.2021 - 06:20
19.03.2021
Evamaria Bohle
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Das Spielfeld ist viel größer. Die Geburt ist kein Anfang, und der Tod kein Ende. Christus ist das Licht der Welt, und Jahre spielen keine Rolle im Reich Gottes. Geschlecht ist keine Kategorie. Sex oder Gender – Menschenkram. Wie viele Schattierungen hat die Haut? Das Spielfeld ist so viel größer, und das Reich Gottes inwendig in euch.

Dass die Sonne zu wärmen beginnt, dass es Frühling wird, lieben wir alle. Wenn nur die Pollen nicht wären. Natur kann so anstrengend sein.

Die Schöpfung ist ein Paradies mit vielen Fehlern. Coronaviren inklusive. Gott gedachte es gut zu machen. Wo Leben ist, gehört Sterben immer dazu. Das Spielfeld ist größer. Covid 19 ist keine Geißel Gottes, sondern eine tückische Krankheit.

Schon das ist schwer zu ertragen. Wen soll man nur beschimpfen wegen der Pandemie? Die Fledermäuse? Die Regierung? Die Virologie? Gott sein Leid zu klagen, ist eine Möglichkeit. Wer ist schuld, dass der böse Wolf zurück ist, der kein böser Wolf ist? Auch wenn er Schafe reißt und Lämmer frisst. - Natur kann sehr anstrengend sein. Und der Mensch? Lieben kann er, wenn er will, der Mensch.

Das Spielfeld ist größer. Wer ehrlich ist, liebt Natur nur in Anführungsstrichen. Es sei denn, die Liebe schließt das Sterben mit ein. Das Töten und Fressen und Gefressen werden. Wer das kann, darf die Anführungsstriche weglassen. Wir anderen sind sentimental. Das ist nicht schlimm. Es hat nur kaum etwas mit Liebe zu tun, scheint mir. Es gibt viel Sentimentalität, wenn es um Natur geht. Um Tiere. Am Himmel ist Rosa immer schön, junge Hunde sind zuverlässig niedlich und ein erwachender Frühlingswald öffnet das Herz. 

Natur kann zum Niederknien schön sein, zum Staunen großartig und ist doch grausam und gewalttätig. Der Schoß von Mutter Natur ist ein Schleudersitz. Die bestangepasste Spezies überlebt, die Starken fressen die Schwachen. Ein Spielplatz des Todes, aber im Totholz wächst Zukunft. Corona bringt täglich Väter, Schwestern, Großmütter unter die Erde. Weltweit. Was wird hier wachsen aus ihren Gräbern? 

In den Texten der alten Kirche, die noch nichts von Viren wusste, ist das größere Spielfeld mitgedacht in der weisen Formulierung, dass Gott „Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“ ist.  Unser Weltwissen hat Grenzen, meint das. Gott sei Dank, wir können uns einen offenen Horizont leisten. Das Spielfeld ist viel größer. 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

19.03.2021
Evamaria Bohle