Friedensabenteuer

Wort zum Tage
Friedensabenteuer
03.12.2019 - 06:20
05.09.2019
Dirck Ackermann
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Februar in diesem Jahr. Ein weiterer Tag in Bulawayo im Süden von Simbabwe. Einigermaßen gerädert wache ich auf. Gerädert von der abenteuerlichen langen Fahrt gestern durch schlammige Pisten und strudelnde Flüsse. Doch heute morgen strahlt wieder die Sonne. Meine Gastgeber sind schon da. Wir haben es überlebt! Wie gut! Dankbar fallen wir uns um die Arme.

Heute soll ein ruhiger Tag werden. Wir bleiben in der Stadt. Das kann ich heute gut gebrauchen. Doch dann wird es doch noch ein Abenteuer.

Wir fahren durch die Straßen. Noch vor wenigen Wochen fanden hier Aufstände wegen der horrenden Preissteigerungen statt. Ich blicke auf zerstörte Häuser. Eingeschlagene Scheiben.

Wir halten am einzigen Einkaufszentrum der Stadt. Jetzt nur noch eine Brandruine. Ich rieche verbranntes Holz und den ätzenden Geruch von verbranntem Kunststoff. Gegenseitige Schuldzuweisungen: Regierungstruppen waren es – Nein: die Aufständischen.

Unser nächst Halt: eine Kirche. Ein Ort mit dem herben Charme einfacher Betonarchitektur. Immerhin nicht zerstört. Heute versammeln sich hier Vertreter aus verschiedenen Kirchen und Konfessionen. Und Menschen aus der Umgebung, auch Vertreter von den örtlichen Behörden.

Es ist sehr eng im Raum. Stickige Luft. Und dann höre ich die Berichte aus den letzten Wochen. Sie nehmen mir fast den Atem.

Eine Frau erzählt: Polizisten drangen in ihr Haus ein. Kurz nach den Aufständen. Ihre letzten Lebensmittel wurden beschlagnahmt. Sie hat sie nicht zurückerhalten. Der Mann wurde verhaftet. So steht sie nun alleine da, ohne Einkommen, ohne Lebensmittel.

Ein Mann ist an Kopf und Händen verbunden. Er berichtet, wie er auf dem Weg zur Arbeit von Soldaten aufgehalten wurde. Und dann zu Boden geschlagen und verletzt. Seine Anzeige bei der Polizei wurde abgewiesen.

Weitere verstörende Geschichten: Polizisten, die stehlen, Soldaten, die die eigene Bevölkerung bedrohen und schlagen.

Und dann höre ich die Worte eines Bischofs an die Vertreter von der örtlichen Regierung, Polizei und Militär gerichtet: Ihr verspielt das Vertrauen in die Politik und den Staat. Darum sind wir hier, um gemeinsam daran zu arbeiten, wieder Vertrauen untereinander aufzubauen. Wir müssen uns alle zusammenschließen, um solche Gewalttaten nie wieder passieren zu lassen.

In diesem Moment merke ich: Für Frieden einzutreten, ist ein echtes Abenteuer und erfordert Mut. Mut zur Wahrheit und Mut zur Versöhnung. Ein viel größeres Abenteuer, als mit dem Geländewagen durch die Wildnis zu fahren.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

05.09.2019
Dirck Ackermann